Mittwoch, 19. Dezember 2018

Feuerlöschergeschichten: Der Pi 6 G im Minipreis Lippstadt

Mitten in Lippstadt gab es eine Minipreisfiliale der ersten Stunde, welche sich im Erdgeschoss eines schmalen Gebäudes mit Spitzdach an der Capelstraße Ecke Soeststraße befand. Der Einrichtung des Ladens nach zu urteilen dürfte sie so Ende der 1960er Jahre eröffnet worden sein und das Inventar ist bis zur Schließung in Gebrauch gewesen. Tja, das war noch Qualität, die nicht kaputt zu kriegen war. Gut - in der Schlussphase hier und da etwas abgewetzt, aber noch da. Ich erinnere mich noch sehr gut an den gräulich-braunen Linoleumfußboden mit seinem typischen Geruch, die hölzernen Regale mit Drahtgeflecht, die schmalen Gänge und den typischen Wandanstrich dieser Zeit. Also für einen Supermarkt war das schon ziemlich klein und Einkaufswagen hat es dort aufgrund der Platzverhältnisse überhaupt nicht gegeben. Heute absolut undenkbar - genau wie der Versatz im Fußboden. Mitten im Laden ging man plötzlich nicht mehr auf Estrich, sondern über eine mit Linoleum beklebte Holzrampe ein ganzes Stück nach unten, um im Kassenbereich wieder auf derselben Höhe zu sein, wie im Eingangsbereich. Ich meine, dass im Bereich der Holzrampe auch brauner Teppichboden gewesen ist, doch da bin ich mir jetzt nicht so ganz sicher. Naja, die Geschichte mit dem Versatz fand ich immer sehr interessant. Ich bin recht oft und gern in diesem Minipreis herumgestrolcht und warum das so war, könnt Ihr Euch ja sicher schon denken.
Genau: Der Minipreis war nämlich - wie so ziemlich jedes andere Gebäude in Lippstadt - mit GLORIA-Feuerlöschern ausgerüstet und einer davon ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Wenn man reinkam, wurde man gegen den Uhrzeigersinn durch den Laden geführt. Man ging dabei direkt auf die hintere, dunkelgelb gestrichene Stirnwand zu, wo meine ich die Kühlabteilung untergebracht war. Mittig zwischen den Regalen befand sich eine Tür zu den Hinterräumen und DA hing er, der GLORIA Typ Pi 6 G aus den Endsechzigern. Mit Sternboden, dem typischen Aufdruck und einer gelben Sicherungslasche. Die war gelb, das weiß ich ganz genau und sie muss im Laufe der Jahre mal ausgetauscht worden sein. Ursprünglich waren die Sicherungslaschen aus der Zeit nämlich rot, doch die gingen mit den Jahren irgendwann kaputt und wurden dementsprechend durch aktuelle, gelbe ersetzt. Die Tür war stand IMMER offen, sodass man wirklich bei jedem Besuch einen Blick riskieren konnte. Der Pi hing direkt am Treppenaufgang auf einer in etwa minzgrün gestrichenen Wand und das Rot vom Handlauf des Treppengeländers passte zu dem des Feuerlöschers. Ein sehr intensives Farbspiel, was man nicht vergisst. Ich habe ihn immer nur aus der Ferne bewundert, denn hineingehen durfte man nicht... ich hätte das auch schlecht erklären können, wenn mich da einer erwischt hätte.
Schade, das ich da kein Foto von habe, aber damals gab es eben noch kein Smartphone, womit man mal eben schnell alles fotografieren konnte. Ich hätte schon einen Fotoapparat mitnehmen müssen, doch ich hatte keinen.
Irgendwann zwischen 1999 und 2002 ist die Filiale geschlossen und das Gebäude abgerissen worden. Das Gelände ist immer noch unbebaut und ob Ihr es glaubt oder nicht: Immer, wenn ich alle Jubeljahre mal die Cappelstraße längs fahre und an dem Grundstück vorbeikomme, sehe ich den Pi 6 G auf der minzgrünen Wand und den roten Handlauf. Als ob der Teil stehengeblieben wäre.

©. Menzel 2018

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