Dienstag, 13. November 2012

Brandschutz in der Weihnachtszeit

Traditioneller Adventskranz
Weihnachten steht wieder vor der Tür und in die meisten Haushalte zieht spätestens pünktlich zum 1. Advent die ganz große Gemütlichkeit mit vielen Kerzen und üppiger Weihnachtsdekoration ins Haus. Das die Weihnachtszeit jedoch nicht nur die schönste, sondern mit Blick auf die Brandgefahr auch die gefährlichste Zeit des Jahres ist, vergessen viele. Jedes Jahr verwandeln sich Adventsgestecke, Weihnachtsbäume und schließlich ganze Häuser in ein flammendes Inferno und verursachen hohe Sachschäden oder fordern sogar Menschenleben. Werden die Menschen mit den Jahren klüger und lernen aus ihren eigenen Fehlern oder denen anderer? Nein, das tun sie leider nicht, denn die Ursache ist fast immer auf Unachtsamkeit, Fahrlässigkeit und schlichte Unwissenheit zurückzuführen.
Lest hier, wie Ihr zu Weihnachten sicher mit offenem Feuer umgeht und was es sonst noch zu beachten gibt, damit Eure Ideen zur Verschönerung des Heims nur im Kopf, und nicht in der Wohnung zünden.

Kerzen und offenes Feuer
Wenn es überhaupt eine typische Zeit gibt, in der massenweise Kerzen aufgestellt werden, dann ist es die Weihnachtszeit. Nicht nur der traditionelle Adventskranz ist mit Kerzen bestückt, sondern auch viele andere Gestecke und Dekorationen werden mit Paraffin und Streichholz illuminiert. Manchmal kommt sogar noch ein mit echten Kerzen ausgestatteter Weihnachtsbaum hinzu. Die wichtigste Regel beim Umgang mit offenem Feuer lautet stets und ständig:


Brennende Kerzen niemals unbeaufsichtigt lassen!

Manche Kerzen brennen doch schneller runter als man denkt oder ungünstige Zugluft verhilft der Flamme zu ungeahnter Reichweite. In solchen Fällen reichen oft schon ein paar Augenblicke, um eine Katastrophe heraufzubeschwören. Die Adventskränze und -gestecke sind oftmals furztrocken und stehen innerhalb weniger Sekunden in Vollbrand. Von daher ist auch darauf zu achten, dass die Kerzen sicher und auf einer feuerfesten Unterlage in dem Gesteck befestigt werden. Das Gesteck selbst sollte ebenfalls auf einer feuerfesten Unterlage stehen.
Auf echte Kerzen im Weihnachtsbaum solltet Ihr wenn möglich verzichten. Zwar ist es prinzipiell möglich, durch eine senkrechte Befestigung der Kerzen und genügend Abstand zu den oberen Zweigen den Baum nicht gleich abzufackeln, aber das Brandrisiko ist enorm. Viele Leute wissen gar nicht, wie extrem schnell ein Weihnachtsbaum abbrent.
Das in Tannenbäumen reichlich enthaltene Baumharz brennt hervorragend und lässt einen abgetrockneten Weihnachtsbaum regelrecht explodieren. In unter 10 Sekunden steht der ganze Baum in Vollbrand und die Flammen schlagen bis zur Zimmerdecke. Die Temperaturen im Brandraum steigen in weniger als 30 Sekunden auf über 600 °C - einer Marke bei der auch weiter entfernt stehende Gegenstände Feuer fangen.
Wenn Ihr nicht auf echte Kerzen verzichten wollt, dann zündet sie stets von oben nach unten an - beim Auslöschen verfahrt Ihr genau umgekehrt.
Neben der unbedingten Aufsichtspflicht ist noch darauf zu achten, dass sämtliche Kerzen, die Ihr aufstellt, einen ausreichenden Abstand zu leicht entflammbaren Gegenständen wie Gardinen, Möbelstücken, Zeitungen, Dekorationen und dergleichen aufweisen. Die Flamme einer Kerze erreicht im Kern Temperaturen von bis zu 750°C  und durch die entstehende Strahlungswärme von immer noch 300°C können Gegenstände in einigen Zentimetern Entfernung in Brand geraten.

Gestecke und Weihnachtsbäume
Viele Adventskränze, Gestecke und Weihnachtsbäume sind staubtrocken und bergen daher ein besonders hohes Brandrisiko. Das Austrocknen lässt sich vor allem gegen Ende der Adventszeit wohl auch kaum verhindern, aber um zumindest das anfängliche Brandrisiko zu senken wird empfohlen, nur frisch gebundene Kränze und Gestecke zu kaufen. Die Feuchtigkeit hält sich noch ein bis zwei Wochen in den Pflanzen und macht die Dekoration wesentlich schwerer entflammbar. Weihnachtsbäume sollten am besten auch nur frisch geschlagen gekauft und bis zum Weihnachtsfest im Freien gelagert werden. Die Aufstellung im Haus sollte in einem fest stehenden Weihnachtsbaumständer mit Wasserspeicher erfolgen. Das Wasser lässt den Baum nicht ganz so schnell austrocknen, was ihn, wie die Kränze und Gestecke, wesentlich unempfindlicher gegen Feuer macht. Außerdem liegen dann die Nadeln nicht überall rum und Ihr habt Heiligabend noch einen grünen Baum.

Kinder und Haustiere
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Kinder von einer flackernden Kerze magisch angezogen werden. Erst wird die Flamme bestaunt und wenn mal keiner so genau hinschaut, wird auch gerne mal der ein oder andere Gegenstand kurz in die Flamme gehalten und dann vergnügt dabei zugeschaut, wie er Farbe und Form ändert. Feuer ist kein Spielzeug und daher ist es besonders wichtig, Kinder über die Gefahren von Feuer aufzuklären sowie sie keine Sekunde aus den Augen zu lassen, wenn sich irgendwo in ihrer Nähe eine brennende Kerze befindet. Weiterhin sollten sämtliche Zünquellen wie Feuerzeuge und Streichhölzer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
Haustiere wie Katzen und Hunde spielen zwar nicht mit Feuer und halten sich in der Regel davon fern, doch kann es vorkommen, dass beim Herumtollen eine Kerze vom Tisch gerissen wird oder umkippt. Deshalb solltet Ihr auch Eure tierischen Mitbewohner stets im Auge behalten, wenn eine Kerze im Raum brennt und diese möglichst nicht in der Spielbahn Eurer Vierbeiner platzieren.

Elektrische Beleuchtung
Lichterkette im Weihnachtsbaum
"Und kam die goldene Weihnachtszeit, und die Birnen leuchteten weit und breit…" So sagte schon Theodor Fontane in seinem Gedicht Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Gut, es war jetzt nicht die Weihnachts- sondern eher die Herbsteszeit und der Ribbeck hatte auch keine Glühbirnen an seinem Baum, doch die Botschaft ist deutlich denke ich: Lichterketten finden sich in beinahe jedem Weihnachtsbaum und das ist so sicher wie das Amen! in der Christmette.
Beim Kauf neuer Lichterketten sollte immer auf das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit), eine verständliche Packungsaufschrift und eine vollständige Herstellerangabe geachtet werden. Des Weiteren warnt der TÜV vor Lichterketten, welche einen Preis von fünf Euro unterschreiten, da es bei billigeren Produkten überproportional häufig zu Problemen kommt. Billigprodukte in diesem Segment bergen die Gefahr von Stromschlägen und Überhitzung. Normalerweise dürfen Lichterketten im Betrieb eine Temperatur von 90°C nicht überschreiten. Eine bundesweite TÜV-Untersuchung aus dem Jahre 2008 hat jedoch gezeigt, dass einige Lichterketten einen Spitzenwert von 359°C erreicht haben. Das ist heißer als ein Backofen und setzt jeden Baum in Brand. Also: Schaut auf die Packung und gebt lieber ein paar Euro mehr aus, zumal etwas teurere Lichterketten auch wesentlich langlebiger sind.

Meistens werden jedoch gar keine neuen Lichterketten gekauft sondern die vom Vorjahr wieder aus dem Keller gekramt. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch sollte die Lichterkette nach rund 10-monatiger Lagerung auf Schäden geprüft werden, wie etwa Kabelbruch oder kaputte Birnchen. Bei einem beschädigten Kabel ist die Lichterkette direkt wegzuwerfen! Defekte Glühbirnchen sollten vor Inbetriebnahme ausgetauscht werden. Zwar funktioniert heutzutage die Lichterkette auch nach dem Ausfall einer oder mehrerer Birnen trotzdem, doch neigen diese dann zum Überhitzen. Die übrigen intakten Birnen bekommen mehr Energie als sie sollten und werden dann auch heißer als sie sollten. Um einer Überhitzung vorzubeugen, sollten daher die kaputten Birnen durch neue ersetzt werden, aber Achtung: Achtet darauf, dass die Birnen die richtige Wattzahl haben, diese ist nämlich je nach Länge der Kette unterschiedlich. Die Birnen einer 10er-Lichterkette haben z.B. eine andere Wattzahl als die einer 35er- oder 100er-Kette. Bei falscher Wattzahl kann die Kette auch überhitzen oder per Kurzschluss ganz durchknallen.
Es sollte natürlich auch darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Lichterketten an eine Steckdose angeschlossen werden. Gegen einen Weihnachtsbaum, der im Glanze von 500.000 Glühbirnen erstrahlt, ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil, denn je mehr Lichter und Pomp, desto besser. Seht jedoch zu, dass ihr nicht alles an eine Steckdose packt – baut also keine endlosen Schlangen aus 3er-Steckdosen. Zudem sollten die Licherketten im Innenbereich nachts und zu den Zeiten, wo niemand zu Hause ist, vom Netz genommen werden. In Kinderzimmern bitte nur Lichterketten mit Trafo und LED-Lampen verwenden. Der Trafo regelt die Spannung auf 12 Volt herunter, was einem Stromschlag vorbeugt und die LED-Lämpchen werden nicht heiß.
Viele Leute schmücken auch Bäume, Büsche, Geländer und dergleichen im Außenbereich. Für solche Zwecke dürfen nur spritzwassergeschütze Lichterketten (IP 44) mit Transformator (12V) angebracht werden, welche für die Verwendung im Freien zugelassen sind. Lichterketten, die nur für den Innenbereich zugelassen sind, schließen bei einer Verwendung draußen kurz, was unter Umständen zu Stromschlägen oder Bränden führt.

Vorsorge treffen
Schaumlöscher SKK 6 LW
Sollte es trotz aller Vorsicht und Aufmerksamkeit doch mal heiß hergehen unterm Weihnachtsbaum, ist es von größter Wichtigkeit, die richtige Vorsorge getroffen zu haben. Im Falle eines brennenden Weihnachtsbaums hätte man weniger als eine halbe Minute Zeit, um wirkungsvoll gegen das Feuer vorzugehen! Dass man es in 30 Sekunden nicht schafft, den Putzeimer hervorzukramen, ihn mit Wasser zu füllen, ins Wohnzimmer zurückzurennen und dann damit den Baum zu löschen, leuchtet ja wohl jedem ein. Brand entdecken, zum Putzeimer laufen, ihn mit Wasser füllen: 2 Minuten – Game Over! Mit einem Eimer Wasser würde das sowieso nicht funktionieren, da man nur einen Versuch hat und das Wasser darüber hinaus alles andere als dosiert und effizient auf den Brandherd bringen kann.
Deshalb mahne ich an dieser Stelle nochmals eindringlich: Kauft Euch einen Feuerlöscher, wenn Ihr noch keinen besitzt! Gute und zuverlässige Geräte gibt es schon für 40-50 Euro. Lasst aber die Finger von diesen komischen Löschsprays, die neuerdings überall angepriesen werden. Diese Dinger sind bestenfalls eine Löschhilfe, aber kein Feuerlöscher. Damit kann man im besten Fall gerade einen brennenden Pott in der Küche löschen, aber niemals einen Weihnachtsbaum. Diese Dinger sind nicht mehr als ein überteuertes und obendrein fast wirkungsloses Spielzeug. Außerdem sind sie nicht prüfbar, haben zu wenig Druck und von der Bedienungsfreundlichkeit will ich gar nicht erst reden. Euer Feuerlöscher sollte schon ein unter der DIN EN3 als Feuerlöscher zugelassenes Gerät mit einem Inhalt von 6 kg bzw. 6 Litern sein, um im Ernstfall etwas damit bewirken zu können. Daher rate ich auch vom Kauf eines 1 kg- bzw. 2 kg-Autolöschers ab. Die sind zwar qualitativ hochwertig, aber für einen brennenden Weihnachtsbaum zu klein. Geeignete Löschmittel wären Wasser, ABC-Pulver und Schaum. Wenn Ihr einen Feuerlöscher habt, dann stellt ihn an einen gut erreichbaren Platz, sodass er sofort griffbereit ist. Außerdem sollten im Flur und vor allem in den Schlafräumen Rauchmelder angebracht sein.
Also Leute: sorgt vor und haltet vor allem in der Weihnachtszeit einen Feuerlöscher griffbereit, welcher sich, mal so ganz nebenbei bemerkt, durch seine schöne rote Farbe doch perfekt in die Weihnachtsdekoration integriert.

Doch Achtung! Wenn bereits der halbe Raum in Flammen steht, könnt Ihr auch mit einem Feuerlöscher nichts mehr ausrichten! In diesem Falle gibt es nur noch eines zu tun: Tür zm Brandraum schließen, die 112 rufen und das Gebäude verlassen!

Fassen wir die wichtigsten Regeln für eine brandfreie Weihnachtszeit nochmal kurz und prägnant zusammen:

1. Brennende Kerzen, Kinder und Haustiere nicht unbeaufsichtigt lassen!
2. Möglichst frische Gestecke und Weihnachtsbäume kaufen!
3. Kinder über die Gefahren von Feuer aufklären!
4. Nur GS-geprüfte und technisch einwandfreie Lichterketten verwenden!
5. Feuerlöscher und Rauchmelder bereithalten!

Alle Informationen könnt Ihr Euch hier in Kurzform - quasi auf die Hand - auch als PDF herunterladen.

So Ihr Lieben, dann wünsche ich Euch an dieser Stelle schon einmal eine besinnliche Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest im Kreise Eurer Familien und Freunde. Beachtet die Regeln und beherzigt die Vorschläge, damit auch nichts anbrennt!

Beachtet zum Jahreswechsel auch die Informationen zum Sicheren Umgang mit Feuerwerk. Diese stehen ab dem 27.12.2012 zur Verfügung.

© C. Müller

Montag, 12. November 2012

Auto-TOTAL Bj. 1919

Auto-TOTAL Bj. 1919
Hersteller: TOTAL 
Automatischer Kohlensäure-Trocken-Feuerlöscher
Typ: Auto TOTAL
Baujahr: 1919
Bauart: (P 2* H) - Aufladelöscher mit innenliegender Druckpatrone
Inhalt: 2 kg* BC-Pulver
Gewicht des gefüllten Geräts: ca. 4-5 kg


Geschichte

Hier präsentiere ich Euch einen echten Knaller aus Andreas´ Schatzkammer - einen Feuerlöscher aus dem Jahre 1919, welcher mit seinen 93 Jahren vermutlich älter ist als Eure Großeltern. Dieser kleine Autolöscher ist in mehrfacher Hinsicht etwas ganz ganz besonderes. Erst einmal allein deshalb, weil er noch existiert und sich in einem für sein Alter unglaublich guten Zustand befindet. Vermutlich deshalb, weil Behälter und Armaturen aus Messing oder einer Messinglegierung bestehen und der Löscher deshalb völlig unempfindlich gegen Rost ist. Der sehr gut erhaltene Aufdruck lässt sich nur so erklären, dass der Feuerlöscher stets geschützt in einer Box gelegen hat.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, dass es sich bei diesem Gerät um einen automatischen Kohlensäure-Trocken-Feuerlöscher, also um einen Pulverlöscher auf Bicarbonat-Basis handelt. Es ist deshalb besonders, weil der erste automatische Kohlensäure-Trocken-Feuerlöscher gerade einmal sieben Jahre zuvor, also 1912, erfunden und zum Patent angemeldet worden war. Entwickler: Derselbe Hersteller wie der dieses Geräts - die TOTAL. Zu diesen Zeiten steckte das Löschpulver noch in den Kinderschuhen und wies dementsprechend viele Kinderkrankheiten auf... teilweise zu grobe Korngrößen, schlechte Rieselfähigkeit, Verklumpen durch Luftfeuchtigkeit - um nur einige zu nennen. Eigentlich waren zu dieser Zeit, als das Automobil selbst noch in den Kinderschuhen steckte, die seit 1914 auf dem Markt etablierten TETRA-Löscher das Non-Plus-Ultra bei der Bekämpfung von Vergaserbränden und solcher von brennbaren Flüssigkeiten. Der Grund war einfach: Da Tetrachlorkohlenstoff (TETRA) eine Flüssigkeit ist, fielen alle Probleme, womit das Löschpulver zu kämpfen hatte, weg. Zudem war es billig. Nachteilig war die extreme Giftigkeit des Löschmittels, welche immer wieder für Todesfälle sorgte. Somit ist dieser Feuerlöscher als eine echte Innovation ein Richtung eines handhabungssicheren Autolöschers zu sehen.
Die Bedienung dieses Geräts war denkbar einfach. Um ihn einsetzen zu können, musste er lediglich aus dem Bordhalter gezogen und über das steuerradähnliche Handrad ausgelöst werden. Seine Einsatzorte ergeben sich berteits aus seiner Bezeichnung, welche ihn eindeutig als Autolöscher ausgibt.
Ein ganz ganz tolles und seltenes Stück, welches heute in diesem Zustand wohl nirgends mehr zu bekommen sein dürfte.
Im folgenden findet Ihr noch ein wenig Bildmaterial und den Scan einer Originalen Werbebroschüre zu diesem Gerät.
Vielen Dank Andreas!

Werbeprospekt Auto-TOTAL 1919





















Weitere Fotos Auto-TOTAL 1919































*Der Inhalt ist anhand der Größe des Geräts von 9 x 33 cm geschätzt und muss nicht unbedingt der Wirklichkeit entsprechen. Es können auch 1,5 kg oder aufgrund der innen verbauten GAspatrone auch nur 1 oder 0,8 kg enthalten sein.

© Text: C. Müller
© Bildmaterial: Andreas


Samstag, 10. November 2012

Feuerlöscher

Pulverlöscher 1986
Jeder kennt sie, jeder weiß wie sie aussehen und wofür sie da sind, diese roten Kübel unterschiedlicher Größe, welche in allen Bereichen des öffentlichen Lebens hängen und gottlob oftmals vergeblich darauf warten, benutzt zu werden – richtig, es geht um Feuerlöscher. Doch Feuerlöscher ist nicht gleich Feuerlöscher. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Größe, sondern auch durch Löschmittel und Bedienungsweise. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, werde ich das Mysterium Feuerlöscher im Folgenden etwas erläutern. Die Beispielbilder und Beschreibungen beziehen sich der Übersichtlichkeit halber ausschließlich auf GLORIA-Feuerlöscher. Naja, vielleicht schwingt auch so ein kleines bisschen Lokalpatriotismus mit, da der ehemalige Produktionsstandort der GLORIA-WERKE (Wadersloh i.W.) nicht allzu weit von meinem Heimatort entfernt liegt und mir die GLORIA-Feuerlöscher in meiner Sammlung auch die Liebsten sind.


Nach der Definition ist ein Feuerlöscher ein tragbares Kleinlöschgerät mit einem Gesamtgewicht von maximal 20 kg – damit auch Nicht-Schwarzeneggers den Feuerlöscher ohne Hebebühne und Sackkarre von seinem Standort zum Brandherd befördern können. Das Gesamtgewicht ergibt sich jedoch nicht ausschließlich aus dem Löschmittelinhalt, wie fälschlicherweise oft angenommen wird, sondern selbstverständlich auch aus Behälter, Treibgas sowie sämtlichen Anbauteilen wie Gaspatronen (wenn vorhanden), Armaturen, Schlauch oder Schneerohr. So wiegt ein 6kg ABC-Pulverlöscher daher nicht 6kg, sondern je nach Hersteller, Bauart und Alter bis zu 10kg.
Ein Feuerlöscher dient dem Ablöschen von Klein- und Entstehungsbränden. Größere Brände wie z.B. ein Zimmerbrand sind mit einem Feuerlöscher nicht mehr zu bekämpfen. Feuerlöscher enthalten Löschmittel, welches entweder durch gespeicherten Druck oder bei Inbetriebnahme erzeugten Druck ausgestoßen wird. Seit Mitte 1992 werden tragbare Feuerlöscher in Deutschland nach der Norm DIN EN 3 zugelassen. Feuerlöscher nach der alten Norm DIN 14406 bleiben aber weiterhin in Deutschland zugelassen.
Feuerlöscher gibt es in vielen unterschiedlichen Größen. Zu den gängigen bzw. heute zugelassenen Größen in Deutschland zählen:

  • Pulverlöscher mit 1kg, 1,3kg, 2kg, 4kg, 6kg, 9kg und 12kg ABC- und auf Wunsch auch mit BC-Pulver
  • Kohlendioxidlöscher mit 1,5kg*, 2kg, 5kg und 6kg* Kohlendioxid
  • Wasserlöscher mit 6 l, 9 l und 10 l* Wasser
  • Schaumlöscher mit 2 l, 6 l, 9 l und 10 l* Schaum (überwiegend Light Water AFFF)
  • Fettbrandlöscher mit 3 l und 6 l wässriger Lösung
Weiterhin gibt es in Deutschland noch 50kg Pulver- und Schaumlöscher sowie 10kg-, 20kg-, 30kg-, 50kg- und 60kg-Kohlendioxidlöscher. Da diese Gerätschaften aufgrund ihres enormen Gewichts auf Rollen bewegt werden müssen (ein 50kg-Pulverlöscher wiegt immerhin stolze 100kg) zählen sie nicht mehr zu den Kleinlöschgeräten und sind somit auch nur in Anlehnung an die DIN EN 3 bzw. DIN 14406 zugelassen.

* Diese Löschergrößen sind aus verschiedenen Gründen veraltet und werden nicht mehr produziert. Sie bleiben aber zugelassen und können bis zur altersbedingten Aussonderung weiter geprüft und vorgehalten werden.

Bauarten von Feuerlöschern

Es gibt mit Auflade-, Dauerdruck- und Gaslöschern drei Bauarten von Feuerlöschern. Genauere Informationen hierzu können in dem Artikel "Bauarten von Feuerlöschern" nachgelesen werden.

Löschmittel und Brandklassen
Es ist nun schon mehrfach der Begriff Löschmittel gefallen – doch was sind die verwendeten Löschmittel? In heutigen Feuerlöschern kommen Wasser, wässrige Lösungen, Schaum, Kohlendioxid und Pulver zum Einsatz. Diese Löschmittel besitzen unterschiedliche Löschwirkungen und sind daher für verschiedene Arten von Bränden geeignet. Die Arten von Bränden, d.h. die brennbaren Stoffe sind in die Brandklassen A, B, C, D, (E), und F eingeteilt. Was dieses Alphabet im einzelnen zu bedeuten hat, kann in dem Artikel "Brandklassen nach DIN EN 2" nachgelesen werden.


Nur der Einsatz des richtigen Löschers ermöglicht einen Löscherfolg
Pulverlöscher TOTAL P 12 im Einsatz
Wie wir bei den Brandklassen gelernt haben, hängt der Löscherfolg im Wesentlichen von der Wahl des richtigen Löschmittels ab. Ein Wasserlöscher an der Tankstelle wäre ebenso Fehl am Platze wie ein Kohlendioxidlöscher in einem Möbellager. Was geschieht jedoch, wenn ein nicht geeignetes Löschmittel verwendet wird? Nun, im günstigsten Fall geht das Feuer schlicht und ergreifend nicht aus. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn man brennende Stoffe der Brandklasse A (Feststoffe) mit einem CO2-Feuerlöscher versucht zu löschen. Da Brände der Brandklasse A, wie z.B. ein Sofa, sowohl glut- als auch flammenbildend verlaufen, ist hier ein Löschmittel notwendig, was auch in die Tiefe des brennenden Sofas eindringen kann. CO2 kann lediglich die Flammen an der Oberfläche ersticken, die Glut jedoch nicht. Im Klartext heißt das: Sobald man aufhört mit dem CO2-Löscher aufs Sofa zu halten, fängt dieses durch die nicht abgelöschte Glut sofort wieder Feuer. Wasser und Schaum hingegen durchdringen das Sofa und kühlen die Glut ab. ABC-Löschpulver schmilzt durch die Hitze und versiegelt so die Oberfläche luftdicht, was die Glut letztendlich erstickt.
Doch wie heißt es so schön: "Schlimmer geht immer" – z.B dann wenn man brennendes Fett mit Wasser zu löschen versucht. In diesem Falle verwandelt sich der Topf mit dem brennenden Fett im Bruchteil einer Sekunde in einen riesigen Feuerball. Warum? Wasser ist schwerer als Fett oder Öl und versinkt in dem Topf. Da brennendes Fett auch unter der Oberfläche eine Temperatur von ca. 400°C hat, verdampft das Wasser schlagartig und schleudert das brennende Fett aus dem Topf. Der Topf brennt zwar nun nicht mehr, dafür aber die ganze Küche und man selbst meistens auch. Hier sind am Besten Spezial-Fettbrandlöscher, Kohlendioxid, Pulver oder einfach der passende Topfdeckel. Nicht ganz so verheerend aber ähnlich verhalten sich Flüssigkeitsbrände wie z.B. ein brennender Lackeimer. Auch hier ist das Wasser schwerer und sinkt unter die brennende Oberfläche. Da hier der Flammpunkt, wie bei fast allen brennenden Flüssigkeiten (außer Fett eben) sehr niedrig liegt, reicht die Temperatur jedoch nicht aus, um das Wasser schlagartig verdampfen zu lassen. Es sinkt wie gesagt unter die brennende Oberfläche und sorgt dafür, dass der brennende Lackeimer überläuft und der Brand sich dadurch erheblich ausweitet. Auch hier helfen Pulver, Kohlendioxid und Schaum am Besten.
Im gewerblichen und öffentlichen Bereich achtet aber der Gestzgeber schon darauf, dass die richtigen Feuerlöscher an die Wand kommen. Wer z.B. in einer Großküche arbeitet, wird dort niemals einen Wasserlöscher finden. Wer sich jedoch privat für einen Feuerlöscher interessiert und nicht so recht weiß, was er da jetzt nehmen soll, der findet ein paar hilfreiche Informationen in dem Artikel "Der richtige Feuerlöscher für zu Hause". Außerdem sind die Brandklassen ab 1973 gut sichtbar als Piktogramm im Schriftbild eines jeden Feuerlöschers aufgeführt. Wo wir grad bei der Beschriftung sind: Was steht da eigentlich so alles auf so einem Feuerlöscher drauf?

Die Beschriftung
Schriftbild nach DIN EN 3 - 2005
Jeder Feuerlöscher trägt eine Beschriftung, welche nach DIN EN 3 fünf Schriftfelder mit folgendem Inhalt aufweisen muss:

Das erste Schriftfeld enthält das Wort “Feuerlöscher”, die Art des Löschmittels und die Löschmittelmenge sowie das Löschvermögen des Feuerlöschers.

Das zweite Schriftfeld enthält eine Bedienungsanleitung i Wort und Bild sowie die Brandklassen, für welche der Feuerlöscher geeignet ist.

Das dritte Schriftfeld enthält den obligatorischen Warnhinweis für den Gebrauch bei elektrischen Anlagen. Bei Kohlendioxid-Feuerlöschern wird an dieser Stelle zusätzlich noch vor dem Gebrauch in engen, schlecht belüfteten Räumen gewarnt.

Das vierte Schriftfeld enthält die Beschreibung des Löschmittels, den Temperaturfunktionsbereich (°C), die Nummer der Anerkennung und den Löscher-Typ.

Das fünfte und Schriftfeld enthält Angaben zum Hersteller, also Name, Anschrift, Telefon und so weiter.
Schriftbild nach DIN 14406 - 1962
Aber egal ob alt oder neu, DIN 14406 oder EN 3: Die Beschriftung hat immer die wichtigsten Angaben zum Feuerlöscher bereit gehalten – Bedienung, Löschmittel, Brandklassen, Warnhinweise und  Herstellerangaben. Zum Vergleich eine typische Beschriftung aus den frühen 1960er Jahren:
Die Feuerlöscher nach DIN 14406 tragen noch Kurzkennzeichen zu Löschmittel und  Art der Druckerzeugung im Schriftbild, die Geräte nach DIN EN 3 nicht mehr. Dafür enthalten sie Angaben zum Löschvermögen.






Das Löschvermögen
Das Löschvermögen ist für die Brandklassen A und B genormt und wird auf dem Feuerlöscher (1. Feld) z.B. mit 89B abgekürzt.

Laut Norm existieren für die Brandklasse A die Prüfobjekte
  • 3A, 5A, 8A, 13A, 21A, 27A, 34A, 43A, 55A
und für die Brandklasse B die Prüfobjekte
  • 8B, 13B, 21B, 34B, 55B, 70B, 89B, 113B, 144B, 183B, 233B
Für die Brandklasse C gibt es keine Staffelung des Löschvermögens – hier wird lediglich geprüft, ob der Feuerlöscher in der Lage ist, brennendes Gas abzulöschen, welches am Ende eines Rohres austritt.
Um eine ungefähre Vorstellung von der Löschleistung eines Feuerlöschers zu geben hier eine kurze Erklärung der Zahlen-Buchstabenkombination.
Die eben schon erwähnten Prüfobjekte sind Normfeuer einer ganz bestimmten Größe. Für die Brandklasse A ist dies ein brennender Holzstapel – aber nicht irgendein Holzhaufen sondern ein fein säuberlich durchgenormter Stapel aus aus 14 Lagen gleichförmig übereinander geschichteten Holzstäben mit einem Querschnitt von 40mm x 40mm, einem Abstand von 60mm zueinander, einer Höhe von 560mm und einer Tiefe von 500mm. Die Länge dieses Stapels kann variiert werden, und genau dies sagen die Zahlen von 3A bis 55A aus. Wenn ein Feuerlöscher nun z.B. 27A ablöschen kann bedeutet dies: Ein vollständig brenneder Holzstapel von 560mm Höhe, 500mm Tiefe und 2700mm (2,70m) Länge kann von diesem Löscher maximal abgelöscht werden.
Beim Normbrand für die Brandklasse B ist es nicht ganz so kompliziert, ihr könnt Taschenrechner und Geodreieck wieder wegpacken. Hier wird eine zylindrische Stahlwanne mit einer brennbaren Flüssigkeit (Benzin oder Benzol) und Wasser im Verhältnis 2:1 gefüllt, wobei die Höhe der Wassersäule 10cm beträgt und die der brennbaren Flüssigkeit 20cm. Der Durchmesser des Behälters kann dem geforderten Löschvermögen des Feuerlöschers angepasst werden. Die eingefüllte Gemischmenge in Litern entspricht der Zahl des erreichten Löschvermögens des Feuerlöschers, sofern dieser das Objekt vollständig abgelöscht hat. So bedeutet das Kürzel 34B, dass der Feuerlöscher in der Lage ist 34 Liter Brennstoff 20cm hoch eingefüllt abzulöschen. Ein 6kg Dauerdruck-ABC-Pulverlöscher vom Typ PD6GA der GLORIA-WERKE, der sich prima für zu Hause eignet, hat ein Rating von 34A und 183B. C kann er auch, ist aber wie gesagt nicht gestaffelt.

Funktionsdauer und Löschtaktik
Neben dem richtigen Löschmittel ist auch das richtige Vorgehen beim Ablöschen eines Brandes von entscheidender Bedeutung für den Löscherfolg. Man sollte sich bewusst machen, dass das Löschmittel eines Feuerlöschers sehr begrenzt ist. Man kann also nicht unbegrenzt draufhalten – je kleiner der Löscher, um so schneller ist er leer. Zur Verdeutlichung hier die Funktionsdauer von Pulverlöschern ohne Unterbrechung des Löschmittelstrahls:
  • 2 kg-Löscher: ca. 2-4 Sekunden
  • 6 kg-Löscher: ca. 10 Sekunden
  • 12 kg-Löscher: ca. 18 Sekunden.
Nach wenigen Augenblicken ist ein solch roter Lebensretter also leer - da bleibt keine Zeit, um erst groß herumzuexperimentieren, welche Löschtaktik denn nun die beste ist. Beachtet beim Umgang mit einem Feuerlöscher folgendes:
  1. Brand stets in Windrichtung angreifen.
  2. Flächenbrände von vorn beginnend löschen. Flammen von unten her angreifen und nicht wahllos in die Flammen spritzen.
  3. Tropf- und Fließbrände von oben nach unten beginnend ablöschen.
  4. Bei größeren Bränden mehrere Feuerlöscher gleichzeitig einsetzen (erfordert natürlich mehrere Personen), nicht nacheinander.
  5. Löschmittelreserve für eine eventuelle Rückzündung bereithalten.
  6. Benutzte Feuerlöscher, auch bei nur teilweiser Entleerung, nicht wieder in den Halter hängen sondern neu füllen lassen.

Die Farbgebung
Krankenhauslöscher 1966

Wie wir gesehen haben, gibt es zig verschiedene Arten von Feuerlöschern mit unterschiedlichen Löschmitteln, aber eines ist immer gleich: Die Farbe.
In Deutschland sind Feuerlöscher, welche zum Brandschutz vorgehalten werden müssen, feuerrot (RAL 3000) gekleidet. Dies war aber nicht immer so. Es gab jetzt zwar keine rosanen, blauen oder lilafurzgeblümten Feuerlöscher, aber weiße, silberne und zu Kriegszeiten auch olivgrüne, schwarze und blaue. Die weißen Feuerlöscher wurden beispielsweise bis Ende der 1960er Jahre in Krankenhäusern aufgehängt um die “sterile Atmosphäre”, wie ich auf Anfrage bei den GLORIA-WERKEN erfahren habe, nicht zu stören. Diese Regelung, dass für besondere Einsatzzwecke die Feuerlöscher auch eine andere Farbe als rot bekommen konnten, wurde in den 1970er Jahren jedoch abgeschafft. Heutzutage werden von Herstellern wie MINIMAX und anderen jedoch wieder farblich abweichende Design-Feuerlöscher angeboten, welche jedoch ohne eine behördliche Sondergenehmigung ausschließlich für den privaten Bereich bestimmt sind.

Ebenfalls lesenswert: Das Aussondern alter Feuerlöscher

© C. Müller 
© TOTAL P 12 im Einsatz: Peter Kollmann

Donnerstag, 8. November 2012

GLORIA STAR-LINE: Alte Technik in neuem Gewand

Die GLORIA GmbH hat ihre Modellpallette an Aufladelöschern überarbeitet und vereinheitlicht. Die neuen Modelle gliedern sich fortan in die Ausführungen
  • EASY-LINE
  • PRO-LINE
  • STAR-LINE
und sind jeweils als ABC-Pulver-, Schaum- und Wasserelöscher zu haben. Die Bedienung der einzelnen Geräte ist sowohl einfach, als auch innovativ und: vor allem altbekannt.

EASY-LINE
Die Feuerlöscher dieser Linie sind, wie der Name schon verrät, einfach in der Bedienung - und das stimmt. Eine Druckhebelarmatur wie bei den Dauerdrucklöschern vom Ty PD dient bei diesen Geräten als Auflade- und Auslöseeinrichtung.