Montag, 14. Mai 2018

Der Einsatz von Feuerlöschern

Feuerlöscher begegnen uns an jeder Ecke, zum Beispiel auf der Arbeit, im Supermarkt, auf dem Amt und weiß der Geier wo sonst noch. Wie ein Feuerlöscher aussieht, wissen die meisten Leute, doch wie solch ein Gerät aufgebaut ist und funktioniert, wissen nur die wenigsten.

Feuerlöscher
Als ein Feuerlöscher wird ein amtlich geprüftes und zugelassenes Gerät bezeichnet, welches mit Hilfe von gespeichertem Druck ein Löschmittel selbstständig ausstößt. Das Gesamtgewicht des einsatzbereiten Feuerlöschers darf ein Gewicht von max. 20 kg nicht überschreiten.
Die Zulassung erfolgt seit Sommer 1992 nach der DIN EN 3 (vorher DIN 14406 Teil 1-3) wohingegen sich die Kriterien der Instandhaltung weiterhin nach der DIN 14406 Teil 4 richtet.
Zu unterscheiden von einem amtlich geprüften und zugelassenen Feuerlöscher sind sog. Löschhilfen im Dosenformat. Ich persönlich halte gar nichts davon und ich kann es auch nicht verstehen, wie dieser Mist auch von Feuerwehren besser gestellt wird, als ein richtiger Feuerlöscher.
Kurz und Klein: Wer was gescheites haben möchte, was er nicht alle 2 Jahre zu völlig überzogenen Preisen neu kaufen muss, der kauft einen amtlich geprüften und zugelassenen Feuerlöscher - Punkt. Die wichtigsten Kriterien zum Kauf findet Ihr ganz ausführlich auch in einem anderen Artikel, aber prinzipiell solltet Ihr diesen im Fachhandel kaufen. Die Experten wissen genau, was Ihr braucht und wenn weitere Frage, Probleme etc. bestehen, seid Ihr hier am besten beraten.

Dauerdruck- und Aufladelöscher
Grundsätzlich lassen sich Feuerlöscher von der Bauart her in einfache Dauerdrucklöscher und hochwertige Aufladelöscher einteilen. Das Bild links zeigt das Innenleben eines Dauerdrucklöschers (GLORIA Typ PD 6 G), welches im Prinzip lediglich aus einem Steigrohr und einem Dichtkegel besteht. Den Löschmittelbehälter muss man sich jetzt einfach dazudenken. Das ganze ist gasdicht miteinander verbunden und wird unter 15 bar Stickstoff gesetzt.
Diese einfachen Dauerdrücker bieten den Vorteil, dass sie einerseits aufgrund ihrer simplen Technik kostengünstig sind und andererseits sofort nach Ziehen der Sicherung das in ihnen enthaltene Löschmittel ausspucken. Nachteilig sind ein schleichender Druckverlust sowie unverhältnismäßig hohe Wartungskosten bei Fälligkeit der Behälterinnenkontrolle.

Aufladelöscher
Aufladelöscher sind den Dauerdrucklöschern in jedem Falle vorzuziehen und zeichnen sich neben einer ganz anderen Verarbeitungsqualität hauptsächlich dadurch aus, dass der Drauckaufbau erst unmittelbar vor dem Einsatz erfolgt. Löschmittel und Treibgas werden separat gespeichert und erst im Ernstfall zusammengebracht. Druckverluste und dergleichen sind bei solchen Feuerlöschern im Prinzip ausgeschlossen.
Links im Bild sehen wir die Armatur eines GLORIA Schaumlöschers vom Typ SK 6 P und sehr gut zu erkennen ist die Druckpatrone, in welcher das Treibgas gespeichert wird.
Hinweis: Die nun folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf Aufladelöscher.


Funktionsweise
Der Feuerlöscher wird im ersten Schritt entsichert und in einem zweiten Schritt unter Druck gesetzt. Die Aktivierung kann auf verschiedene Möglichkeiten erfolgen, welchen wir uns aber später widmen. Die Druckpatrone ist bei den meisten der heute im Umlauf befindlichen Feuerlöscher im Inneren des Löschmittelbehälters verbaut, wie auf der Abbildung links sehr gut zu erkennen ist (Schnittmodell GLORIA Typ SH 6 S). Diese wird beim Aktivieren angestochen, woraufhin das in ihr enthaltene Kohlendioxid** in den Löschmittelbehälter strömt. Da Armatur und Löschmittelbehälter gasdicht miteinander verbunden sind, kann sich im Inneren nun typenabhängig ein Druck von 8 bis 18 bar aufbauen. Diesen Druck nennt man Betriebsdruck, unter welchem das Löschmittel ausgestoßen wird. Mit zunehmender Nutzungsdauer nimmt der Druck natürlich etwas ab.

* Die Typen GLORIA SH 6 P und SH 6 S arbeiten mit Stickstoff.

Sicherungseinrichtungen
Jeder Feuerlöscher ist gegen unbeabsichtigte Betätigung gesichert. Diese Sicherung besteht in der Regel aus einer Zugsicherung in Form einer Lasche oder eines Splints, wie hier links zu sehen ist. Die Abbildung zeigt verschiedene Sicherungseinrichtungen aus dem Hause GLORIA, wie sie bei den heutigen Modellen üblich sind. Die Sicherungseinrichtungen anderer Marken können geringfügig anders aussehen, doch ist die Funktion stets dieselbe: Dran ziehen und fertig!



Druckaufbau
Wie gerade eben schon kurz angesprochen, befindet sich die Druckpatrone heute bei den meisten Geräten im Inneren des Löschmittelbehälters. Dies hat einerseits den Vorteil, dass das ganze Gerät nicht so furchtbar sperrig wird und andererseits ist sie optimal gegen äußere Einflüsse geschützt. Ich habe schon Patronen aus gut 60 Jahre alten Pulverlöschern geholt, die aussahen, als ob sie gerade frisch eingebaut worden sind.
Je nach Feuerlöscher kommen Patronen mit unterschiedlichen Füllgewichten zum Einsatz. Ein paar Beispiele sehen wir hier links auf dem Bild. In Nasslösschern finden sich so Patronen mit 35, 45, 55 und 75 g Kohlendioxid, wohingegen bei Pulverlöschern die Füllgewichte von 140 über 210 bis hin zu 280 g Kohlendioxid reichen. Außenflaschen gibt es mit 150 und 300 g Inhalt. Der Grund, warum bei Pulverlöschern ein Vielfaches an Kohlendioxid verwendet wird, hängt mit dem höheren Betriebsdruck dieser Geräte zusammen.

Feuerlöscher mit Druckhebelarmatur
Die enfachste Variante der Aufladelöscher sind solche mit einer sog. Druckhebelarmatur. Hier links sehen wir einen GLORIA Typ WH 6 E aus der Produktlinie EASY.
Die Bedienung ist simpel: Den Splint ziehen, die rote Drucktaste einmal kurz betätigen und wieder loslassen. Durch das Drücken wird die Patrone angestochen und das Loslassen bewirkt, dass der Behälter geschlossen bleibt und sich der Betriebsdruck vollständig aufbauen kann. Durch erneutes Betätigen der roten Drucktaste kann der Löschmittelstrahl freigesetzt, dosiert und abgestellt werden. Der Schlauch sollte bei solchen Modellen so weit wie möglich vorn gehalten werden, um das Löschmittel gezielt auf den Brandherd bringen zu können. Hält man den Schlauch mittig oder noch weiter Richtung  Behälter, versaut man sich lediglich die Schuhe.
Die Aufladelöscher mit Druckhebelaramatur wurden bei GLORIA erstmals 1984 mit dem PE 6 G eingeführt. Bei den Dauerdrückern gibt es sie bereits seit 1966.

Feuerlöscher mit Schlagknopfarmatur
Am weitesten verbreitet sind heutzutage Aufladelöscher mit einer sog. Schlagknopfarmatur wie hier links am Beispiel des GLORIA SH 9 P aus der Produktlinie PRO zu sehen ist. Auf der Ventilarmatur befindet sich ein mehr oder weniger großer, roter Schlagknopf, welcher von einer gelben Abzuglasche gesichert wird. Um den Behälter nun unter Druck zu setzen, muss die Sicherung ganz einfach abgezogen und der Knopf eingeschlagen werden. Das kann man entweder mit der Faust machen, oft reicht aber auch ein Drücken mit der Flachen Hand. Man muss da jetzt auch nicht wie ein Vandale draufkloppen - ganz geschmeidig reicht.
Der Betriebsdruck treibt das Löschmittel bis ans Ende des Schlauches vor die Löschpistole, über welche der Löschmittelstrahl freigesetzt, dosiert und unterbrochen werden kann. Praktisch: Bei solchen Modellen kann man den Schlauch nur ganz vorne anfassen, wodurch das genaue Zielen kein Problem ist. Aufladelöscher mit Schlagknopfaramtur gibt es bei GLORIA seit 1959. Erstmals verbaut wurde sie bei der Serie Pn, deren Produktion mit Inkrafttreten der DIN EN 3 eingestellt wurde.

Feuerlöscher mit Halbautomatik
Die creme de la creme stellt die STAR-Line dar, ein Halbautomatikauflader, wie wir hier links im Bild am Beispiel des GLORIA SK 6 S sehen. Wie man hier sehr schön erkennen kann, besitzt dieses Modell einen ebensolchen Tragegriff wie der PRO, doch wo ist der rote Knopf hin? Es gibt keinen! Die Aktivierung ist äußerst simpel: Nach Abziehen der gelben Sicherung genüg ein einfaches Anheben am Tragegriff, um die Patrone anzustechen und den Löscher unter Druck zu setzen. Praktisch idiotensicher - man kann gar nichts falsch machen, da man den Löscher zum Einsatz so oder so anhebt. Die Aufbringung des Löschmittels erfolgt wieder über die sehr zielgenau zu bedienende Löschpistole am Ende des Schlauches.
Es ist jetzt auch nicht so, dass diese Halbautomatik was ganz revolutionär Neues wäre - ganz im Gegenteil: Sie ist bereits jahrzehntelang im Einsatz. Vorläufer der STAR-Serie ist nämlich der legendäre und wohl am meisten jemals verkaufte Feuerlöscher der Typenserie Pi. Dieser wurde 1959 mit der halbautomatischen Aufladung ausgestattet und da war es wirklich revolutionär. Die Produktion des Pi mit seinem charakteristischen weißen Handgriff wurde für Deutschland 2005 eingestellt. Schön zu sehen ist es, dass diese Technik nun im STAR weiterlebt. Original vom Pi ist noch die bebilderte Bedienungsanleitung. GLORIA ist auch der einzige Produzent, welcher die Halbautomatik anbietet. Zwischendurch hat es von MINIMAX mal den Typ RU gegeben, doch der wird meines Wissens auch nicht mehr produziert.

Sonstige
An sich ist wie gesagt die Halbautomatik das Beste, was man bei einem herkömmlichen Feuerlöscher bekommen kann. Doch es geht noch besser: GLORIA bietet in der Design-Linie F6 sogar Modelle mit vollautomatischer Aufladung an. Hier genügt das Ziehen der Sicherung um den Feuerlöscher unter Druck zu setzen. Hier links sehen wir zwei der wohl seltensten Vertreter der F6-Serie: Den Automatik-Fettbrandlöscher vom Typ F6 RC AL und den 6 l-Wasserlöscher vom Typ F6 WN AL.
Diese F6-Löscher sind vor allem in der Automatik-Variante nur sehr selten anzutreffen, da sie im Vergleich zu den anderen Modellen recht teuer sind und nur wenige Leute sich diesen Luxus gönnen.
Was auch nur noch sehr selten anzutreffen ist, sind Feuerlöscher mit Außenflasche. Ihre Präsenz ist auch wegen ihrer sperrigen Abmessungen ab den 1970er Jahren stark zurückgegangen; heute sind sie nahezu bedeutungslos geworden. In vereinzelten Fällen gibt es sie hier und da noch zumeist als Sondergerät wie z.B den den 12 kg-Metallbrandlöscher vom Typ PS 12 M (keine Abb.), von welchem ich auch einen besitze. Hier dreht man einfach die außenliegende Flasche auf, um den Löschmittelbehälter unter Druck zu setzen.

Anwendungsbereiche
Ein Feuerlöscher ist ein Kleinlöschgerät und lediglich zum Bekämpfen von Entstehungsbränden geeignet. Der Löschmittelinhalt ist begrenzt und deshalb dürft Ihr keine großen Wunder erwarten. Je nachdem, was Ihr für einen Feuerlöscher verwendet, ist dieser ohne Unterbrechung des Löschmittelstrahls nach 10 bis 50 Sekunden leergepustet. Ein 2 kg-Kohlendioxidlöscher ist nach eben etwa 10 Sekunden leer, mit einem 6 kg-Pulverlöscher habt Ihr etwa 25 Sekunden Spaß und ein 6 l Schaumlöscher hält immerhin so 35-40 Sekunden. Da hat schon so manch einer recht sparsam in die Runde geguckt, wenn der Löscher leer, aber das Feuer noch nicht aus ist.
Wo sich auch viele vertun: Ein 6 kg-Löscher wiegt nicht 6, sondern etwa 10 kg. Behälter und Anbauteile müssen natürlich mit eigerechnet werden, sodass ein 6 kg-Löscher wie gesagt 10 kg wiegt, ein 9er etwa 15 kg und ein 12 kratzt mit ca. 19,5 kg an der zulässigen Gewichtsgrenze.

Welcher Feuerlöscher?
Es gibt viele verschiedene Feuerlöscher und der Löschmittelinhalt reicht von 1 bis 12 kg. Was soll man da nehmen?
Für zu Hause und die meisten anderen Bereiche erweist sich ein 6 Schaumlöscher als die beste Wahl, da dieser für Brände von Stoffen der Brandklassen A und B bestens geeignet ist und dies im Prinzip auch alles ist, was einem zu Hause begegnet (Möbel, Teppiche, Kleidung, Vorhänge, Papier etc.). Einzige Ausnahme: Fettbrände! Hier besser den passenden Topfdeckel nehmen oder einen zugelassenen Fettbrandlöscher.
Zweitens macht ein Schaumlöscher nicht so eine immense Sauerei wie ein Pulverlöscher. Das Löschmittel wird zielgerichtet auf den Brandherd gebracht, danach die Pfütze wegwischen und fertig. Pulver hat eher die Wirkung einer Schrotflinte - in manchen Fällen sehr hilfreich (Autobrand, Brand im Inneren von Heizungsanlagen), im Haushalt oder Büro aber eher suboptimal.
Pulverlöscher gibt es im Prinzip nur noch dort, wo der Einsatz von Schaum nicht möglich ist wie zum Beispiel in Frostbereichen.

Im Brandfalle
Das Wichtigste ist natürlich, dass das Feuer ausgeht und es gibt beim Löschen ein paar kleine Tricks, die den Löscherfolg zwar nicht garantieren, aber ihn sehr gut ermöglichen.

  • Bei Bränden im Freien ist natürlich auf die Windrichtung zu achten; kommen Euch Rauch, Hitze und das Löschmittel entgegen, dann steht Ihr an der falschen Ecke. Bei Reifenbränden: Flammen und Glut ablöschen und das Rad wenn möglich kühlen. In jedem Falle Löschmittelreserve bei Rückzündung sichern. Danach die Demontage des Rades vornehmen.
  • Der Brandherd befindet sich immer unten auf dem Boden* und deshalb ist es wichtig, das Feuer von unten her anzugreifen. Es bringt gar nichts, den Löschmittelstrahl wahllos in die Flammen zu halten.
  • Gasbrände nur durch Abdrehen der Gaszufuhr löschen! Ansonsten besteht durch ausströmendes Gas akute Explosionsgefahr!
  • Solltet Ihr eine brennende Flüssigkeit mit einem Pulverlöscher angehen, ist es wichtig, dass Ihr nicht mit scharfem Pulverstrahl in steilem Winkel in die Flüssigkeit zielt. Hierbei besteht die Gefahr, das dabei brennende Flüssigkeit umherspritzt und der Brand vergrößert wird.
  • Für Brände größerer Ausdehnung ist ein Feuerlöscher nicht geeignet! Solltet Ihr dennoch meinen, aus welchen Gründen auch immer einen schon größeren Brand mit einem Feuerlöscher bekämpfen zu müssen, dann hat es wenig Sinn, allein mit vier Feuerlöschern loszumarschieren und einen nach dem anderen leerzumachen. Erfolg habt ihr nur, wenn Ihr wie in diesem Beispiel mit vier Leuten, von denen jeder einen Feuerlöscher in der Hand hat, den Löschangriff gemeinsam vortragt.
  • Um Löschmittel zu sparen, solltet Ihr zunächst versuchen, stoßweise löschen. Wenn es nichts bringt, seht Ihr das ja und dann kann man immer noch voll draufhalten.
  • Fettbrände auf keinen Fall mit Wasser löschen! Kohlendioxid und Pulver erweisen sich auch als eher ungeeignet, da hier die Gefahr einer Rückzündung besteht. Am besten nehmt Ihr einen speziellen Fettbrandlöscher oder den passenden Topfdeckel.
* Ausnahme sind Tropf- und Fließbrände. Wenn z.B. ein Kunststoff-Lampenschirm brennend von der Decke tropft, müsst Ihr erst den Schirm löschen und dann die brennende Pfütze.

Nach dem Einsatz
Die verwendeten Löschmittel sind derart effektiv, dass man oft nur zwei drei Stöße benötigt, um den Entstehungsbrand zu löschen. Da könnte man ohne böse Absicht auf die Idee kommen, den Löscher wieder aufzuhängen... da er ja noch fast voll ist. Einmal aktiviert, bazt der Feuerlöscher jedoch seinen Betriebsdruck innerhalb kurzer Zeit ab, da Armaturen und Dichtungen nicht dazu ausgelegt sind, den Druck dauerhaft zu speichern. Deshalb: Benutzte Feuerlöscher sofort wieder instandsetzen lassen, denn sonst funktioniert er garantiert nicht mehr.

©. Menzel 2018 

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