Samstag, 29. Februar 2020

Feuerschutz bei Ölheizungen: Schaum oder Pulver?

Ölheizungen gehören zwar definitiv zu den Auslaufmodellen, doch sind sie auch heute noch in Bestandsbauten der 1950er, 1960er und 1970er Jahre sehr häufig anzutreffen.
Früher waren je nach Größe des Heizöltanks Feuerlöscher mit 6 oder 12 kg ABC-Pulver vorgeschrieben, doch das änderte sich im Jahre 2003 mit Inkrafttreten der Betriebssicherheitsverordnung. Seitdem ist ein Feuerlöscher nicht mehr zwingend erforderlich, aber im Hinblick auf die nach wie vor bestehende Gefahr einer Leckage mit anschließendem Brand halten Betreiber von Ölheizungen weiter einen Feuerlöscher vor.
Die Frage, welcher Feuerlöscher am besten geeignet sei, stellte sich früher nicht. Die Feuerungsverordnung schrieb ganz klar Pulver vor und Feierabend; zudem gab es auch lange keine Alternative.
Heute wird dagegen gern darüber gestritten, ob Pulver oder Schaum für diesen besonderen Zweck besser geeignet ist. Es gibt sogenannte A3F-Schäume wie z.B. das Glorilight+ oder das früher verwendete LW100, welche speziell für Flüssigkeitsbrände entwickelt worden sind und nicht nur in Handfeuerlöschern, sondern auch im Bereich von Flughäfen, Raffinerien und Betrieben der chemischen Industrie in großen Mengen vorgehalten werden.

Aber wie sieht denn eine Ölheizung aus? Richtig - das ist ein orangener oder blauer Kasten und fertig. Wenn da drinnen irgendwo aus einer undichten Leitung Heizöl auf den heißen Brenner tropft und Feuer fängt, hat man mit einem Schaumlöscher kaum eine Chance, den Brandherd zu erreichen, da ein solcher zielgerichtet und punktuell löscht.
Bei einem Pulverlöscher kann man sich hingegen den sonst eher unerwünschten "Schrotflinteneffekt" zunutze machen. Wenn es aus irgendeiner Öffnung der Heizung qualmt: Schlauch rein, abdrücken und fertig. Auch wenn man nicht genau zielen kann: die Pulverwolke durchströmt das ganze Gerät und findet auch schwer zugängliche Brandherde.
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Es geht also mehr um die Wirkungsweise, als um das Löschmittel selbst. Mit A3F-Schaum lässt sich ein Flüssigkeitsbrand natürlich wesentlich komfortabler und auch nachhaltiger löschen, aber durch die verschachtelte Bauweise einer Ölheizung kann die hervorragende Löschwirkung womöglich nicht oder nicht vollständig zur Geltung kommen, da der Brandherd unter Umständen nicht direkt erreicht werden kann.
Deshalb empfehle ich nach wie vor einen ABC-Pulverlöscher zum Schutz einer Ölheizung. Klar - die Steuerung sowie andere elektronische Bauteile sind danach wahrscheinlich im Arsch, aber wer weiß, welch größerer Schaden mit diesem Opfer verhindert werden kann. Um Kollateralschäden an anderen Geräten wie Waschmaschine, Trockner und Co. zu vermeiden, sollten solche Geräte nicht im Heizraum stehen. Ist normalerweise auch nicht üblich, hab ich aber schon mehrfach gesehen.

Wichtiger Hinweis:
Im Brand- oder Leckagefall unbedingt den Heizungs-Notschalter betätigen!
Der Heizungs-Notschalter schaltet sowohl die Pumpe ab, die das Heizöl vom Tank zum Brenner fördert, als auch das Heizaggregat, welches das Heizöl auf seine Zündtemperatur erwärmt, bevor es in die Brennkammer gepustet wird. 

©. Menzel 2020

Donnerstag, 13. Februar 2020

Patina - Der ehrwürdige Zahn der Zeit

Heute geht es um Patina und der ein oder andere hat diesen Begriff sicherlich schonmal gehört und sich dabei gefragt: Was ist denn das eigentlich? Wenn wir das jetzt mal ganz genau nehmen, bezeichnet der Begriff "Patina" in erster Linie eine durch umweltbedingte Einflüsse entstandene Verwitterungsschicht auf Oberflächen und als das wohl typischste Beispiel kann man wohl ein grünes Kirchendach anführen. Kennt Ihr, oder? Tja - ob Ihr´s glaubt oder nicht: Das Dach ist tatsächlich nicht von vorn herein grün, sondern wird es erst im Laufe der Zeit! Die Kupferplatten, mit denen Kirchendächer oft eingedeckt sind, bilden binnen weniger Jahre unter Einwirkung von Regenwasser, diverser Schadstoffe, Luftsauerstoff und anderen Faktoren diese grünliche Kupfer-Hydroxid-Schicht. Eine gewisse Form der Patina gibt es natürlich nicht nur bei Kirchendächern sondern bei jedem älteren Objekt. Je nach Material und Umwelteinflüssen kann diese jedoch sehr unterschiedlich ausfallen.  
Patina zeigt, dass der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat und sie ist es vielfach auch, welche einem alten Stück die nötige Authentizität und nicht zuletzt auch die entsprechende Würde verleiht. Somit ist Patina nicht grundsätzlich als negativ zu bewerten, doch es stellt sich natürlich schon die Frage: Wo liegt die Grenze zum Schrott?

Patina bei einem Feuerlöscher
Bei Feuerlöschern muss man mit steigendem Alter schonmal beide Augen zudrücken, denn sie genießen in der Regel leider nicht den Status eines Kunstobjektes und sie werden nicht gehegt und gepflegt wie Porzellan aus den Häusern Meißen und KPM, Silberwaren von Bruckner & Söhne, kostbare Uhren von Jaeger-LeCoultre oder alte Schinken von großen Malern. Bei ihnen ist auch nicht von einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand wie etwa einem Schreibtisch oder einem Auto zu sprechen. Wollte man Feuerlöscher mit etwas aus der Kategorie "Antiquitäten und Kunst" vergleichen, dann wäre tatsächlich der Vergleich mit einem Bild oder auch einer Vase am passendsten. Bilder hängen an der Wand, Vasen stehen rum und werden nicht weiter benutzt.
Echte Kunstwerke und Liebhaberstücke werden natürlich vor schädlichen Einflüssen wie schwankenden Temperaturen, zu hoher und oder zu niedriger Luftfeuchtigkeit, Sonnenlicht, UV-Strahlung sowie auch Schmutzpartikel und Staub aus der Umgebungsluft geschützt. Durch diese Faktoren dunkeln die Farben nach oder bleichen aus, es bilden sich feine Risse auf der Oberfläche und allsonstiges. Die Abbildung links zeigt einen GLORIA KFZ.-SONDERLÖSCHER vom Typ P 6 SG aus dem Jahre 1957 - ein absolut rares Sammlerstück, welcher seit 1957 in einer Garage im Lippstädter Norden hing. Dort habe ich ihn im Oktober 2018 abgeholt.
Der mehrfarbige Aufdruck ist in den 61 Jahren durch Temperaturschwankungen und die Luftfeuchtigkeit teilweise großflächig abgeblättert. Nichts desto trotz: Das ist eine typische Patina für ein Gerät mit dieser Historie und da alle relevanten Details, die diesen Löscher als etwas Besonders kennzeichnen, erhalten sind, ist er auch in diesem Zustand ein begehrtes Sammlerobjekt.

Der Feuerlöscher hier links im Bild ist ein GLORIA Typ KS 1,5 D Bj. 1960 und hing über 50 Jahre in einer Autowerkstatt. Dort war er ähnlichen, jedoch wesentlich stärkeren Einflüssen ausgesetzt. In so eine Werkstatt werden mal nasse Autos reingefahren, da ist es mal richtig kalt und richtig heiß, dazu Bremsstaub, Abgase, Öl- und Lösemitteldämpfe... das setzt natürlich zu. Am deutlichsten zeigt sich das auch hier am stark beanspruchten Aufdruck, welcher damals noch aus Papier war und im Nassklebeverfahren angebracht wurde. Die zerbröseln unter solchen Bedingungen gerne. Auch der dunkle Behälter zeugt davon, welchen Bedingungen er Jahrzehnte lang ausgesetzt war. Aber das ist bei einem Feuerlöscher aus einer Autowerkstatt als Patina zu bewerten, wenngleich in starker Ausprägung. Dieser sehr frühe Typ KS 1,5 D ist allerdings heute so selten, dass er auch in diesem Erhaltungszustand sammelwürdig ist. Schaut Euch allein mal den Handgriff an... der Wahnsinn!

Gebrauchsspuren bei einem Feuerlöscher
Neben der eigentlichen Patina, die ich an diesen zwei Beispielen deutlich gemacht habe, gibt es auch noch das breite Feld der Gebrauchsspuren. Während man einen Rembrandt vorm Streichen vermutlich abnehmen würde, streicht man um einen Feuerlöscher gern mal drum rum und genau DAS sind dann die "Gebrauchsspuren", die ich meine. Gebrauchsspuren resultieren bei Feuerlöschern im Normalfall demnach nicht aus irgend einer Art von Benutzung, sondern sind vielmehr auf Vernachlässigung sowie mangelnde Sorgfalt und Pflege zurückzuführen. Die Palette reicht von versaut und vollgekleckert über verschrammt und verbeult bis hin zu verrostet und fehlenden Teilen. Auch solche Dinge lassen sich bis zu einem gewissen Grad auch als Patina einstufen, wie bei dem links gezeigten GLORIA Typ KS 6 Bj. 1966. Beim Streichen hat er einige Farbkleckse abbekommen und auf die Nuss hat´s auch mal einen gegeben - das Handrad steht leicht schräg. Alles in allem ist das aber nicht schlimm - das sind ganz typische Gebrauchsspuren, welche sich sogar wieder instandsetzen ließen. Doch wo bekommt man so ein Handrad her? Ihr könnt ja mal raten, wer sowas auf Lager hat. Ich habe es aber so gelassen, da es wirklich marginal ist. Und alte Farbkleckse... die muss man dran lassen, sonst versaut man es nur. Der KS 6 ist ein heute selten gewordenes Modell, welches auch mit diesen kleinen Makeln natürlich gern genommen wird - das sind wirklich übliche Gebrauchsspuren, über die man einfach hinwegsehen muss.


Es gibt auch Fälle, wo ein drüber Wegsehen einfach nicht klappt... so wie bei dem links gezeigten GLORIA Typ 806 L von 1958 mit Leichtbauflasche. Der Löscher ist wirklich abgeranzt, man kann es nicht beschönigen und das ist auch nicht mehr wirklich Patina. Rost, tiefe Macken und ein stark ramponierter Aufdruck prägen das Gesamtbild, aber dafür habe ich tatsächlich noch Geld bezahlt, um ihn bei mir aufzunehmen. Allgemeinzustand schlecht, aber alles ist original, sogar das originale Schneerohr ist dran. So ein 806 L ist derartig selten, dass er selbst in diesem Zustand sammelwürdig ist; ob Ihr es glaubt oder nicht.



Ihr seht - da gibt es einen ganzen Riemen, den es zu berücksichtigen gilt. Was ist Patina - was ist zu tolerieren - was ist grenzwertig - was ist Schrott? Eine schwierige Frage, welche in jedem einzelnen Fall erneut abzuwägen und zu prüfen ist. Das kann man aber bis ins letzte Detail nur, wenn man über die nötigen Kenntnisse verfügt. Man muss wissen, was wie alt ist, wie häufig es den entsprechenden Typen gab, was original oder nachgerüstet ist und so weiter und so weiter.
Das sind so Sachen, mit denen sich bestimmt jeder Sammler älterer Gegenstände auseinandersetzen muss, aber gerade in Bezug auf Feuerlöscher gilt uneingeschränkt: Je älter das Gerät ist, desto größer muss die Toleranz sein. Zudem besteht ein Feuerlöscher ja aus verschiedenen Werkstoffen, die alle unterschiedlich altern und im Laufe der Dekaden bis zur Aussonderungsfrist 2004 mit neueren Teilen nachgerüstet wurden. Neue Schläuche, neue Armaturen - da gibt es viele Möglichkeiten. Außerdem kommt es natürlich auch vor, dass mal was im Ar... Eimer ist. Bestimmte Teile kann man austauschen, aber beschädigte Behälter und Aufdrucke lassen sich in der Regel nicht restaurieren. Da muss man dann wieder unter Zugrundelegung von Alter und Typ abwägen: Ist das Patina oder Schrott?

©. Menzel 2020