Banken gehören in der Regel nicht wirklich zu den beliebtesten Ausflugszielen für Kinder, obwohl es durchaus kindgerechte Angebote wie den KNAX-Club, diese MIKE-Heftchen oder das Jeans-Sparbuch gab. Gibts die MIKE-Comics eigentlich noch? Die waren wohl ganz gut und ich hatte einige von denen. Nun gut - über ein Comic hat sich sehr wahrscheinlich jedes Kind gefreut, aber das war für unseren Chris natürlich nicht der einzige Grund zur Freude, wie Ihr Euch sicherlich schon denken könnt.
Wir fuhren früher immer in die Lipperoder Filiale an der Lippestraße 30, die um 1973 dort noch als Spar- und Darlehenskasse "in einem architektonisch reizvollen Gebäude...", wie es die Verfasser meines heiß geliebten Heimatbuches "Der Kreis Lippstadt" so treffend formulieren, ein neues Zuhause gefunden hatte. Das architektonisch reizvolle Gebäude ist ein typischer Bau der frühen 1970er Jahre, zwar ohne Waschbetonplatten, aber dennoch mit symptomatischen Elementen. Allen voran wären die großen Fensterflächen mit Alurahmen sowie das markante Dach zu nennen.
Innen gab es meiner Erinnerung nach einen dicken, grünen Teppichboden sowie reichlich Holz und wo ich das jetzt hier gerade schreibe, habe ich sofort den typischen Geruch in der Nase. Toll!
Ja - während meine Eltern sich dann Geld am Schalter auszahlen ließen oder anderen Bankgeschäften nachgingen, wartete ich immer im Besucherbereich auf schwarzen Lederstühlen mit verchromtem Rahmen. Ich wartete gern dort, denn von hier aus hatte man einen sehr guten Blick auf den Fotokopierer. Dieser stand auf einem Tisch an der Wand und unter dem Tisch hing er - ein GLORIA Pi 6 G aus dem Jahre 1973/74. Obwohl er gut versteckt war, hatte ich ihn natürlich trotzdem sofort entdeckt und was mir an diesem Modell sofort aufgefallen war, waren die schwarzen Standfüße und der sehr nüchterne, aufgeräumte Siebdruck. Sonst kannte ich nur die Vorgängerversion des Pi mit Sternboden und dem typischen Siebdruck ab 1964; so einen hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Ein tolles Gerät, an welchem ich mich nicht satt sehen konnte und welches ich jedes mal auch gern mitgenommen hätte, aber das ging natürlich nicht.
Irgendwann wurde die Filiale dann renoviert und umgestrickt, wobei nicht nur der gesamte Kassenbereich sondern auch der schöne GLORIA Pi 6 G verschwand. Schade, denn ich kenne nur wenige Gebäude, wo ein Löscher so perfekt ins Gesamtbild passte, wie bei der Lipperoder Volksbank. Die Filiale gibt es noch und das Gebäude sieht von Außen fast noch so aus wie früher. Gut, die Fenster wurden mal neu gemacht und der Eingangsbereich wurde umgestaltet, aber ansonsten ist es noch so wie früher.
Heute habe ich natürlich solch einen Pi und immer wenn ich ihn sehe, muss ich an die Volksbank Lipperode denken.
©. Menzel 2018
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