Donnerstag, 28. Oktober 2021

GLORIA Typ SDE 6 Bj. 2016

Hersteller: GLORIA GmbH (UTC)
Feuerlöscher
Typ: SDE 6
Baujahr: 2016
Dauerdrucklöscher
Zulassungs-Kennzeichen: SP 162/11 DIN EN3
Inhalt: 5,82 l Wasser + 0,18 l MK-Eco (3%)
Rating: 21 A - 144 B
Treibmittel: 15 bar Stickstoff
Betriebsdruck: ca. 15 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 8,5 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 2011 - ?
©. Menzel 2021

Mittwoch, 27. Oktober 2021

GLORIA Typ P 12 G Bj. 1963

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN TROCKEN 12
Typ: P 12 G
Baujahr: 1963
Bauart: PG 12 H - Aufladelöscher mit außenliegender Treibmittelflasche
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 2/57
Inhalt: 12 kg ABC-Pulver
Treibmittel: 300 g Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 18 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 19,5 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1963

©. Menzel 2021

Montag, 25. Oktober 2021

GLORIA Typ P 12 G Bj. 1960

Hersteller: GLORIA-WERK
DIN TROCKEN 12
Typ: P 12 G
Baujahr: 1960
Bauart: PG 12 H - Aufladelöscher mit außenliegender Treibmittelflasche
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 2/57
Inhalt: 12 kg ABC-Pulver
Treibmittel: 300 g Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 18 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 19,5 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1960-1961


*Hinweis: Der Schlauch ist Anfang der 2000er Jahre mal getauscht worden. Um es wieder halbwegs original aussehen zu lassen, habe ich erstmal den Schlauch eines '63er Pn aufgeschraubt (Pi- und Pn-Schläuche sind identisch mit den P-Schläuchen). Es kann sein, dass hier vielleicht aber doch nochmal der dicke Schlauch des 1959ers verwendet wurde oder der blass-braune... das finde ich aber noch raus.

©. Menzel 2021

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Report aus dem Museum: Zwei fahrbare Feuerlöscher aus der Möbelfabrik und jede Menge Erinnerungen


Diese Geschichte beginnt wie viele andere auch bei eBay-Kleinanzeigen, doch im Gegensatz zu den meisten führt sie mich direkt in meine alte Heimat - in Ecken, wo ich teilweise über 30 Jahre nicht mehr gewesen bin!
Ich durchforstete wie gesagt mit dem fest eingespeicherten Suchauftrag "Feuerlöscher" meine favorisierte Einkaufsseite und stieß nach wenigen Augenblicken auf eine Anzeige, welche mein Interesse weckte - und zwar erheblich! Abgebildet waren drei fahrbare GLORIA-Feuerlöscher Typ P 50... links sehen wir das originale Foto aus der Anzeige. Was ich da tolles entdeckt hatte, das kann nur der Fachmann sehen und da ich ein solcher bin, reichte ein flüchtiger Blick, um den Geräten sofort ein ungefähres Baujahr zuordnen zu können. Der links ist aus den späten 1970er Jahren, nach 1977 auf jeden Fall, der mittlere so Mitte der 1970er Jahre um 1975 herum und der rechts Anfang der 1980er Jahre, spätestens 1982. Für mich eine sensationelle Anzeige, denn an einem, ja eigentlich an zwei Geräten hegte ich ein wirklich sehr großes Interesse, diese zu besitzen.

Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren immer wieder mit den fahrbaren Löschgeräten von GLORIA, besonders, seitdem ich den nötigen Sachkundenachweis besitze, diese Geräte auch Instand halten zu dürfen. Anders als bei den tragbaren Feuerlöschern müssen die Fahrbaren nicht zwingend nach 20 Jahren raus. Wenn sie stets auf den aktuellen Stand der Technik nachgerüstet und ab und an dem TÜV vorgeführt werden, könnten diese Geräte auch deutlich länger im Einsatz bleiben. Das ist natürlich mächtig interessant und selbst diese drei alten Geräte könnten nach gewissen Umrüstmaßnahmen sogar wieder in den Einsatz. Macht in der Regel aber keiner, weil zu teuer - und ganz ehrlich: Ich als Sachkundiger würde solche Geräte mit einem Alter von über 40 Jahren auch nicht mehr abnehmen. Normal ist da eigentlich kein Vergang dran, die sind dickwandig wie ein U-Boot, aber weiß man es? Unterschreiben würde ich das jedenfalls nicht, denn wenn so ein Eimer hochgeht, gibt das Platz in der Halle und ich möchte sowas nicht verantworten.

Mit Hilfe von alten Unterlagen aus meinem Fundus, einigen Beobachtungen im Netz und dem Austausch mit meinen Sammlerfreunden kann ich letztendlich ziemlich sicher sagen, dass es zumindest den fahrbaren GLORIA Pulverlöscher Typ P 50 in seiner Grundform von 1963 bis etwa 1994 in fünf bis sechs verschiedenen Versionen gegeben hat. Mit Grundform meine ich das grundsätzliche Erscheinungsbild bezüglich Aufdruck, Griffführung, Schlauchführung, Behälterverschluss und Fahrwerk.
Natürlich hat es verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Füllungen gegeben, wie etwa den einfachen P 50 mit Standard-BC-Pulver, den P 50 G mit ABC-Pulver (Glutbrand), den P 50 M mit Metallbrandpulver und wahrscheinlich einem besonderem Applikator, den P 50 SV mit schaumverträglichen BC-Pulver und so weiter... so kämen wir in dem Zeitraum dann doch auf 20 verschiedene Modelle und mehr, doch man muss den Teppich auch mal in der Kirche lassen oder wie man so schön sagt und von daher reicht mir die Grundform - fünf bis sechs gibt es und drei davon besaß ich bereits - tja... da liegt es ja ziemlich offen auf der Hand, dass ich die Reihe vollmachen wollte. 

Ich wusste gleich: Wenn ich jemals eines oder gar beide Geräte besitzen möchte, dann war hier und jetzt DIE Chance, die ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen durfte! Wer sich für alte Sachen begeistert und auch hin und wieder das ein oder andere Stück kauft, der kennt das: Man muss zuschlagen, wenn´s was gibt. Man kann drei Tage später mit einem Sack voll Kohle rumlaufen, doch dann gibt´s nix mehr zu kaufen - Ihr wisst was ich meine. Man kann eben nicht hergehen und sagen "Oh, ja der sieht gut aus, den hole ich mir nächstes Jahr auch." Das geht eben nicht. Gerade die Fahrbaren sind reine Industriegeräte, die in dieser Altersklasse zu 95% schon längst ausgemustert und verschrottet worden sind und das hier war wirklich eine Gelegenheit, die so nie wieder kommen würde!
Man darf dabei auch eines nicht vergessen: Fahrbare Feuerlöscher sind groß, unhandlich und die älteren Modelle mit gut 90 kg Einsatzgewicht auch nicht gerade leicht. Unter diesen Voraussetzungen kann man den Versand immer direkt vergessen - Sperrgut, Spedition, unendlich teuer und aufwändig. Auch leere Geräte wiegen noch um die 40 kg und was sich durch das Entleeren nicht verringert, sind die Ausmaße. Selbst wenn also eines dieser Geräte nochmal irgendwo angeboten werden würde, könnte die Abholung ein Problem werden - nämlich dann, wenn der Standort irgendwo in Bayern, Dresden oder sonstwo weit weg vom Ruhrgebiet ist. Aber sie standen nicht am Arsch der Republik oder dort, von wo aus man den Arsch gut sehen könnte, sondern in Lippstadt - zum Greifen nah in meiner Heimat! Ich war wie hypnotisiert!

Ich hatte mich vor einigen Jahren zwar mit mir selbst geeinigt, dass ich es bei so ein bis zwei fahrbaren Geräten zur reinen Veranschaulichung bewenden lasse, doch wer so tickt wie ich, der kann das einfach  nicht - schon gar nicht, wenn so eine Gelegenheit zum Greifen nah ist.
Hastig schrieb ich den Verkäufer an; allerdings erstmal nur wegen des einen Geräts aus den späten 1970ern. Den wollte ich unbedingt, denn genau so einen hatte ich schonmal bei einem befreundeten Prüfdienst gesehen und war sofort begeistert von dieser Kombination aus dem typischen 70er-Jahre Siebdruck mit den schon neu gestalteten Brandklassenpiktogrammen - herrlich, wie beim letzten Wi 10 LW der 1970er, den ich glücklicherweise auch besitze. Da ich den vom Prüfdienst auch schon haben wollte, ihn aber leider nicht bekommen konnte, musste ich versuchen, diesen hier zu ergattern.

Noch während ich auf eine Antwort des Verkäufers wartete, entschied ich mich dazu, das Gerät Anfang der 1980er Jahre auch noch haben zu wollen und legte direkt nach. So einen hatte ich vor etwa sechs Jahren tatsächlich schonmal besessen. Dieses Gerät hatte ich aus dem Mischraum eines Chemiewerkes entsorgt, wo er schon gut 15 Jahre in der letzten Ecke stand und dementsprechend aussah - klebrig, dreckig, giftig riechend. Da mir das ganze Ding nicht geheuer war und ihm auch nach zig Reinigungen ein immer noch sehr fragwürdiger Geruch anhaftete, kam er weg. Schade zwar, aber das war mir ein zu hohes Risiko, sich da irgend eine giftige Scheiße ins Haus zu holen. Hier war nun die Gelegenheit, ihn nochmal in sauber zu bekommen und das wäre doch perfekt, dieses Gerät mit der einzigartigen Bebilderung doch noch besitzen zu können und damit dann die Reihe auch vollzumachen!

Was aber würde die liebe Frau zu meinem Vorhaben sagen?
Der WAF (Weiblicher-Akzeptanz-Faktor - Michael, Du weißt, wovon ich spreche!) spielt eine äußerst wichtige Rolle, wenn man in Ruhe und Frieden einem harmonischen Familienleben UND seiner Sammelleidenschaft nachgehen will. Meine Frau ist da wirklich sehr tolerant, dass muss ich an dieser Stelle mal sagen. Ich schleppe ja ständig was an - ab und an wird dann mal mit den Augen gerollt und geraunt "räum den Schrott hier weg" oder "was ist das hier wieder für ein Scheiß???" und so weiter. Naja, irgendwo entlarvt sie sich mit solchen Äußerungen natürlich auch irgendwie als ein Kultur- und Technikbanause, aber sie lässt mich mein Ding machen und DAS ist das Wichtige. Sie selbst sieht da nichts, aber auch gar nichts besonderes drin... da ist einer wie der andere ein roter Mülleimer, aber sie weiß, dass es für mich etwas besonderes und etwas wichtiges ist - darauf kommts an.

Aber bei allem Verständnis fürchtete ich - meines Erachtens auch zu Recht -, dass es bei diesem Vorhaben, gleich ZWEI fahrbare Großgeräte auf einen Streich einsacken zu wollen, Zoff geben könnte... oh oh... ich kann mich noch an den Stress erinnern, als die Fahrräder wegen eines bis zur Entleerung untergestellten 50 kg-Löschers nicht ins Gartenhaus passten... für länger wohlgemerkt, da ich wie üblich keine Zeit hatte, mich sofort darum zu kümmern... oha - da war dann schon wat Qualm inne Küche, wie man so schön sagt - aber: Lange Rede, kurzer Sinn: Dieses Vorhaben klappte, die Frau war so etwas wie einverstanden - wunderbar!

Nachdem ich mein Angebot dann unverzüglich detailliert präzisiert hatte, meldete sich der Verkäufer auch prompt und stimmte meinem Vorschlag bezüglich Preis und flexibler Abholung sofort zu. Super - die Feuerlöscher waren mein. Nun musste ich sie nur noch irgendwann mal abholen und auch das ließ sich kurzfristig in die Tat umsetzen. Perfekt!
Am freudigen Tag der Abholung fuhren wir so wie bei jedem Familienbesuch zunächst nach Lippstadt. Nachdem ich Frau und Tochter bei meinen Schwiegereltern abgesetzt hatte, ging die Reise weiter. Ich fuhr die B55 bis Lipperode und folgte dort der Bismarckstraße bis zum Ortsende. Hier befindet sich auch heute noch an der abzweigenden Bruchstraße Nr. 1 das Gerätehaus der Löschgruppe Lipperode, wo ich von 1994 -1999 zur Jugendfeuerwehr gegangen bin. Wie sich alles verändert hatte... gegenüber war jetzt ein elli-Markt, das Gerätehaus hatte einen Anbau und auf dem Hof vor den Toren standen zwei moderne Feuerwehrfahrzeuge. Damals vor 25 Jahren gab es da einen schönen, wunderschönen Mercedes Rundhauber mit Peilstäben und weißem Lenkrad. Dieses LF-16-TS war Baujahr 1966 und hat uns nach jedem Dienstabend - gelenkt von einem unserer Ausbilder - nach Hause befördert. Das andere Fahrzeug war ein Unimog mit einem 800l-Wassertank; Baujahr vermutlich Anfang der 1980er Jahre. Ich weiß noch, wie der Dirk den mal fast umgeschmissen hätte in der Kurve - er wollte uns mal zeigen, wie ein halbvoller Wassertank schwappt... hat echt gut funktioniert, war sehr beeindruckend.
Kurz hinter dem Ortsausgang Lipperode verläuft parallel zur weiterführenden Bismarckstraße der Boker Kanal - jener Ort an welchem ich bei der Feuerwehr meinen ersten Dienstabend und auch meine erste "Übung" mitgemacht habe. Nach der Einkleidung (O-Ton: Hier, zieh das mal an, das müsste passen - und wenn nicht, dann nicht) ging es mit besagtem LF-16-TS und einem Haufen Jugendlicher, die ich noch gar nicht kannte, Richtung Kanal. Nach wenigen 100 Metern bezogen wir Stellung, A-Saugschlauch in den Kanal, Pumpe an und Wasser Marsch. Nass wie die Katzen kehrten wir nach einigen Stunden Spaß zurück und auch meine Aufnahme in die Gruppe war geglückt. Insgesamt war es eine sehr schöne Zeit bei der  Feuerwehr - insbesondere die Pfingstzeltlager - an die ich gerne zurückdenke. Meinen alten Dienstpullover mit Abzeichen der FF Lippstadt habe ich immer noch - sitzt heute natürlich sehr spack, da ich in den letzten 25 Jahren doch ein wenig aus dem Leim gegangen bin.

Im weiteren Verlauf der engen Straße blitzten auch Erinnerungen an den "Freien Stuhl" wieder auf und wer im Großraum Lippstadt, Delbrück, Rietberg und in weiterer Umgebung wohnt, dem brauche ich ja wohl nicht erklären, was das ist und was da früher los war - vor allem an "Tanz in den Mai" und am 01. Mai selbst... Du liebe Güte, ich war da auch oft gewesen, einmal sogar drei Tage am Stück zum arbeiten. Großer Gott... das dürfte man mit mir heute auch nicht mehr machen. Nachts nur 2 Stunden gepennt mit 4 oder 5 anderen Kollegen auf dem Teppich vor der Theke - ohne Decke ohne nix und der eine der hat gesägt - das war echt nicht mehr feierlich. Aber die Nacht war ja zum Glück kurz und für ein reichhaltiges Frühstück war auch gesorgt - Cornetto Erdbeer aus der Eistruhe, 1-2 Pils 0,5 l frisch vom Fass und danach gings wieder weiter - Au weia!
Hach ja - so lange her schon alles und das Allerbeste war: Als ich am letzten Abend in den Keller der Gaststätte ging, um irgendwas zu holen, entdeckte ich an der Wand vorm Heizraum einen 1972er GLORIA P 6 GD ohne Schlauch. Er hing auf halb acht im Halter und als ich ihn geraderücken wollte merkte ich: Der ist ja leer! Der wurde irgendwann von irgendwem mal irgendwo leergebraten und wieder aufgehängt... und das war meine Chance. Ich stürmte erstmal ohne die Sachen, die ich holen sollte zum Chef, erzählte von dem Löscher, dass der ja leer sei und so weiter, sodass es nur noch vier weiterer Worte bedurfte (kann ich den haben) und er gehörte mir. Ja und hier links ist er nun nochmal - der originale P 6 GD von damals aus dem Freien Stuhl, nun seit über 20 Jahren in meinem Besitz.

Was noch länger her ist - und dabei werde ich es dann mit den Erinnerungen auch bewenden lassen - sind unsere Besuche beim Autohaus Glasemacher in Rietberg-Mastholte. 1987 kauften meine Eltern dort unseren weißen 1978er Mercedes-Benz 300 TD und wenn mal irgendwas mit dem Panzer war, dann wurde auch dort zur Werkstatt gefahren. Logisch! Ich war natürlich als Jaust immer dabei, denn was gab es wohl interessanteres als eine Autowerkstatt. Dort gab es Autos, Werkzeug und wat nich alle und man konnte ja früher überall rumturnen. Chef Hubert Glasemacher hatte auch immer was für mich - ein Puzzle, einen Schlitten, ein BMW-Emblem - er hatte immer irgendwo irgendwas auf Halde, um mich glücklich zu machen. Als unser Auto mal länger als gedacht dort bleiben musste, hat er uns in seinem damals nagelneuen BMW 750i (E32) nach Hause gefahren... ich sage Euch: Dass ein V12 was Besonderes ist - das merkt man schon als Kind.  Natürlich gab es dort auch Feuerlöscher und an einen kann ich mich noch besonders gut erinnern. Das war ein GLORIA Typ P 6 SG von etwa 1960. Er hing direkt vor Kopf gegenüber der Tore über der Werkbank links von einem schmalen Durchgang zum Lager oder zum Keller oder was da war. Den aus der Werkstatt habe ich natürlich nicht haben können, da er damals dort - ordnungsgemäß mit gültigem Instandhaltungsnachweis - zum Brandschutz vorgehalten wurde. Deshalb seht Ihr hier links ein baugleiches Modell aus meiner Sammlung

So - aber jetzt genug des kleinen Exkurses, kommen wir zurück in die Gegenwart und den beiden fahrbaren Feuerlöschern, welche ich erstanden hatte. Ach ja - wenn ich mal ins Schwelgen gerate, kann das ungeahnte Ausmaße annehmen.
Ich fuhr weiter und weiter und stand, nachdem ich ein paar Mal abgebogen bin, irgendwann vor einer Halle. Telefonisch hatte mich der Verkäufer informiert, dass er sich ein paar Minuten verspäten würde - kein Problem. Ich nutzte die Zeit, um auf der Ladefläche schonmal etwas Platz zu schaffen und kramte zwei, drei Spanngurte raus. Zwei fahrbare P 50 kann man natürlich nicht mit einem PKW abholen, das dürfte ja klar sein; man braucht schon das passende Gefährt oder zumindest einen Anhänger.
Ich setzte mich alsdann wieder ins Führerhaus, schaltete das Radio ein und während ich den Klängen von Barbra Streisand lauschte (Woman in Love), fuhr ein alter Mercedes vorbei und hielt bei der Halle. Das musste der Verkäufer sein dachte ich - und so war es auch.
Ich folgte dem Wagen zum richtigen Tor und stieg aus. Wir begrüßten uns und verstanden uns auf Anhieb, denn der Verkäufer war auch Sammler und Liebhaber alter Dinge, jedoch mit anderen Vorlieben und Interessen, welche die meinen teilweise aber auch kreuzen. Während wir die Löscher aus der Halle rollten und im Bulli verstauten, unterhielten wir uns über dieses und jenes und während ich sie festzurrte fragte ich, wo sie denn herstammten. Das tue ich bei jedem Gerät, was ich bekomme, da mich wirklich jede einzelne Geschichte interessiert.
Solche Großgeräte stammen natürlich nicht aus einem Privathaushalt und zudem war der Eine vom damals zuständigen Kundendienst Hagenkordt -übrigens der erste und älteste GLORIA-Kundendienst - mit "WERK II" beschriftet worden. Während ich fragte dachte ich so bei mir, dass sie vielleicht aus dem HELLA Werk II - dem sog. "Nordwerk" - stammen könnten, wo ich vor gut 20 Jahren selbst mal gearbeitet habe. Dort gab es nämlich auch jede Menge fahrbare Pulverlöscher.
Doch ich lag mit meiner Annahme leicht daneben, denn der Verkäufer unterbrach meinen Gedanken indem er antwortete: "Die stammen von uns, von Driftmeier".
Driftmeier... Driftmeier... jetzt dämmerte es mir allmählich und mir wurde so einiges klar. Die Firma Driftmeier ist bzw. war bekannt für Schlafzimmermöbel und hatte ihren Sitz in Rietberg. Mein Stiefvater (so habe ich ihn zumindest immer genannt) war Möbelhändler und arbeitete nach seiner Selbstständigkeit seit Anfang der 2000er Jahre in der Schlafzimmerabteilung von Möbel Finke im Stammhaus Paderborn-Elsen (Eigenschreibweise stets "finke") - tja... das gibt's auch nicht mehr; es wurde sogar komplett abgerissen. Wir hatten tonnenweise Schreibblöcke mit dem Firmen-Slogan "DRIFTMEIER - Schlafraummöbel von Format" zu Hause und ich habe sämtliche Notizen, Einkaufszettel und allsonstiges stets auf diesen Blöcken geschrieben.
So wie viele andere mittelständige Unternehmen in der Möbelbranche - z.B. Hummelt & Knoop, Stella, Wonnemeier sowie zuletzt auch Welle-Möbel in Paderborn - musste auch die Firma Driftmeier unter dem Druck des Marktes im Jahre 2014 die Produktion aufgeben.

Die beiden P 50 standen nach Aussage des Verkäufers, welcher niemand anderes als Herr Driftmeier selbst war, an den Lackstraßen der Möbelwerke und genau dort gehörten solche Geräte auch hin. Ich selbst habe vor Ort bei einem Kunden mal eine Störung der Absauganlage in einer Lackbude mitbekommen und was sich dann binnen weniger Minuten für intensive und hochexplosive Lösemitteldämpfe ausbreiten, könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Wenn da mal irgendwas zündet, braucht man richtig viel Power und genau diese hatten die beiden, mit hochleistungsfähigem GLORIA GLUTEX PL 3/65 gefüllten P 50 G allemal. Herr Driftmeier berichtete, dass er die Firma seit einigen Jahren abwickelt und dass diese drei P 50 G so ziemlich die letzten Gegenstände des Inventars seien. Sie blieben übrig und bevor man sie wegschmeißt, kann man ja gucken, ob jemand noch was damit anfangen kann, meinte er. Tja, und dieser Jemand war dann ich.

Herr Driftmeier freute sich, dass diese beiden Stücke in gute Sammlerhände gehen und nicht zum Stehtisch oder sonstwas verhunzt werden.
Jetzt fragt Ihr Euch bestimmt, wieso ich denn den dritten im Bunde, den ältesten Löscher nicht haben wollte. Einfache Antwort: Den habe ich schon - zwar als einfache P 50-Ausführung mit Standard-BC-Pulver, aber wie gesagt: Man darf es nicht übertreiben. So einen Pi 12 und einen Pi 12 G kann man sich vom Platz her durchaus hinstellen, einen P 50 und einen P 50 G... da fehlt dann doch der nötige Raum. Außerdem: Wenn ich meiner Frau angekommen wäre mit: "Ich habe da drei fahrbare Feuerlöscher gekauft..." hätte ich die Hucke vollgekriegt - ganz sicher!
Was ich dann besonders schön fand war, dass Herr Driftmeier den letzten verbliebenen P 50 G selbst behalten wollte - zur Deko und als Erinnerung an den Betrieb. Ich freue mich ungemein, dass ich diese beiden schönen und gut erhaltenen P 50 nun mein Eigen nennen kann; mittlerweile sind sie natürlich geleert und entschärft. Vielen Dank nochmal an Herrn Driftmeier, der das alles letztendlich so möglich gemacht hat. Wir duzen uns natürlich und stehen auch weiter in Kontakt. Er hat z.B. noch zwei alte 12 kg-Pulverlöscher gefunden, welche ich auch noch abholen werde.

©. Menzel 2021 






Samstag, 9. Oktober 2021

Einsatzhygiene

Know-how zum Schutz vor krebserregenden Kontaminationen im Feuerwehr-Einsatz

„Das Feuer ist mit den Jahren giftiger und krebserregender geworden, der Dreck auf unserer Kleidung und Ausrüstung ist kein normaler Dreck. Es geht hier heute um unsere und die Gesundheit unserer Kollegen und Kameraden.” Mit diesem Zitat aus dem neuen Technik-Taktik-Einsatz Band weist der Autor Marcus Bätge auf ein ebenso wichtiges wie leider oft vernachlässigtes To do hin – die Einsatzhygiene. Denn etliche Feuerwehrleute erkranken und sterben auffällig oft (und früh) an Krebserkrankungen. Ausgelöst durch hochgiftige Rückstände der gelöschten Brände auf Montur, Material und Ausrüstung. Wie verhindert man mit möglichst pragmatischen Mitteln und Hygienemaßnahmen, dass Einsatztrupps und auch die Kollegen in der Werkstatt Hautkontakt mit den hochgiftigen Kontaminationen haben und sogar Krebs bekommen? Dieser zentralen Frage gehen Marcus Bätge und sein Team eindrucksvoll nach und geben umfassende Einblicke in die Zusammenhänge und Grundprobleme. Studien zur Häufigkeit von Krebserkrankungen im Feuerwehrdienst zeigen, warum es in der Feuerwehr heute mehr denn je auf die Einsatzhygiene ankommt. Auch in Sachen Arbeitsschutz gibt es bereits für die Feuerwehren gute Informationen und Vorgaben zur Einsatzhygiene – das Buch liefert Hinweise, wie die Rechtslage aussieht und wo man was findet. Prävention, Pflichten und Eigenverantwortung sind die tragenden Säulen: Denn mit gutem Beispiel voranzugehen, ist oft der beste Weg. Wie lässt sich strukturiert vorgehen? Unter anderem mit dem STOP-Prinzip (Substitution, Technische Maßnahmen, Organisatorische Maßnahmen, Personen- und verhaltensbezogene Maßnahmen). Oder mit Hygienebeauftragten und Hygieneassistenten. Viele Tipps dazu sowie handfeste Hygienekonzepte und Problemlösungen finden sich in der neuen Einsatzhygiene. Besonders im praktischen Teil zum Thema „Gesundheitsschutz im Einsatzdienst/Einsatzhygiene“: Schwarz-Weiß-Trennung, Einsatzprozesse und Einsatzabläufe, PSA, Atemschutzwerkstatt und Checkliste Wäscherei. Wer wissen will, wie es aussieht mit der Anerkennung von Krebserkrankungen im Feuerwehrdienst, wirft im Kapitel „Perspektiven“ den Blick auf die Zukunft und auch ins Ausland. Fazit: Das Buch ist ein Must-have für alle Feuerwehr-Einsatzkräfte, damit sie wissen, worauf es ankommt und damit sie ein langes gesundes Leben vor sich haben!

Marcus Bätge und Team Einsatzhygiene 2021, Softcover, 200 Seiten ecomed SICHERHEIT, ecomed-Storck GmbH EUR 39,99 ISBN 978-3-609-77506-7

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