Sonntag, 23. September 2018

Report aus dem Museum - GLORIA Kohlensäure-Schnee-Löschgerät Typ KS 2x6

Bei einem meiner regelmäßigen Streifzüge durchs Internet stieß ich bei eBay-Kleinazeigen auf ein Inserat, welches meine Neugier weckte. Abgebildet waren insgesamt fünf fahrbare Kohlensäure-Schneelöscher der alten Generation mit zwei Flaschen auf einem Fahrgestell. Ich klickte auf die Anzeige und entdeckte beim Durchsehen der Bilder darunter einen GLORIA Typ KS 2x6 - Bingo!
In meinem Kopf gaben sich Fragen und an mich selbst gerichtete Mahnungen wie "Brauche ich das wirklich?", "Habe ich überhaupt Platz dafür?" und "Du wolltest doch eigentlich nix mehr auf Rädern anschleppen!" die Klinke in die Hand, doch es war von vorn herein ein aussichtsloses Unterfangen, mir den Kauf auszureden. Fest stand: Ich musste dieses Ding haben!
Ich verschwendete keine Zeit und schrieb umgehend den Verkäufer an, welcher sich auch zügig zurückmeldete und meine bange Frage, ob denn der KS 2x6 noch zu haben wäre, Gott sei Dank mit einem "Ja, sie können gerne vorbeikommen. Sie müssen aber vorher anrufen." beantwortete. Damit war mein Tag gerettet und ich freute mich wie ein Schneekönig über den in Aussicht gestellten KS 2x6.
Ich verschwendete abermals keine Zeit und rief sofort an, denn es bot sich die günstige Gelegenheit, das fahrbare Kohlensäure-Schnee-Löschgerät noch am selben Tag abzuholen. "Alles klar, kommen Sie vorbei, ich bin da." tönte es aus dem Hörer und das Geschäft war perfekt.

Beim Verkäufer angekommen zeigte er mir nach einer kurzen Begrüßung und einem knappen, aber freundlichen Gespräch dann das Objekt meiner Begierde. Mit geübtem Blick begutachtete ich das Gerät und war zufrieden. Das Löschgerät machte einen guten Gesamteindruck. Es war vollständig, nicht verrostet oder sonst irgendwie beschädigt und alles war original von GLORIA - der Flaschenwagen von 1962 und die Flaschen von 1970. Nichts ungewöhnliches, aber dazu später mehr. Nachdem dann einige Scheinchen von meiner Tasche in seine Tasche gewandert sind, war ich stolzer Besitzer eines fahrbaren Kohlensäure-Schnee-Löschgeräts vom Typ KS 2x6. Den schmalen Handgriff fest in der Hand fuhr ich das Gerät breit grinsend zum Wagen und machte mich daran, meine Beute sicher zu verstauen. Dann gings ab nach Hause und dort angekommen zeigte ich meiner Frau sofort, was ich da tolles abgestaubt hatte. Ihre Freude über meine neueste Errungenschaft hielt sich wie üblich in Grenzen, aber der W-A-F (Weiblicher-Akzeptanz-Faktor) ist auch dieses Mal nicht soweit strapaziert worden, dass ich vom Hof gejagt wurde. Da ich entgegen jeglicher Versprechen wieder mal was fahrbares angeschleppt hatte und mich dahingehend wieder mal irgendwie ein Stückchen unglaubwürdiger - auch in Bezug auf zukünftige Projekte - gemacht hatte, war dies ein sehr glücklicher Umstand für mich.

Nun machte ich mich daran, das 56 Jahre alte Fahrgestell mit den knapp 50 Jahre alten, natürlich noch vollen Kohlensäureflaschen abzuladen. Solche Flaschen stehen unter hohem Druck (je nach Umgebungstemperatur zwischen 60 und über 200 bar), sodass gerade alte Geräte gefährlich werden können und zwingend druckentlastet, d.h. entleert werden müssen. Die beiden Flaschen sind über einen Messingadapter und Rohrleitungen an den Hochdruckschlauch angeschlossen, doch ob Schlauch und Rohrleitungen dem Druck standhalten würden, konnte ich nicht sicher bestimmen. Das Risiko, dass mir da beim Aufdrehen der Ventile irgendwas fliegen geht, war mir zu groß. Also nahm ich alles auseinander und schraubte auf jede Flasche die Schneebrause eines K2 - hat ganz wunderbar und vor allem sicher funktioniert. Da ich den Karren eh schon auseinandergebaut hatte, konnte ich auch ganz prima alles gründlich reinigen.

Hersteller: GLORIA-WERKE
Kohlensäure-Schnee-Löschgerät
Typ: KS 2x6
Baujahr: 1970 (Wagen 1962)
Bauart: 2 CO2-12 (Schnee)
Zulassungs-Kennzeichen: P3 - 1/61
Inhalt: 12 kg (2x6 kg) Kohlendioxid
Treibmittel: 12 kg (2x6 kg) Kohlendioxid
Betriebsdruck: ca. 60 bar bei 20 °C
Gewicht des gefüllten Geräts: 45 kg
Bauzeit nach diesem Muster: 1964-1972



Nachdem die Flaschen wieder aufgetaut waren und ich alles gereinigt hatte, setzte ich alles wieder zusammen und der majestätische KS 2x6 erstrahlte in altem Glanz.
Fahrbare Kohlendioxidlöscher in Form von zwei Kohlensäureflaschen auf einem Fahrgestell wie beim KS 2x6 war in den 1960er und 1970er Jahren auch bei anderen Herstellern ganz üblich und Modelle wie heutige KS 10, 20, 30 und 50 gab in dieser Form noch nicht. Mit einem Einsatzgewicht von gut 45 kg wurde der Löscher natürlich zum Einsatzort gefahren und an der Brandstelle angekommen, wurde dann einfach der Schlauch abgewickelt und das Ventil aufgedreht. Man konnte nur eine Flasche benutzen, beide gleichzeitig oder auch beide nacheinander, sodass dieses Gerät schon eine ganz erhebliche Wirkung besaß.
Zu Hause hatte so ein Ding natürlich niemand stehen und es war rein für industrielle bzw. gewerbliche Zwecke vorgesehen. Im Frühjahr 2003 habe ich vor meinem Studium aushilfsweise bei der HELLA in Lippstadt gearbeitet und dort habe ich zum ersten und einzigen Mal so ein Gerät in freier Wildbahn gesehen. Das war schon richtig beeindruckend und heute gibt es diese Dinger natürlich nicht mehr, schon lange nicht mehr! Erstens sind sie viel zu alt und zweitens so auch gar nicht mehr zugelassen.

Zu klären wäre noch die Frage, warum da zwei 1970er Flaschen auf einem 1962er Fahrgestell sind und meine Theorie dazu lautet wie folgt:
Die Druckflaschen der Kohlendioxidlöscher besaßen bis etwa 1962/63 einen maximalen Prüfdruck von 190 bar, was einem Füllfaktor von 1,34 l/kg entsprach. Der Nachteil dieser Geräte war, dass bereits bei einer Umgebungstemperatur von 35 °C der höchstzulässige Betriebsdruck von 127 bar erreicht wurde.
Um die Einsatzbereiche von Kohlendioxidlöschern zu erweitern, wurde der Prüfdruck auf 250 bar angehoben (Füllfaktor 1,5 l/kg) und das schlug sich auch ab 1964 in der DIN 14406 nieder. Die alten Flaschen mit einem Prüfdruck von 190 bar konnten aber noch auslaufend weiterverwendet werden und genau das ist die Antwort auf unsere Frage.
Entweder kam das Löschgerät 1970 zum Einsatz wobei die alten Flaschen leergebraten worden sind oder es war 1970 beim TÜV. Bei auslaufend zugelassenem Betrieb bedeuteten beide Möglichkeiten das endgültige Aus für die alten Flaschen. Sie durften nicht mehr gefüllt werden und wurden ersetzt. Der Originalität des Kohlensäure-Schnee-Löschgerätes tut diese Tatsache aber keinen Abbruch, da die Fahrgestelle auch 1970 noch die gleichen waren wie 1962.
Ich schätze, dass die Gelegenheit eine der letzten überhaupt gewesen sein dürfte, solch ein Löschgerät zu ergattern. Andere alte Feuerlöscher findet man auch noch mal hier und da im privaten Keller, sodass es sie entsprechend häufiger gibt. Geräten wie diesem hier wurde 2004 die Zulassung entzogen und ab da verschwanden sie aus den Betrieben. Niemand kam auf die Idee, sich sowas mit nach Hause zu nehmen, wie es bei aussortierten Handfeuerlöschern oft der Fall war. Von daher gibt es diese Geräte einfach nicht mehr und dieses hier dürfte eines der wenigen verbliebenen sein. Da ich es erwerben konnte habt Ihr das Glück, Euch dieses schöne Teil auf meiner Seite anschauen zu können. Ein sehr schönes Gerät und ich freue mich außerordentlich.

©. Menzel 2018

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