Dienstag, 26. August 2025

80 Jahre GLORIA

Wenige Monate nach Ende des 2. Weltkriegs gründete Heinrich Schulte-Frankenfeld am 26. August 1945 im westfälischen Gütersloh sein eigenes Unternehmen, welches sich zunächst mit der Reparatur von Feuerlöschgeräten und Pflanzenschutzspritzen beschäftigte. Ab 1946 wurden in der „Spezialfabrik für Feuerlöschtechnik“ eigene Geräte unter dem Namen GLORIA produziert und der erste Slogan, wie ich es jetzt mal nenne, lautete wie folgt: In alter Bewährung - GLORIA - schützt Besitz u. Ernährung. Ich bin sehr stolz, Euch zum 80. Geburtstag diesen allerersten Slogan hier links im Original präsentieren zu können! Der Aufdruck ist von einem Wasserlöscher, welchen ich 2023 aus Bremen geholt habe und welcher bisher noch nicht auf meiner Seite zu bewundern ist. Auf dem Behälter stehen weder Baujahr noch Seriennummer und somit ist es sicher, dass dieses Gerät vor 1950 produziert worden ist. Ab 1950 gab es eingeschlagene Typenbezeichnungen, Behälternummern und Baujahre (z.B. 700/56/1244).

Ja - GLORIA - seit 80 Jahren steht Dein Name nicht nur für Tradition sondern auch für Innovationen, die ihres Gleichen teilweise bis heute vergeblich suchen. Denken wir an das Jahr 1959, wo der legendäre und platzsparende Typ Pi mit Halbautomatik-Aufladung die Bühne betrat und auf einen Schlag die sperrigen Außenflaschenlöscher in vielen Bereichen ablöste oder an das Jahr 1994, in welchem der SKK mit der sehr wartungs- und kundenfreundlichen Schaum-Kolben-Kartusche (dafür steht  SKK) die Zeit des modernen, im Unterhalt bezahlbaren und somit langlebigen Schaumlöschers einläutete. Ich könnte jetzt noch viele weitere Meilensteine aufzählen, doch wir brauchen ja auch noch etwas für den 100. Geburtstag - da greifen wir dann mal ganz tief in die Zigarrenkiste und ich hoffe, dass ich bis dahin dann auch alles griffbereit geordnet habe.

Frei interpretiert nach Abraham Lincoln sind es letztendlich ja nicht die Jahre, die zählen sondern vielmehr das, was in diesen Jahren passiert ist. In 80 Jahren ist viel passiert und die Marke GLORIA hat in eben diesen 80 Jahren viele gute sowie auch einige schlechte Zeiten erlebt und auch viele Herausforderungen - dem Geist der Zeit entsprechende oder im Rahmen sich stetig ändernder Anforderungen - gemeistert, wie das FCKW-Halon-Verbot zu Beginn der 1990er Jahre, die Entwicklung effektiver Fettbrandlöschmittel oder die aktuelle PFAS-Diskussion zeigen. Wir hoffen, dass in diesem Sinne auch in der Zukunft Für jeden Brand - GLORIA - Handfeuerlöscher in ausreichender Anzahl bereitstehen.

C. Menzel 2025

Mittwoch, 23. Juli 2025

GLORIA WISSEN #2: Bromidlöscher schon in den 1950er Jahren

Nach heutigen Maßstäben und Verordnungen ist es so, dass Löschmittel weder giftig, noch umweltgefährdend sein dürfen. Vor einigen Jahrzehnten sah dies noch ganz anders aus. Damals wurden einige Halogenkohlenwasserstoffe - vor allem verschiedene Derivate aus den Giftküchen der berüchtigten Chlorchemie - als hervorragende Löschmittel für Brände von Stoffen der Brandklassen B und C eingesetzt. Das wirklich übelste Löschmittel aus dieser Sparte war das Tetrachlormethan, dessen Giftigkeit bereits bei Einführung dieser Feuerlöscher im Jahre 1914 (!) bekannt war. 50 Jahre später, im Jahre 1964, wurde diesen sog. TETRA-Löschern eben wegen ihrer Giftigkeit in der Bundesrepublik Deutschland die Zulassung entzogen und an ihre Stelle traten die Bromidlöscher, welche zwar weniger giftig, aber auch nicht wirklich besser waren. Bei GLORIA war es aber indes so, dass die Bromidlöscher schon ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre parallel zu den damals vorherrschenden TETRA-Löschern angeboten wurden. Ab 1956 in einer 2 Ltr.-Variante und ab 1957 auch als Vergaserbrandlöscher mit 0,2 Ltr. Inhalt. Auf dem Bild sehen wir den Ausschnitt eines frühen DIN Bromid 2 Baujahr 1957 - für seine Zeit sehr fortschrittlich. Soweit ich weiß, hat diese Bromidlöscher in den 1950er Jahren noch kein anderer Hersteller* in Westdeutschland im Programm gehabt.

*Wie immer - wenn jemand etwas anderes weiß, dann gerne melden (natürlich mit aussagekräftigen Beweismitteln).

Feuerlöschermuseum Lippstadt / C. Menzel 2025

Dienstag, 24. Juni 2025

GLORIA WISSEN #1: Der Typ Pn mit Kunststoffarmatur

Es gibt Dinge, die gibt es nicht - so möchte man zumindest meinen - und genau zu diesen Dingen gehört die erste serienmäßige Version des GLORIA Typ Pn mit Schlagknopfarmatur.
Beinahe zeitgleich mit der Typenserie Pi zugelassen, stellte der Pn die günstigere Variante des kompakten Aufladelöschers mit innenliegender Treibgaspatrone und rückwärtig verlaufender Schlauchleitung dar. Der Pi war Anfang der 1960er Jahre natürlich das Nonplusultra und davon musste sich der Pn qualitativ etwas abheben - nach unten.
So wird es wohl gekommen sein, dass sowohl der Ventilkörper, als auch die Flügel-Überwurfmutter aus Kunststoff gefertigt wurden. Im Prinzip ein Wahnsinn, da insbesondere die Überwurfmutter einer sehr starken Belastung ausgesetzt ist. Beim Aufladen drücken gut 800 kg von Innen gegen den Kopf und das muss sie halten. Aber gut - das wird irgendwie getestet worden sein denn sonst wäre es so nicht auf den Markt gekommen.
Naja, lange war es so nicht auf dem Markt; zwei Jahre schätze ich, denn mir bekannte Modelle mit diesen gelben Überwurfmuttern aus Kunststoff sind aus den Jahren 1960 und 1961. Die Modelle ab 1962 haben eine Überwurfmutter aus Zinkdruckguss und einen Ventilkörper aus grauem Kunststoff. Auch der Griff war ab 1962 nicht mehr aus Kunststoff. Hin und wieder habe ich mal noch welche mit gelbem Kopf und einer Überwurfmutter aus Zinkdruckguss gesehen. Ob es das jetzt ab Werk in einer Art Übergangszeit gab, oder ob das alles vom Kundendienst umgerüstet wurde, weiß ich nicht und dieses irgendwie nachzuvollziehen, ist extrem schwierig, da es heute nach über 60 Jahren keine Unterlagen mehr dazu gibt. Ich hab ja schon so einiges, aber solch eine Kundendienstanweisung zum Tauschen der Überwurfmutter habe ich nicht. Vorstellen könnte ich mir das aber schon, dass es soetwas gegeben hat. Ich habe in meiner Karriere auch schon diverse Anordnungen gehabt und danach gearbeitet.
Diese beiden guten Stücke von 1961 haben in den letzten 64 Jahren noch nie einen Sachkundigen gesehen und deshalb ist diese doch irgendwie krasse Kunststoff-Überwurfmutter noch erhalten. Ich habe sie natürlich gleich nach Erhalt entschärft und entleert. Die Patronen waren noch voll…

C. Menzel 2025

Sonntag, 4. Februar 2024

Es geht weiter - am neuen Standort Lippstadt

Liebe Leser,

der ein oder andere wird sich sicherlich schon gedacht haben, was hier los ist. Seit ziemlich genau einem Jahr habe ich keine Artikel mehr veröffentlicht. Der Grund: Wir sind inkl. Feuerlöschermuseum umgezogen und es war schlicht keine Zeit.

Das Gröbste ist geschafft, die Sammlung ist - nach einer wichtigen Spezialisierung - fast komplett am neuen Standort und bald gehts weiter. Was bedeutet Spezialisierung? Ich habe meinen Fokus begrenzt auf den Zeitraum, wo GLORIA ein Familienbetrieb war. Alles, wo "H. Schulte-Frankenfeld" draufsteht, gehört dazu, alles andere nicht mehr. Mein Museum umfasst nun noch Geräte aus der Zeit von 1945-2004. Alles, wo Kidde oder GLORIA GmBH draufsteht, ist raus. Einige Ausnahmen gibt es zwar, aber nicht viele. Der Grund ist hauptsächlich Platz- und Zeitmangel gewesen. Seinen Fokus von Zeit zu Zeit neu einzustellen ist gar nicht so schlecht, denn eine solche Maßnahme erlaubt wieder viele neue Möglichkeiten. Einige Artikel und Bilder neuerer Geräte muss ich hier noch rausstreichen, da sie nicht mehr im Museum sind. Aber eins nach dem anderen.

Freut Euch auf viele neue tolle Sachen und bis bald

Euer Chris

Mittwoch, 15. Februar 2023

Neuerscheinung 02.2023: Technik-Taktik-Einsatz - Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen

Alles was wichtig ist bei der Rettung aus Höhen und Tiefen:
Immer an die zweite Sicherung denken, falls eine Sicherheitskomponente schlappmacht!


Bei Notfällen in Dachgeschossen, Kränen, Gondeln, Masten oder Schächten, Silos, Tanks etc. hängt das Leben der Beteiligten sehr oft an (und in) den für die Rettung verwendeten Seilen und Befestigungen. Umso wichtiger ist es, dass alle Knoten, Karabiner & Co. absolut sicher und richtig befestigt sind. Falls die erste Sicherungsebene versagt, ist es wichtig, eine zweite zu haben, welche die in den Seilen hängenden Betroffenen auffängt und schützt.
Wie das auch unter schwierigen Umständen zu schaffen ist, steht anschaulich und in der Praxis nachvollziehbar im Technik-Taktik-Einsatz-Band Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen.


Er präsentiert Informationen zu ausgereiften Sicherungstechniken mit Seilen und Geräten, ihren Finessen und Grenzen, zu Knoten und Stichen, verwendbaren Anschlagspunkten und den diversen Einsatzvarianten – wie z. B. die Rettung mit Hubrettungsfahrzeugen oder über Leiterhebel als schiefe Ebene bzw. mit Hilfe von Flaschenzügen. Damit stellt dieses Buch eine zuverlässige Basis an Lösungsmöglichkeiten für die sichere Rettung aus Höhen und Tiefen bereit. Dabei orientieren sich alle vorgestellten Rettungsoptionen am "KISS"-Prinzip (Keep It Simple and Safe). Das bedeutet: Je einfacher eine Rettungsoption in Aufbau und Ausführung ist, desto sicherer und schneller ist sie im Einsatz auch anwendbar.


Der Autor Wolfgang Werft ist ausgebildeter Rettungssanitäter und bildet selbst Einsatzkräfte für die Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen (SRHT) aus. Beste Voraussetzung also, um die Leser im neuen Band aus der Reihe Technik-Taktik-Einsatz kompetent und auf den Punkt gebracht mit persönlicher Erfahrung und Sachkenntnis zu versorgen.


Fazit: Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen skizziert das notwendige Rüstzeug, um die Betroffenen sowie die Retter selbst auch unter schwierigsten Umständen aus ihrer Notlage zu befreien. Das Ganze ist anschaulich und einprägsam mit vielen Fotos und praktischen Merkhilfen gestaltet, so dass der Lesestoff leicht und angenehm flüssig seinen Weg in das Gedächtnis findet.

 

Wolfgang Werft
Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen
2022, Softcover, 182 Seiten
ecomed SICHERHEIT, ecomed-Storck GmbH
EUR 39,99
ISBN 978-3-609-77548-7
Internet: www.ecomed-storck.de

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Sonntag, 12. Februar 2023

Die Pulverlöscher der Serie Pi 1959 - 1994

Die Typenserie Pi wurde 1959 erstmals zugelassen und das berühmte (erste) Zulassungszeichen P1-33/59 war früher derart präsent, dass ich es a.) heute immer noch vor Augen habe und es b.) sogar auswendig kenne. Der Typ Pi war meines Erachtens nach nicht nur der meistverkaufte Feuerlöscher des umfangreichen GLORIA-Produktprogramms sondern vermutlich auch der meistverkaufte Feuerlöscher Deutschlands. Vor allem die Geräte zwischen 1964 und 1992 waren überall präsent... wirklich überall! Allein ich erinnere mich an zahlreiche Schulen - unter anderem meine eigenen in Dedinghausen (heute: Grundschule im Kleefeld) und das Ostendorf-Gymnasium (heute: Europaschule Ostendorf oder so ähnlich) - sowie auch die Stadtwaldschule, die Graf-Bernhard-Schule und viele andere mehr. Dann gab es die Pi im real-kauf, im Minipreis, in den SB-Märkten Paderborn und Lippstadt, in der WEKA, bei Horten, bei Hella, in Bussen, auf LKW und, und, und... der pure Wahnsinn!

Der Pi fand vermutlich deshalb einen solchen Absatz, weil er eine echte Revolution war! 
Sensationell neu für die ausgehenden 1950er Jahre waren die kompakten Abmessungen durch die innenliegende Treibgaspatrone und den hufeisenförmig verlegten Schlauch an der Rückseite des Behälters. Im Prinzip hatte kein anderer Hersteller weder in den 1960er, 1970er, 1980er, 1990er noch in den 2000er Jahren ein vergleichbares Modell.
Den Pi gab es in verschiedenen Versionen und am häufigsten vertreten waren die Typen Pi 6 G und Pi 12 G mit ABC-Pulver. Interessant zu wissen ist hierbei, dass es ab ungefähr 1987 bei diesen Typen mindestens drei verschiedenen Glutbrand-Pulver-Füllungen gegeben hat - neben dem standardmäßigen GLUTEX PL-3/65 tauchten auch das ADEX PL-17/87 und eine mir namentlich (noch) unbekannte Pulversorte aus dem Jahre 1982 auf. 
Mite einigem Abstand - vor allem ab Mitte der 1970er Jahre* - Abstand folgten die Typen Pi 6 und Pi 12 mit dem einfachen Standard-BC-Pulver. Verschwindend gering war der Anteil am nicht abstellbaren Pi 6 S und am sündhaft teuren Metallbrandlöscher Pi 12 M.
 

Die Typenserie Pi wurde 2005 in Deutschland nach fast 50 jährigem Bestehen vom Markt genommen.

Interessant zu wissen ist auch, dass ab ungefähr 1987 der Pi auch mit mindestens drei verschiedenen Pulver-Füllungen gegeben hat - neben dem standardmäßigen GLUTEX PL-3/65 tauchten auch das ADEX PL 17/87 und eine mir namentlich (noch) unbekannte Pulversorte aus dem Jahre 1982 auf.
Wesentliche Änderungen in Ausführung und/oder Druck gab es es 1961, 1963, 1964, 1966, 1970, 1973, 1978 und 1984. Insgesamt war der Typ Pi in seiner langen Bauzeit von 1960 - 2005 in Deutschland mit mehr als 25 Varianten vertreten - wir sprechen hier nur vom Typ Pi 6 G - nund jetzt jedes einzelne Detail aufzuzählen, brächte nicht viel... im Gegenteil. Schaut Euch die Bilder der einzelnen Baujahre selbst an.



6 kg Inhalt
GLORIA Pulverlöscher TYP Pi 6 G Baujahr 1978
GLORIA Pulverlöscher TYP Pi 6 G Baujahr 1980 - Schweizer Ausführung
GLORIA Pulverlöscher TYP Pi 6 G Baujahr 1981
GLORIA Pulverlöscher TYP Pi 6 G Baujahr 1983
GLORIA Pulverlöscher TYP Pi 6 G Baujahr 1987
GLORIA Pulverlöscher TYP Pi 6 G Baujahr 1993
 

©. Menzel 2023

Die nicht abstellbaren Pulverlöscher P 6 1958 - 1963

1957/58 endete auch die Ära der Feuerlöscher alter Bauart endgültig und GLORIA brachte mit dem einfachen Typ P 6 ein ähnliches Modell nach neuer Bauart auf den Markt. Die Ausführung erfolgte wie die des P 6 S, doch anstelle eines Schlauches besaß er wie die alten Modelle lediglich einen Ausblasstutzen - allerdings nicht mehr unten am Behälterboden sondern am Deckel. Auch dieser Typ besaß eine außenliegende Treibgasflasche und war wie die Modelle nach alter Bauart nicht abstellbar. Obwohl der Standard Ende der 1950er Jahre im Prinzip schon bei abstellbaren Feuerlöschern lag, wurden diese Geräte doch relativ häufig verkauft; insbesondere an Privathaushalte mit Ölheizungen.

Den einfachen Typ P 6 gab es nur mit Standard-BC-Pulver. Das bis dato oben im Aufdruck befindliche GLORIA-Signet wanderte nach unten als eine Art Stempel bzw. Qualitätssiegel. An diese Stelle trat der fortan übergroße, gebogene GLORIA-Schriftzug, dessen Vorbild auch alle anderen Typen bis Ende 1962 folgten.

 

©. Menzel 2023