Donnerstag, 24. August 2017

GLORIA Typ PD 6 Bj. 1981

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN FEUERLÖSCHER
Typ: PD 6
Baujahr: 1981
Bauart: P 6 L - Dauerdrucklöscher
Zulassungs-Kennzeichen: P1 - 52/79
Inhalt: 6 kg BC-Pulver
Treibmittel: Stickstoff
Betriebsdruck: ca. 15 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 9,5 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1979 - 1982


Geschichte:
Hier haben wir aber mal wirklich etwas ganz Besonderes - einen GLORIA Typ PD 6 von 1981. Jaha, das habt Ihr schon richtig gelesen... es ist kein PD 6 G mit ABC-Pulverfüllung sondern tatsächlich der einfache PD 6 mit BC-Pulver in der Ausführung von 1979-82. Sensationell!
Der PD 6 G war millionenfach verbreitet und taucht auch heute noch hier und da mal auf, aber den PD 6 sehe ich in dieser Ausführung seit über 30 Jahren das erste Mal - wie kann das sein?
Ich vermute, dass es mit einer Änderung der Bestimmungen zum Schutz von Ölheizungen zu tun hat.

Seit ihrer Einführung zur Mitte der 1960er Jahre wanderten die einfach konstruierten und günstigen Dauerdrucklöscher in die Keller der Privathäuser. Werbeanzeigen von GLORIA und MINIMAX aus den späten 1960er Jahren konnte ich entnehmen, dass zum Schutz von Ölheizungen ABC- und BC-Pulverlöscher gleichermaßen beworben wurden und aus dieser Zeit sind auch heute noch deutlich mehr BC-Löscher anzutreffen, als solche mit ABC-Pulver - schlicht, weil sie günstiger waren.
In den 1970er Jahren änderte sich das Verhältnis drastisch: Die BC-Pulverlöscher verloren zur Mitte hin zunehmend an Bedeutung und verschwanden bis Ende der 1970er Jahre fast völlig in der Versenkung.
Ursächlich hierfür könnte eine Neufassung der Feuerungsverordnung gewesen sein, denn in einem Auszug der FeuVO von 1977 heißt es, dass bei Lagerung von Heizöl Feuerlöscher anzubringen sind, welche die Brandklassen A, B und C abdecken. DAS könnte das recht plötzliche Verschwinden der BC-Dauerdrucklöscher schlüssig erklären, oder was meint Ihr?

Ich hatte angenommen, dass die Ära der BC-Dauerdrucklöscher bei GLORIA bereits 1978 mit der Einführung der PA-Reihe zu Ende gegangen wäre, aber hier lag ich dann wohl etwas daneben. Wirklich sensationell, zumal der PD 6 wieder eine vernickelte Druckhebelarmatur besitzt... diese hat es seit 1973 nicht mehr gegeben.

Tja - was ich mich jetzt frage ist: Wo hatte dieser PD 6 seinen Einsatzbereich? Ölheizungen fallen raus, da die Brandklasse A nicht abgedeckt wird. Private Garagen eher auch nicht, da Reifenbrände mit einem solchen Löscher nicht einzudämmen waren.
Ich kann mir nur vorstellen, dass er in kleinen Betrieben zu finden gewesen sein könnte, wo es eben hauptsächlich Gefahren durch brennbare Flüssigkeiten und brennbare Gase gegeben hat. Große Industriebetriebe waren hier allerdings bestimmt nicht darunter, da diese immer schon auf die langlebigeren Aufladelöscher gesetzt haben.

Ein Feuerlöscher, welcher nur ein Nischendasein geführt haben dürfte, was ihn in diesem unverschämt guten Zustand heute extrem selten macht. Zudem denke ich, dass es die wirklich letzte Ausführung überhaupt ist. Seinen Nachfolger ab 1983 hat es meines Wissens nicht mehr in der BC-Variante als einfachen PD 6 gegeben.
Vielen Dank an meinen Sammlerkollegen Samuel, welcher mir dieses tolle Stück mitgebracht hat.

©. Menzel 2017 

Freitag, 4. August 2017

GLORIA - eine westfälische Erfolgsgeschichte

Die GLORIA GmbH mit Hauptsitz im westfälischen Wadersloh bei Lippstadt steht seit nunmehr über 70 Jahren für Innovation und Tradition und ist Europas größter Hersteller von Feuerlöschgeräten und -anlagen.
In der Welt des Brandschutzes gehört der Name GLORIA trotzdem zu den "jüngeren" Marken der Branche, da er erst wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Plan trat. Zu dieser Zeit befand sich der Markt natürlich fest in den Händen alteingesessener Hersteller wie MINIMAX oder TOTAL und daher ist es umso bemerkenswerter, wie ein einzelner Mann es geschafft hat, aus dem Nichts ein Unternehmen zu Gründen, welches die Branche innerhalb kürzester Zeit völlig umkrempeln und den Markt gänzlich neu aufteilen würde.
Mit der Technik vertraut und den richtigen Ideen zur richtigen Zeit gelang es dem gebürtigen Marienfelder Heinrich Schulte-Frankenfeld den Markennamen "GLORIA" in die Welt des vorbeugenden Brandschutzes zu meißeln, wie einst John Gutzon de la Motte Borglum die Portraits der vier US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln in den Mount Rushmore - und sein Werk ist mindestens ebenso monumental.


Als Experte für Feuerlöscher der Marke GLORIA, als Inhaber der größten privaten Sammlung an GLORIA-Feuerlöschern* sowie auch als gebürtiger Ur-Westfale aus der direkten Nachbarschaft und bekennender Liebhaber dieser westfälischen Traditionsmarke möchte nun auch ich hier auf meiner Seite einmal das Wort ergreifen und das Lebenswerk Heinrich Schulte-Frankenfelds würdigen.
Meine Version legt den Fokus allerdings nicht auf reine Zahlen - die kann man auch an anderer Stelle finden. Ich versuche, die Entwicklung des Unternehmens eng mit der Entwicklungsgeschichte der einzelnen Feuerlöscher zu verknüpfen und meine Angaben hierzu beruhen in erster Linie allein auf dem, was ich mir anhand meiner Originalgeräte unter Zuhilfenahme einiger rarer Prospekte in den letzten Jahren so zusammengereimt habe.
Hier und da gibt es natürlich noch die eine oder andere Lücke, die auch ich noch nicht mit letzer Sicherheit schließen kann, doch ich arbeite daran. Daher kann meine Arbeit zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen 100%igen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Zudem streife ich viele Bereiche nur stichpunktartig, denn wenn ich in diesem Artikel hier alles in voller Länge und Breite auswalzen würde, was ich so weiß, dann würde das den Rahmen sprengen - aber sowas von!

Die 1940er Jahre: Gründung, Kartoffelkäfer und neue Fabriken
Am 26. August 1945 gründete Heinrich Schulte-Frankenfeld in der Eickhoffstraße 42* in Gütersloh die "Spezialfabrik für Feuerlöschtechnik und Pflanzenschutzgeräte". Mit einer Betriebsgröße von 72 qm und einer Belegschaft von 2 Mann war der Betrieb noch sehr überschaubar, aber schon überaus umtriebig.
Während man sich 1945 zunächst ausschließlich mit der Reparatur von Feuerlöschern und Pflanzenschutzgeräten anderer Hersteller befasste, erfolgte bereits ein Jahr später die Genehmigung zur Herstellung eigener Geräte. Die Neuorientierung des Betätigungsfeldes ließ das Firmengebäude natürlich aus allen Nähten platzen, sodass im April 1946 der erste Umzug notwendig wurde. Als passend erwiesen sich die Räume einer ehemaligen Gütersloher Möbelfabrik, welche mit 120 qm zunächst wieder ausreichend Platz boten.

*Anschrift eines Prospektes von 1950/51 - den Quellen zur Folge wurde die Produktion 1946 verlegt, das Büro mitsamt Verkaufsräumen blieb in den alten Räumlichkeiten.


Gerade in den Jahren 1946/47 fräste sich der Kartoffelkäfer in ganz großem Stil durch die Felder Deutschlands und die verfressenen Insekten waren drauf und dran, früher oder später eine wahre Hungersnot heraufzubeschwören, wenn ihnen nicht bald jemand Einhalt gebot.
Dieser Jemand war - unter anderen natürlich - Heinrich Schulte-Frankenfeld, welcher das Treiben der fiesen Krabbeltiere argwöhnisch betrachtete, seine Schlüsse zog und schließlich Anfang 1947 auf die geniale Idee kam, die ganzen alten Filter  der Volksgasmasken umzustricken und sie für die Belange des Pflanzenschutzes zu verwursten.
So wurde schließlich der erste GLORIA- Handstäuber geboren, welcher angesichts der anhaltenden Landplage deutschlandweit reißenden Absatz fand und das noch junge Unternehmen kräftig in Schwung brachte.
Links seht Ihr einen Auszug aus dem GLORIA-Pflanzenschutzprogramm aus dem Jahre 1961 - die frühen Geräte Ende der 1940er dürften ganz ähnlich ausgesehen haben.

Ab 1947 nahm auch die Wirtschaft so langsam wieder Fahrt auf und neben den im Wiederaufbau befindlichen Betrieben wuchsen auch viele neue Fabriken und Gewerbebetriebe wie Pilze aus dem Boden, welche natürlich alle mit neuen Feuerlöschern ausgestattet werden wollten, was der jungen GLORIA einen weiteren Wachstumsschub bescherte.
Die Mitarbeiterzahl stieg bis 1948 auf bereits rund 50 Beschäftigte. 
Die Abbildung links zeigt einen 2 l Tetra-Druckluftlöscher, wie er im Jahre 1950 amtlich zugelassen worden ist und die Vermutung liegt Nahe, dass die Tetralöscher Ende der 1940er genau so wie dieser abgebildete hier aussahen.


Die 1950er Jahre: Volle Fahrt voraus ins Wirtschaftswunder
Um das ganze Chaos mit den verschiedenen Feuerlöschertypen der Kriegs- und Vorkriegszeit schrittweise in den Griff zu bekommen, wurden die Feuerlöscher ab 1950 vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen amtlich geprüft und neu zugelassen. Da GLORIA mittlerweile selbst produzierte, wurden auch aus Gütersloh so einige Anmeldungen eingereicht.
Dazu gehörten unter anderem ein 10 l Nass-Löscher vom Typ 500 (auch frostsicher bis -30 °C), 1/2 Ltr., 1 Ltr, 2 Ltr., 4Ltr. und 6 Ltr.-Tetralöscher der Bauserie 700 sowie spezielle 1/2 Ltr., 1 Ltr. und 2 Ltr.-Tetralöscher für PKW und Busse der Bauserie 700 L - in der Luxusausführung hochglanzvernickelt oder mit Tombak-Behälter (Tombak = Legierung aus Messing). Weiterhin erfolgte die Zulassung von großen 6 kg Kohlensäure-Schneelöschern der Typenserien 800 und 800 L (L = Leichtbauflasche) - vermutlich auch mit gebrauchten Flaschen anderer Hersteller. Ich habe schon 806er mit einem 1941er TÜV-Stempel gesehen  - doch da gab es GLORIA ja noch gar nicht.
Die Abbildung links zeigt einen 1950 in dieser Form zugelassenen Auflade-Nasslöscher N 10, welcher durch die Wandhalterung gegen unbeabsichtigte Betätigung gesichert wird.

1952 folgte mit der Zulassung eines 6 und 9 kg Kohlensäure-Trockenlöschers noch nach alter Bauart der Bauserie 900 eine der Wichtigsten der Firmengeschichte, denn die Pulverlöscher sollten ab Ende der 1950er Jahre eine unanfechtbare Monopolstellung einnehmen, sämtliche Nasslöscher über Jahrzehnte verdrängen und erst Ende der 1990er langsam wieder an Einfluss verlieren.
Weiterhin dürften um 1952/53 auch 10 l-Schaumlöscher der Typenserien 600 und 600 K zugelassen worden sein.
Durch das Knoff-hoff (wer kennt´s noch? - ich habe die Show geliebt) und das gute Gespür von Heinrich Schulte-Frankenfeld sowie technisch modernsten Maschinen war das noch nicht einmal zehn Jahre alte Unternehmen dazu in der Lage, Feuerlöscher von qualitativ höchster Güte herzustellen. So wurden zum Beispiel alle selbst produzierten Behälter aus feuerverzinktem, teils beschichtetem und verbleitem Tiefziehblech hergestellt und mit einem speziellen Lack gegen Korrosion geschützt. Armaturen, Düsen, Ventile usw. bestanden aus reinem und hochwertigem Messing bester Güte.
Das Bild links zeigt einen Kohlensäure-Trockenlöscher "DIN TROCKEN 6" alter Bauart aus dem Jahre 1952/53. Ein Original der sehr sehr raren 9 kg-Variante darf ich auch zu meinem Besitz zählen.

Der Anfang der 1950er Jahre noch in Gütersloh ansässige Betrieb platzte nun endgültig aus allen Nähten und es musste ganz dringend eine neue Produktionsstätte auf den Tisch. Heinrich Schulte-Frankenfeld begab sich wieder auf die Suche, doch hielt er nun nicht mehr nach bereits vorhandenen Räumlichkeiten Ausschau, die im Moment in etwa das boten, was er brauchte, sondern nach einem eigenen Grundstück, welches er so bebauen und erweitern konnte, wie es die stetig wachsenden Anforderungen verlangten.
Im gut 25 km entfernten Wadersloh wurde er schließlich fündig und kaufte mitten auf dem Acker ein 16.000 Quadratmeter großes Grundstück (heute Diestedder Str. 39), welches zunächst mit einer Produktionshalle bebaut und 1953 bezogen wurde. Die Verlegung des Büros aus Gütersloh erfolgte ein Jahr später im Jahre 1954.
Das Bild links zeigt das Werk zum Ende der 1950er Jahre aus der Vogelperspektive. Man kann gut sehen, dass bereits einige Erweiterungen gegeben hat und die nächsten schon in Vorbereitung sind.
Das Werk in Wadersloh ist bis in die 2000er Jahre ständig häppchenweise erweitert worden, weshalb es heute - von oben betrachtet - wie ein Flickenteppich aussieht.

Zur Mitte der 1950er Jahre gab es wieder etliche Neuzulassungen von Feuerlöschern, hauptsächlich 6 und 12 kg-Pulverlöscher neuer Bauart mit ABC- und BC-Pulverfüllung, kleine 1,5 kg-Kohlensäurelöscher, CB-Löscher und erste KFZ-Feuerlöscher sowie weitere diverse Sonderlöscher unter anderem für die ebenfalls noch sehr junge Bundeswehr.
1958 trat der nicht abstellbare Typ P 6 hinzu und löste nun den bis dahin noch produzierten DIN TROCKEN 6 alter Bauart endgültig ab.
1959 gipfelte die technische Entwicklung der noch recht jungen Feuerlöscher neuer Bauart dann in den Typenserien Pi und Pn, von welchen sich vor allem der Pi mit revolutionärer Halbautomatik-Zughebelarmatur schnell zum Zugpferd und wahrem Verkaufsschlager entwickelte.
Er war praktisch idiotensicher zu aktivieren, komfortabel zu bedienen und durch die kompakten Abmessungen in jeder Nische zu verstauen. Deswegen war er letzten Endes auch wirklich überall zu finden - und das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Um mal einige Beispiele zu nennen: Unser damaliger real,- kauf, die SB-Filialen in Lippstadt und Paderborn sowie mein Kindergarten, meine Grundschule und auch die weiterführende Schule waren bis Ende der 1990er Jahre ausschließlich mit dem robusten GLORIA Typ Pi der 60er und 70er Jahre ausgerüstet.
Die Abbildung links zeigt einen Pi 12 G um 1966/67 mit der charakteristischen weißen Zughebelarmatur und dem hufeisenförmig verlegten Schlauch an der Rückseite des Behälters.

Die 1960er Jahre: Zweigwerk Marienfeld und Pulver-Dauerdrucklöscher
Ende 1962 führte GLORIA das Siebdruckverfahren ein, welches die grünen bzw. grün-goldenen Aufklebe-Etiketten ablöste. Zunächst wurde das geschwungene und bogenförmige Design unverändert übernommen, doch konnten die meines Erachtens nach alten Formen mit dem neuen Zeitgeist der anbrechenden 1960er Jahre nicht wirklich harmonieren. Dass ich hiermit Recht habe - zumindest gehe ich nach wie vor davon aus - zeigt die radikale Umgestaltung des Siebdrucks ab 1964. Die neue schlichte Farbgebung wird in die nüchternen und eckigen Strukturen der Zeit transformiert, wo sie letztendlich dann auch voll zur Geltung kommt.
1965 erfolgte auch die Umrüstung auf eine damals hochmoderne elektrostatische Lackiererei mit Infrarot-Brennofen, welche den Schutz vor witterungsbedingten Einflüssen - allen voran Korrosion - erheblich verbesserte.
Hier links sehen wir einen 1963er Pi 12 G mit dem nüchtern-weißen, geschwungenen Siebdruck des alten, goldenen Abziehbildes.

Um 1963 erfolgte die Verlegung der gesamten Pflanzenschutzsparte in das inzwischen neu errichtete Zweigwerk Marienfeld und bei den Feuerlöschern verschwanden die Tetra-Löscher aus dem Produktprogramm. Das Löschmittel Tetrachlorkohlenstoff ist in den gut 50 Jahren seines Bestehens ganz erheblich in Verruf gekommen, denn immer wieder gab es Tote beim Hantieren mit diesem Zeug und dies veranlasste die Behörden schließlich dazu, den Tetra-Löschern im Jahre 1964 die Zulassung zu entziehen.
Ab 1964 wurden auch viele neuartige Auto-Feuerlöscher mit ABC-Pulverfüllung zugelassen, welche die alten Pulver-Modelle vom Typ P 0,8 G sowie P 1 G mit Handrad ablösten. Angeboten wurden sie nun mit einem Inhalt von 1 kg und 2 kg Inhalt. Die neuen Typen waren recht zahlreich und unterschieden sich vorrangig durch ihre Ausstattung. Links sehen wir einen Typ PG 1 H mit verchromtem Handgriff, welcher im gehobenen Segment angesiedelt war und gegen Aufpreis mit einer schicken Kunstleder-Schutzhülle geordert werden konnteBedient wurden sie jedoch mit Ausnahme des KFZ-Sonderlöschers vom Typ P 2 G allesamt über eine Drucktaste, welche mit dem Daumen betätigt werden konnte. Die bis dahin vertriebenen Modelle mit Handrad entfielen hiermit gänzlich.
Nur die kleinen 0,2 l CB-Vergaserbrandlöscher behielten ihr Handrad, verschwanden jedoch dann um 1965/66 gänzlich von der Bildfläche. 

Um noch einmal kurz zum "Handrad" zurückzukommen, welches korrekt bezeichnet eigentlich ein Niederschraubventil ist: 1964 wurden sowohl die Kohlensäure-Schneelöscher, als auch die mit Vorsicht zu genießenden Kohlensäure-Gaslöscher neu zugelassen. Seit der Neuzulassung waren sie einerseits keine Sonderlöscher mehr nach P2 und es gab sie nun auch mit Schnellschluss-Ventil in der markanten und unglaublich schönen Schnabelform.


1966 führte GLORIA mit den Typen P 6/12 H, P 6 K und P 6/12 D/GD eine Reihe von relativ kostengünstigen Dauerdruck-Pulverlöschern ein, welche die teureren Auflader aus dem Privatbereich nach und nach verdrängten (Ersparnis ca. 20,00 DM).
Der P 6 K war der einzige nicht abstellbare Dauerdrucklöscher von GLORIA, welcher auch heute noch als sehr tückisch und unberechenbar gilt. Im Gegensatz zum P 6 H bzw P 6 D/GD besteht die komplette Ventilarmatur aus Kunststoff und um ihn zu aktivieren, wurde mittels des Handgriffs ein Plastiknippel abgebrochen und der Tanz ging los. Der P 6 K war schwer zu handhaben und ihn hat es auch nur ein paar Jahre auf dem Markt gegeben, was ihn heute natürlich zu einem echten Sammlerobjekt macht. Ich selbst besitze natürlich auch ein solches Modell.
Hier links sehen wir keinen P 6 K sondern einen Typ P 6 H, wie er 1966 eingeführt wurde - in einfachster Ausstattung ohne Schlauch, jedoch mit Manometer. Preismäßig lag ein P 6 H in dieser Ausführung bei etwa 75,00 DM; ein vergleichbarer Auflader kostete dagegen mindestens 90,00 DM.
Die Mitarbeiterzahl der GLORIA-WERKE stieg bis zum Ende der 1960er Jahre auf 350 Beschäftigte, die Zahl der Verkaufsbüros lag jenseits der 25 und in mittlerweile über 70 Ländern freute man sich über Feuerlöscher aus dem Hause GLORIA. Zudem wurden die Werke in Wadersloh und Marienfeld wieder mehrfach erweitert.

Die 1970er Jahre: Grundsätzlich neue Bestimmungen
Die 1970er Jahre waren bei GLORIA an sich von einer großen Kontinuität gekennzeichnet - der Laden lief und das hervorragend. Rein unternehmensgeschichtlich betrachtet gab es die beiden wichtigsten Ereignisse direkt im Jahre 1970:
Zum Einen gab es Heinrich Schulte-Frankenfelds 60. Geburtstag zu feiern und mit ihrem Gründer feierten auch die GLORIA-WERKE ihr 25-Jähriges Betriebsjubiläum. Zu diesem Anlass wurde auch das neue Verwaltungsgebäude eingeweiht, welches mit 3 Stockwerken und 2.500 qm Nutzfläche um ein vielfaches größer war, als das vorherige. Der alte, mehr an ein Wohnhaus erinnernde Komplex mit Hausmeisterwohnung links der Pforte blieb jedoch weiterhin bestehen. Als ich 1986 zum ersten mal bewusst dran längs fuhr, stand es noch - frisch geweißt und mit leuchtend roten Dachpfannen.
Was die Feuerlöscher angeht, waren die 1970er schon deutlich turbulenter. Die Normen änderten sich und dadurch auch die Feuerlöscher. Ihren Anfang nahmen die tiefgreifenden Veränderungen etwa zur Mitte des Jahres 1973 mit einer gänzlichen Neustrukturierung des Siebdrucks.


Nun traten erstmalig sog. Brandklassen-Piktogramme zur Eignung nach DIN EN-2 auf den Siebdruck, welche dabei noch von jedem Hersteller so gestaltet werden konnten, wie er es für richtig hielt. So kamen natürlich ganz unterschiedliche Sachen zustande und am schönsten sind selbstverständlich die von GLORIA. Am eindrucksvollsten finde ich auch heute noch das für die Brandklasse E - der einfache Strommast aus Holz mit vier Keramik-Isolatoren, wie er auf dem Land sehr häufig zu sehen ist. Diese Art der Darstellung resultiert sehr wahrscheinlich aus eigenen Beobachtungen. Auf einer alten Aufnahme aus den 1950er Jahren ist nämlich sehr gut zu sehen, dass genau solch eine Überlandleitung direkt vor dem wohnhausähnlichem Bürogebäude verläuft.

Seit 1973 gab es zudem mit den Typen Wi 10 LW (Light Water AFFF), Wi 10 N/F und WSi 10 N/F zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder Schaum- und Wasserlöscher im Programm.
Ebenfalls neu war das Löschmittel Bromchlordifluormethan, kurz Halon 1211 und die sog. Halonlöscher, welche in den Größen H 0,8 und H 2,0 angeboten wurden.
Das Bild links zeigt einen solchen neuartigen Halonlöscher vom Typ H 0,8, welcher von seiner Aufmachung her an einen KS 1,5 erinnert. Um bei dem gasförmigen und unter Druck verflüssigtem Löschmittel ganz auf Nummer Sicher zu gehen, wurden zunächst die massiven Stahlflaschen der Kohlensäurelöscher verwendet. Interessant zu wissen ist, dass die Inhaltsangabe nach wie vor in Litern angegeben wird. Der Typ H 0,8 war mit knapp 2 kg Halon gefüllt und der Typ H 2,0 hatte einen Inhalt von knapp über 4 kg Halon 1211.
Mit der Verwendung des Halon 1211 verschwanden dann auch die bis dato verwendeten CB-Löscher.


1977 kam der nächste Paukenschlag, welcher mit dem Produktionsende der 1,5 kg Kohlensäure-Schnee- und Gaslöscher eingeläutet wurde. An ihre Stelle traten die gänzlich neu unter der Zulassungs-Kenn-Nr. P1-27/77 eingeführten 2 kg-Geräte. Warum sich jetzt die Füllmenge von 1,5 kg auf 2,0 kg erhöhte, weiß ich nicht mit absoluter Sicherheit, doch ich vermute einmal, dass geänderte Prüfverfahren dahinterstecken. Zudem müsste auch in diesem Jahr die Produktion der großen 6 kg-Geräte mit Niederschraubventil ausgelaufen sein. Eines der letzten besitze ich in meiner Sammlung.
Hier links sehen wir einen 2 kg-Kohlendioxidlöscher in der neuen Aufmachung ab Ende 1977. Ob es die 2 kg-Geräte auch noch nach altem Vorbild (siehe Aufmachung H 0,8) gegeben hat, weiß ich nicht genau, doch ich gehe davon aus. Ich meine nämlich an einem unglaublich heißen Tag im August 1993 solch einen Löscher bei der Feuerwehr Lippstadt in der Hand gehabt zu haben.

Die größte Veränderung erfolgte dann 1978, denn aufgrund der geänderten Bestimmungen mussten alle Feuerlöscher neu zugelassen werden. Der Typ Pi 6 G beispielsweise trug fortan nicht mehr die Zulassung P1-33/59 sondern die P1-54/78.
Zu den Neuzulassungen aller bisher existenten Geräte gesellten sich natürlich auch wieder gänzlich neue Feuerlöscher - wie z.B. die Halonlöscher, wie wir hier links einen sehen. Die Inhaltsangabe wurde nun auf Gewicht umgestellt und die Typen HA 2, HA 4 und HA 6 hatten dementsprechend einen Inhalt von 2, 4 und 6 kg Halon 1211.
Der Typ PA 6/12 GD löste die alte GD-Serie ab und mit dem W 10 DF gab es erstmals einen Wasser-Dauerdrucklöscher. Alle besaßen die gleiche, unglaublich schöne "PA-Armatur" und um sie so halbwegs auf den ersten Blick auseinanderhalten zu können, bekamen die Halonlöscher einen gelben, die Pulverlöscher einen weißen und die Wasserlöscher einen blauen Kragen.
1979 kam mit dem PD 6/12 G ein weiterer, einfacher konstruierter Dauerdrucklöscher auf den Markt, welcher den PA dann bis zum Ende der 1980er Jahre vollständig ablösen würde.
Hier links sehen wir einen Halonlöscher vom Typ HA 6 V mit der majestätischen PA-Armatur und dem gelben Kragen.
Wie man sieht, haben sich die Brandklassenpiktogramme zum Ende der 1970er wieder leicht verändert und zwar auf ein herstellerübergreifend einheitliches Maß.

Die 1980er Jahre: Der wegweisende Typ PS
In den 1980er Jahren konnten die GLORIA-WERKE an die geschäftlichen Erfolge der Jahrzehnte zuvor anknüpfen und erklommen spätestens jetzt den Weg zur Nr. 1 in Europa.
Der Siebdruck der Feuerlöscher änderte sich 1983 ein wenig und die Formen begannen, wieder etwas runder zu werden.
Die Produktpalette erweiterte sich unter anderem um speziell lizenzierte Auto-Feuerlöscher für die Deutschen Top-Hersteller BMW und Mercedes sowie um diverse Gadgets wie elektronische Diebstahlsicherungen oder voll ausgestattete, auf Wunsch auch ortsveränderliche Feuerlöscher-Stützpunkte, so wie wir hier links einen bestückt mit zwei Pi 12 G sehen.

Der Firmenchef feierte 1985 seinen 75. Geburtstag und zu diesem Anlass bekam er von der gesamten Belegschaft die Skulptur eines Pfaus geschenkt, welcher meine ich auch ein Springbrunnen ist - oder??? Muss ich nochmal nachschauen (Nachtrag hierzu 20.11.2019: Es ist ein Springbrunnen!).
Zunächst stand er noch vor der Pforte und war von der Diestedder-Straße aus zu sehen, doch durch den Bau des neuen Schulungszentrums im Jahre 1989 verschwand er dann hinter der Pforte. Fasane und Pfaue waren Heinrich Schulte-Frankenfelds größtes Hobby und er hatte sich sogar eine eigene Fasanerie auf dem Firmengelände eingerichtet - welche auch heute noch besteht und sogar auf Betreiben des jetzigen Geschäftsführers um einige Tiere erweitert wurde.
Pfaue sind übrigens ganz schön groß und wirken etwas beängstigend, wenn sie einen im Laufschritt zur Kantine verfolgen und auch von der Geräuschkulisse her könnte man meinen, nicht bei GLORIA in Wadersloh zu sitzen sondern mitten im Jurassic-Park. Aber das nur am Rande.

Im Jahre 1989 erfolgte mit der Zulassung der Typen PS 6/12 G/GA die Einführung eines zukunftsweisenden Feuerlöschers, welcher die Erfolgsmodelle Pi und Pn verdrängen sollte.
Da der neue PS ebenfalls eine Schlagknopfarmatur besaß, fiel ihm der Pn sofort zum Opfer; ich habe zumindest noch keinen gesehen, der nach 1989/90 hergestellt worden ist.
Auf dem 1989er Ur-PS basieren schließlich auch die 2011 eingeführten GLORIA-Produktlinien PRO und STAR, wobei die STAR-Serie mehr als Fortführung des Pi zu betrachten ist - mit der Armatur des PS.

Die 1990er Jahre: EN3, SKK und 50 Jahre GLORIA
In den 1990ern gab es mehrere wichtige Ereignisse, von denen das tiefgreifendeste natürlich die herstellerübergreifende Ablösung der DIN 14406 Teil 1-3 durch die DIN EN3 im Jahre 1992 gewesen ist. Was das jetzt allerdings alles im Einzelnen bedeutet hat, brauchen wir hier gar nicht erst versuchen zu erläutern, denn das würde den Rahmen wieder einmal sprengen.
Das Jahr 1994 besiegelte mit der FCKW-Halon-Verbots-Verordnung das bereits 1991 beschlossene endgültige Aus der Halonlöscher, auf welche bei GLORIA vor allem ab Mitte der 1980er noch stark gesetzt worden ist.
Ebenfalls 1994 erfolgte die Indienststellung des Typs SKK, einem Schaumlöscher mit dem altbekannten LW 100, allerdings nicht mehr als Fertigmix sondern in Konzentform in einer Kolbenkartusche. Ein geniales Patent, welches es nur bei GLORIA gibt und welches sich bis heute bewährt hat!
Dann, 1995 war es endlich soweit: Die GLORIA-WERKE feiern am 26. August ihr 50-jähriges Firmenjubiläum und brachten zu diesem Anlass den smartieförmigen F-2000 heraus, welcher sich aufgrund seiner exorbitanten Kosten in Anschaffung und Instandhaltung zwar nicht so durchsetzen konnte, wie gewünscht, heute aber als echtes Kultobjekt gilt und hoch gehandelt wird.
Ich selbst besitze drei verschiedene Versionen des F-2000 und bei einem ist sogar die originale Standsäule inkl. Löschdecke dabei.
Sein Nachfolger der Typenserie F 6 löste ihn nur zwei Jahre später ab und ist auch heute noch - 20 Jahre nach seiner Zulassung - sehr erfolgreich.
Dem Firmengründer Heinrich-Schulte Frankenfeld war es leider nicht mehr vergönnt, den 50. Geburtstag seines Unternehmens zu erleben.

Die 2000er: EASY, PRO und STAR von der GLORIA GmbH
Im März 2004 geschah das bis dato unmöglich geglaubte: Die seit fast 60 Jahren in Familienbesitz befindlichen GLORIA-WERKE werden an die englische Kidde-Gruppe verkauft und firmieren seitdem als GLORIA GmbH.
Aus der Produktsparte "Pflanzenschutzgeräte" wurde die GLORIA Haus- und Gartengeräte GmbH, welche ihrerseits 2005 an die Brill Gartengeräte GmbH verkauft worden ist.

Im Jahre 2005 erfolgte die Übernahme der englischen Kidde-Gruppe durch die amerikanische UTC Fire- & Security, was das Produktionsende in Wadersloh bedeutete. Nach der Schließung des Werkes Marienfeld noch im gleichen Jahr war es auch in Wadersloh 2007 soweit. Produziert wird seitdem im Karpatenvorland, dem polnischen Rop... ne, Rotz... auch nicht, Ryp... fast, Ropczyce so! Mensch, gar nicht so einfach - vor allem die Aussprache! Zum Einsatz kommen nach wie vor die guten alten Maschinen aus Wadersloh, welche vielfach in Eigenregie entwickelt und konstruiert worden sind.
Die alten Produktionshallen in Wadersloh stehen seitdem größtenteils leer oder dienen als Lager und ich hoffe inständig, dass diese weiterhin erhalten bleiben und nicht irgendwann abgerissen werden. Verwaltung, QM und das Schulungszentrum befinden sich auch weiterhin in Wadersloh.
Im Jahre 2011 führte GLORIA die neuen Produktlinien EASY, PRO und STAR ein, welche fast alle bis dahin bekannten Serien ablösten und sich bis heute einer großen Beliebtheit erfreuen. Vor allem die STAR-Line mit halbautomatischer Aufladung ist einzigartig auf dem Markt und wird gern gekauft. Ich persönlich stehe auch voll dahinter und kann Feuerlöscher aus dem Hause GLORIA wirklich empfehlen - qualitativ mit das Beste, was man am heutigen Markt bekommen kann.

Tja - wie gesagt: Eine besondere Firmenchronik, welche nicht nur auf stumpfen Zahlen beruht. Diese kann man auch anderswo nachlesen.
Wie einigen von Euch aufgefallen sein wird, habe ich dieses Mal keine selbst fotografierten Bilder genommen. Das Bildmaterial stammt sämtlich aus GLORIA-Katalogen bzw. Werbeblättchen unterschiedlicher Jahrgänge, welche mir in Print oder digitalen Ausgaben vorliegen. Lediglich das gezeigte Luftbild der GLORIA-WERKE stammt von einem Dortmunder Fotografen, dessen Angaben auf der Rückseite des Bildes über die Jahre leider völlig verblichen sind. Auch das Aufnahmedatum ist nicht mehr erkennbar und die Angabe, dass es sich um die späten 1950er Jahre handelt, beruht auf meiner Vermutung sowie der eines befreundeten Kenners.
Textlich habe ich meine eigens gesammelten Beobachtungen etwas angereichert mit einigen Informationen aus einem Artikel über die GLORIA-WERKE ("Glanz und Gloria" Feuerwehrmagazin Ausgabe 2/1986) sowie aus der Jubiläumsschrift "50 Jahre GLORIA".

©. Menzel 2017