Freitag, 31. Januar 2020

Report aus dem Museum: Der GLORIA KS 2 SG - ein Feuerlöscher nur für Gasbrände

Kohlendioxidlöscher werden heutzutage überwiegend zum Schutz elektrischer Anlagen eingesetzt und wir finden sie daher in Serverräumen, Elektroverteilungen, Schalträumen, Telefonzentralen und allsonstigem. Auch in sterilen Räumen wie Laboren und im direkten Umfeld empfindlicher Maschinen treffen wir solche Geräte an. Man könnte Brände in oben genannten Bereichen auch mit Schaum-, Pulver- oder größtenteils sogar mit Wasserlöschern sicher bekämpfen, doch man greift zum Kohlendioxid, da es vollkommen rückstandsfrei löscht und keine Löschmittelschäden hinterlässt. Bei diesen "herkömmlichen" Kohlendioxidlöschern, wie wir hier links einen GLORIA Typ KS 2 SB aus dem Jahre 1982 sehen, wird das im Behälter befindliche Kohlendioxid über ein Steigrohr aus der Flüssigphase entnommen und in die Schneebrause (schwarz) geleitet. Hier entspannt sich das Kohlendioxid und tritt als großflächige Nebelwolke aus, welche sich sanft und weich wie eine Decke über das Brandobjekt legt und das Feuer sowie alles andere im Wirkungsbereich erstickt.

Bis vor knapp 30 Jahren hat es allerdings auch Geräte gegeben, welche explizit zum Löschen von Gasbränden der Brandklasse C zugelassen waren und im Folgenden möchte ich Euch mit dem links abgebildeten GLORIA Typ KS 2 SG einen dieser seltenen Spezial-Feuerlöscher vorstellen.
Zur Geschichte: Die Ursprünge dieser Geräte reichen bei GLORIA bis in die Mitte der 1960er Jahre zurück, denn 1964 wurden erstmals ein 6 kg und ein 1,5 kg Kohlensäure-Gaslöscher auf den Markt gebracht. Dass es solche Geräte von GLORIA vor 1964 gab, ist mir nicht bekannt.
Die Zulassung der 6 kg-Geräte wurde bereits 1978 zurückgezogen und die kleinen, ab 1978 nicht mehr 1,5 kg sondern 2 kg fassenden Geräte, verschwanden spätestens 1992 mit Inkrafttreten der EN 3 von der Bildfläche.



Wie wir auf dem Bild links sehen, besitzt der Kohlendioxid-Gaslöscher anstatt der Schneebrause eine Hochdruckgasdüse, welche keine sanfte Nebeldecke erzeugt sondern einen brachialen, punktuell wirksamen Kohlendioxidstrahl freisetzt. Die Löschwirkung beruht hauptsächlich darin, dass das Kohlendioxid ungebremst mit vollem Flaschendruck in den Gasbrand injiziert wird und diesen förmlich zerreißt. Die Entnahme aus dem Behälter erfolgt hierbei nicht flüssig, sondern gasförmig und der Grund hierfür wird sehr wahrscheinlich darin liegen, dass sich flüssiges, über ein Steigrohr entnommenes Kohlendioxid beim Übergang in die Gasphase entspannt und dadurch elektrostatisch auflädt. Ich habe schon unzählige Kohlendioxidlöscher abgeblasen und dabei teilweise richtig einen durch die Socken gebraten gekriegt; Die Funken, die bei diesen Entladungen entstehen, könnten ein bereits abgelöschtes Gas-Luftgemisch im richtigen Mischungsverhältnis sicher erneut zünden. 
Sehr zum Nachteil bei der Entnahme aus der Gasphase ist allerdings, dass das Kohlendioxid im Behälter erst in ausreichender Menge verdampfen muss, um die gewünschte Wirkung des Löschers zu erzielen. Am Anfang haut der Kohlendioxid-Gaslöscher richtig rein, aber nach recht kurzer Zeit lässt die Kraft erheblich nach. Das Kohlendioxid verdampft mit zunehmender Nutzungsdauer des Löschers durch den sich stark abkühlenden und allmählich einfrierenden Behälter zu langsam, um einen kräftigen Gasstrom zu entfalten. Irgendwann zischt es dann nur noch, obwohl der Feuerlöscher noch nicht gänzlich leer ist.
Dem Benutzer blieb also nicht nur eine recht kurze Zeitspanne, um wirksam zu löschen, sondern er konnte das volle Potential des Löschers in der Regel auch nicht voll ausschöpfen.
Zudem war die Chance, den Löschversuch zu vergeigen denkbar hoch, denn Ihr müsst wissen, dass der Kohlendioxid-Gaslöscher kein herkömmlicher Feuerlöscher war, mit welchem jeder einfach umgehen konnte.
Er war vielmehr als Waffe zu betrachten, welche sich beim Betätigen des Abzugbügels auch genauso verhielt. Der Rückstoß war erheblich und wer nicht wusste, was da auf einen zukommt, erschrak sich furchtbar, verriss die Düse und der erste, kräftigste Schuß ging schonmal in die Buxe. Nach diesem ersten Schreck schmiss der Benutzer den Löscher dann wahrscheinlich weg und fasste fortan nie wieder einen Feuerlöscher an.
Zudem musste man auch erstmal die Traute haben, sich so einem Gasbrand zu nähern - das kommt ja noch hinzu! Man musste mit einem solchen Feuerlöscher wirklich so nah wie es ging an die Stichflamme und das war bestimmt nicht Jedermanns Sache.


Alles in allem lässt sich sagen, dass die Kohlendioxid-Gaslöscher allein durch ihre mechanische Kraft dazu in der Lage waren, einem Gasbrand Herr zu werden, aber genau diese Kraft war es auch, welche die Anwendung solcher Geräte für unerfahrene Benutzer gefährlich machte. Je nach Umgebungstemperatur waren zwischen 60 und 240 bar auf dem Kessel - je wärmer der Löscher, desto wuchtiger war der austretende Kohlendioxid-Strahl. Aufgrund diverser Erfahrungen, die ich mit solchen Kohlendioxid-Gaslöschern schon gemacht habe, bin ich mir sicher, dass so ein Gerät bei Umgebungstemperaturen jenseits der 35 °C nur noch schwer unter Kontrolle zu halten war.
Die Kohlendioxid-Gaslöscher waren ausgesprochen selten und es hatten in der Regel auch nur eine Handvoll Personen Zugriff auf solche Geräte. Ob diese jedoch auch mal eine praktische Einweisung erhalten haben... ich wage das mal zu bezweifeln. Es wird mit Sicherheit auch den einen oder anderen Unfall gegeben haben, denn die Vorgängermodelle waren bis 1977 auch für die Flüssigkeitsbrände der Brandklasse B zugelassen. Was passiert, wenn man mit solch einem Löscher in eine brennende Flüssigkeit hält, brauch ich ja wohl nicht extra erklären.
Der KS 2 SG ist der letzte Kohlendioxid-Gaslöscher, den es bei GLORIA gegeben hat und das hier gezeigte Modell aus dem Jahre 1979 gehört zur ersten Generation der Modellreihe.
Ich bin stolz, Euch dieses außergewöhnliche Modell präsentieren zu können.

©. Menzel 2020

Mittwoch, 29. Januar 2020

GLORIA Halonlöscher Typ HA 6 V Bj. 1978

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN Feuerlöscher
6 kg Halon 1211
Baujahr: 1978
Bauart: H 6 L - Dauerdrucklöscher
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 22/78
Inhalt: 6 kg Bromchlordifluormethan (Halon 1211)
Treibmittel: Stickstoff
Betriebsdruck: ca. 15 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 10,0 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1978

©. Menzel 2020

GLORIA Pulverlöscher DIN TROCKEN 6 Bj 1957

Hersteller: H. Schulte-Frankenfeld - Spezialfabrik für Feuerlöschtechnik
DIN TROCKEN 6
Typ: -
Baujahr: 1957
Bauart: P 6 H - Aufladelöscher mit außenliegender Treibmittelflasche
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 17/52
Inhalt: 6 kg BC-Pulver
Treibmittel: 150 g Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 10 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 12,0 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1952-1957

©. Menzel 2020

GLORIA Pulverlöscher Typ Pi 12 Bj. 1961

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN TROCKEN 12
Typ: Pi 12
Baujahr: 1962
Bauart: P 12 H - Aufladelöscher mit innenliegender Treibmittelpatrone
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 16/60
Inhalt: 12 kg BC-Pulver
Treibmittel: 300 g Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 15-18 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 20,0 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1960-1962

©. Menzel 2020

GLORIA Pulverlöscher Typ Pi 6 G Bj. 1987

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN Feuerlöscher
6 kg ABC-Pulver
Typ: Pi 6 G
Baujahr: 1983
Bauart: PG 6 H - Aufladelöscher mit innenliegender Treibmittelflasche
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 54/78
Inhalt: 6 kg ABC-Pulver
Treibmittel: 140 g Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 18 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 11,5 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1983-1992

©. Menzel 2020

Dienstag, 7. Januar 2020

GLORIA Pulverlöscher Typ Pi 6 G Bj. 1980 - Schweizer Ausführung

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN Feuerlöscher
6 kg ABC-Pulver
Typ: Pi 6 G
Baujahr: 1980
Bauart: PG 6 H - Aufladelöscher mit innenliegender Treibmittelflasche
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 54/78*
Inhalt: 6 kg ABC-Pulver - Größe 4
Treibmittel: 140 g Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 18 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 10,5 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1978-1983

* In Anlehnung an die Zulassung in Deutschland.
Schlauch nachgerüstet und nicht original ab Werk.

©. Menzel 2020

Freitag, 3. Januar 2020

Kindheitserinnerungen Feuerlöscher - Erinnerungen an Feuerlöscher anderer Hersteller

In unserer Region waren Behörden, Schulen, Geschäfte sowie Gewerbe und Industrie fast ausschließlich mit Feuerlöschern der Marke GLORIA ausgestattet und einige habe ich im Rahmen meiner Kindheitserinnerungen ja auch schon vorgestellt. Es gab jedoch auch den einen oder anderen Feuerlöscher, welcher nicht von GLORIA war und auch mit solchen Geräten verbinde ich gewisse Erinnerungen, die ich in diesem Beitrag einmal zum Besten geben möchte - unter fremder Flagge sozusagen. Obwohl sie nicht von GLORIA sind, befinden sich alle hier gezeigten Feuerlöscher in meinem Besitz - das ist eben dieser Blick über den Tellerrand hinaus, wovon ich in meinem Artikel "Vom Sammeln und Horten" spreche. Solange es im Rahmen bleibt, ist das völlig in Ordnung.

AKO Kaufhalle Paderborn
Meine Großeltern landeten aus beruflichen Gründen Anfang der 1960er Jahre in Paderborn und blieben auch dort, weshalb regelmäßige Besuche in der Domstadt an der Pader für mich fast schon zum Alltag gehörten und völlig normal waren. Lippstadt und Paderborn sind ja nah beinander, da ist man über die Käffer in 30 Minuten da. Natürlich bin ich immer gern zu Opa und Oma gefahren, aber ich ging Samstags auch immer gern mit in die Stadt runter. Erste Anlaufstelle war hin und wieder das Schuhhaus Wüseke, da gab es dann erstmal neue Treter. Ich hasste Schuhe kaufen... wenn ich den Verkäufer mit diesem Messdingen für die Füße schon sah... Nachdem er mich damit gequält hatte, schleppte er Unmengen an Schuhen ran, die ich anziehen musste... furchtbar war das, aber er tat ja auch nur, wie ihm geheißen. Als kleine Entschädigung gab es abschließend an der Kasse aber immer ein oder zwei kleine Lurchiheftchen* mit dabei und da waren die neuen Schuhe dann auch vergessen.
Nach einem Besuch bei Salamander-Wüseke ging es dann immer zur schräg gegenüberliegenden Kaufhalle an der Westernstraße und DAS war ein Highlight für mich. Dort gab es auf drei Etagen neben Klamotten zum Anziehen auch alles rund um den Haushalt. Was mich dort hinzog, war natürlich nicht die Auslage, sondern die Feuerlöscher der Marke AKO. Die Kaufhalle AG hatte ihren Sitz in Köln und deshalb kamen auch in Paderborn Feuerlöscher des Hauslieferanten AKO aus Opladen an die Wand. Sonst war die Marke AKO im tiefen Westfalen eher unbekannt und ich kenne diese Geräte nur von dort. Sonst habe ich sie nie in freier Wildbahn gesehen.
Die 6 kg ABC-Pulverlöscher stammten aus den frühen 1960er Jahren und gehörten somit zur Erstausstattung des Gebäudes. Mit ihren goldenen Aufdrucken erinnerten sie mich immer etwas an GLORIA und ganz besonders interessant fand ich den seitlich am Behälter angeschweißten Griff. Selbst von draußen sah man einen... der hing direkt rechts neben der Eingangstür quasi im Schaufenster. Auch wenn man nur dran vorbeilief Richtung Grube und Dom, konnte man einen Blick erhaschen... und das tat ich natürlich. Wenn man reinging, fand man sie überall an den vertäfelten Wänden verteilt - herrlich!
Die Kaufhalle gibt es heute nicht mehr, die fast 60 Jahre alten Feuerlöscher natürlich erst recht nicht. Das Gebäude existiert allerdings noch und heute ist da glaube ich im EG und im 1. OG eine Filiale der Mayerschen drin. Eine sehr schöne Erinnerung und ich freue mich, dass ich vor einigen Jahren so ein Modell mal ergattern konnte.

*Die Sammelbände I-VII habe ich übrigens heute noch und ich werde sie meiner kleinen Tochter genauso vorlesen, wie sie mir einst auch vorgelesen wurden.

MINIMAX KR 10 Woolworth Lippstadt
In den 1960er Jahren eröffnete in Lippstadt an der Langen Straße eine Woolworth-Filiale (westfälisch: Wollwort, Wollwott oder kurz Wulle), welche mit Feuerlöschern des damaligen Hauslieferanten MINIMAX ausgestattet wurde. Üblicherweise hingen dort überall an den braun vertäfelten Wänden die klassischen PU 6 mit der markanten Druckhebelarmatur, rotem Schlauch und 6 kg ABC-Pulver. Bei Mister Minit dem Schlüssel-Kalle hing einer an der Ecke, am Durchgang zum Lager, hinten bei den Fahrradschläuchen, vorne am Eingang - gut verteilt, wie es eben soll.
Mittendrin hing an einem Pfeiler in der Klamottenabteilung* zwischen unzähligen Drehständern mit türkisen und mintgrünen Jacken allerdings ein für mich wahrhaft exotisches Modell - ein Wasserlöscher vom Typ KR 10!
Was war denn das??? Der Typ PU waren mir bekannt und die Bedienung eines solchen PU erschließt sich einem intuitiv. Aber das Ding? Himmel Arsch... wie funktioniert der denn bloß, dachte ich und stand... ja ich stand wirklich dumm da! Der KR sieht aus wie einige riesige Ölkanne, was man auf dem Bild sehr gut sehen kann - nur ein Knopf, kein Schlauch und nix - also so etwas hatte ich noch nie gesehen! Den baugleichen GLORIA N 10 kannte ich da noch nicht und dieser MINIMAX KR 10 war wirklich der allererste dieser sonderbaren Wasseröscher, den ich je gesehen hatte und das bleibt natürlich in der Erinnerung.
Warum dort mittendrin allerdings ein Wasserlöscher hing, kann ich nicht sicher sagen, denn diese waren zu Beginn der 1960er Jahre schon fast vollständig vom Pulverlöscher verdrängt.
Die Woolworth gibt es heute auch noch an gleicher Stelle, allerdings total umgebaut und nun nicht mehr im EG ansässig, sondern ausschließlich im 1.OG über eine Rolltreppe erreichbar. Solche KR 10 gibt es heute gar nicht mehr, da sie alle durchgegammelt sind. Ich freue mich daher umso mehr, dass ich solch ein seltenes Modell vor etwa 5 Jahren im Internet ersteigern konnte. Passt an sich überhaupt nicht in mein Beuteschema, aber der Erinnerung wegen musste ich den unbedingt haben.

Vorschau: AKO PLAZA Lippstadt
AKO PG 6












©. Menzel 2020