Sonntag, 23. März 2014

GLORIA Typ Wi 10 F Bj. 1978

GLORIA Wi 10 F - 1978
Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN WASSER 10
Typ: Wi 10 F (Frostsicher bis -30 °C)

Baujahr: 1978
Bauart: W 10 Hf - 30 - Aufladelöscher mit innenliegender Treibgaspatrone
Inhalt: 10 l Wasser + Frostschutz
Gewicht des gefüllten Geräts: 16 kg

Geschichte:
Auch wenn dieser Feuerlöscher auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich erscheint, ist er dennoch etwas ganz besonderes und sehr sehr selten. Selten deshalb, da diese Geräte nur in verhältnismäßig kleiner Stückzahl produziert worden sind, da auch die 1970er 
Jahre noch ganz im Zeichen des Pulvers standen.
Wasserlöscher sind zwar die Urform des modernen Feuerlöschers, denn auch die 1902 patentierten MINIMAX-Spitztüten waren bis in die 1930er Jahre hinein ausschließlich mit Wasser gefüllt. Ab etwa 1935 kamen die ersten Löschpulver auf und begannen mit fortlaufender Weiterentwicklung die Wasserfüllungen allmählich zu verdrängen. So geschah es auch im Hause GLORIA. Wasserlöscher gehörten in den späten 1940er und 1950er Jahren noch zum Standardprogramm, doch dies änderte sich im Jahre 1964. Mit der Umgestaltung des noch recht verschnörkelten Siebdrucks, welcher 1963 im Prinzip 1:1 von den goldenen Aufklebern der Jahre 1959 - 1962 übernommen worden war, verschwanden die Wasserlöscher gänzlich aus dem Produktionsprogramm. Soll heißen: Zwischen 1964 und 1973 - also beinahe ein ganzes Jahrzehnt - wurden bei GLORIA keine Wasserlöscher produziert, da vor allem Feuerlöscher mit ABC-Pulverfüllungen das modernste waren, was die Brandschutztechnik zu bieten hatte. Diese Löscher waren überall einsetzbar, wogegen mit herkömmlichen Wasserlöschern nur Brände von Stoffen der Brandklasse A abgelöscht werden konnten. Zudem waren Wasserlöscher damals ausdrücklich nicht zur Brandbekämpfung in elektrischen Anlagen zugelassen, was dem nichtleitenden ABC-Pulver im Zuge der stark ansteigenden Elektrifizierung und bei gleichzeitigem Verschwinden der TETRA-Löscher zu weiterem Aufschwung verhalf.

Im Jahre 1973 wurde bei den GLORIA-WERKEN mit einer abermaligen Überarbeitung der Modelle die Produktpalette nach fast 10 Jahren wieder um einen Feuerlöscher mit Wasserfüllung erweitert, welcher ausschließlich mit einer Füllmenge von 10 Litern und mit oder ohne Frostschutz angeboten wurde. Von der Füllmenge her hatte sich im Vergleich zu 1963 nicht viel verändert, in Bezug auf die technische Ausstattung allerdings schon.

Die Wasserlöscher des Jahres 1963 waren mit einem einfachen Schlagknopf ausgestattet und besaßen zudem keinen Schlauch. Mit dem Handgriff an der Seite erinnerten sie entfernt an eine überdimensionierte Ölkanne und waren nach Auslösen nicht abstellbar. Da diese Funktionsweise veraltet und nicht mehr zugelassen war, wurden die neuen Wasserlöscher technisch auf den neuesten Stand gebracht. Anstelle eines Schlagknopfes wurde die moderne Zughebelarmatur der erfolgreichen Pi-Serie verwendet, welche zur Unterscheidung jedoch über einen schwarzen Ventilkörper aus Kunststoff verfügte und anstelle einer einfachen Düse kam ein Schlauch mit abstellbarer Löschpistole zum Einsatz. Auch in Bezug auf die Verwendung in elektrischen Anlagen wurde die Sichtweise ein wenig geändert, denn diese Geräte waren nun auch für die Bekämpfung von Bränden in elektrischen Anlagen mit einer Spannung von maximal 250 Volt einsetzbar. Eine generelle Zulassung für Brände in Niederspannungsanlagen bis 1000 V besaßen sie jedoch nicht, weshalb im Siebdruck auch das Piktogramm der später abgeschafften Brandklasse E fehlt. Stattdessen wurde folgender Warnhinweis angebracht:

"NICHT FÜR ELEKTRISCHE ANLAGEN MIT EINER SPANNUNG VON ÜBER 250 VOLT GEGEN ERDE"


Eine eindrucksvolle Warnung, welche zu einem vorsichtigen Umgang bei Bränden in elektrischen Anlagen mahnte. 1978/79 wurde die Brandklasse E jedoch ersatzlos gestrichen, was nichts anderes bedeutet, als dass alle Löschmittel bei Einhaltung des vorgeschriebenen Mindestabstands ( 1- 3 m) gefahrlos in Anlagen bis 1000 V eingesetzt werden können.

Dieser Feuerlöscher vom Typ Wi 10 F trägt alle Merkmale der 1970er Jahre und ähnelt dem Typ Pi sehr stark. Was allerdings sofort auffällt, ist die geänderte Schlauchführung. Der Schlauch wird nicht wie beim Typ Pi rückwärtig in U-Form geführt, sondern entspringt am Behälterdeckel. Durch diese Schlauchführung wird das ohnehin schon große Gerät sehr sperrig. Ob diese Art der Schlauchführung nur als Unterscheidungsmerkmal zwischen den Typen Pi und Wi gewählt worden ist, oder ob dies einen anderen Grund hat, vermag ich momentan  allerdings noch nicht sicher zu sagen. Was ich allerdings mit Sicherheit sagen kann ist, dass es sich bei diesem Gerät um einen absolut seltenen Feuerlöscher handelt, welcher heute nicht mehr zu bekommen ist. Knapp 10 Jahre habe ich so ein Modell gesucht und ich habe nicht ein einziges erwerben können. Dies wird sich auch in den kommenden 10 Jahren nicht ändern und daher bin ich ganz besonders froh, dieses top erhaltene Gerät nun mein Eigen nennen zu können. Da er laut Werks-Endkontrolle im Dezember 1978 gebaut worden ist, gehört er zudem zu den letzten Exemplaren in diesem Design.
Eingesetzt wurden solche Feuerlöscher in Handel, Industrie und Gewerbe sowie auch in öffentlichen Einrichtungen. Wer aus Lippstadt kommt und sich an den real,- vor dem Umbau erinnern kann, der konnte ein solches Gerät in der CD-Abteilung bewundern. Dieser Löscher war auch der einzige, den ich jemals gesehen habe.

Zum Feuerlöschermuseum

© C. Müller

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