Sonntag, 5. Mai 2013

Entrümpelung zum vorbeugenden Brandschutz

Kartonlager
Auch wenn die Haushalte im Grunde ebenso unterschiedlich sind wie die Personen, welche in ihnen leben, so haben sie doch Eines gemeinsam: Gerümpel!
Ständig werden irgendwelche neuen Sachen angeschafft (Kleidung, Möbel, Dekorationen, Heimtextilien), welche die vorhandene Ausstattung entweder ergänzen oder aber ersetzen. Vor allem bei Letzterem ist es vielfach so, dass die alten Sachen, welche ausgemustert worden sind, eben nicht gleich im Spermüll und sonstwo verschwinden, sondern erstmal schön gehortet werden. Man könnte es ja nochmal gebrauchen und zum wegwerfen ist es sowieso zu schade. Auf diese Art und Weise werden vor allem Dachböden im Laufe weniger Jahre regelrecht vollgepröttelt, sodass man sich nicht mehr drehen und wenden kann.

Wenn es bei Euch und speziell auf Eurem Dachboden aussieht wie bei den Ludolfs (damit meine ich nicht Peters Halle, denn das Haufenprinzip sorgt ja für Ordnung!), dann habt Ihr nicht nur ein Problem, Euch von Sachen zu trennen, sondern auch ein erhebliches Brandschutzproblem.
Dass vollgestellte Räume generell, aber insbesondere eben Dachböden ein erhebliches Brandrisiko bergen, soll folgender Exkurs verdeutlichen.

Exkurs: Der zivile Luftschutz
Im Zweiten Weltkrieg wurde die zivile Bevölkerung vor allem aus der Luft bedroht - und zwar in einer bis dahin noch nie da gewesenen Art und Weise. Die Alliierten Bomber flogen ab 1943 Einsätze gegen zivile Ziele, welche mit fortschreitender Kriegsdauer an Intensität und Häufigkeit zunahmen. Sie hatten vor allem gegen Kriegsende allein das Ziel, ganze Städte durch gezielt entfachte Feuerstürme in Schutt und Asche zu legen, was ihnen unter anderem in Hamburg und Dresden auch gelungen ist.
Die damalige Bebauung der Städte erleichterte den Alliierten ihr Vorhaben, denn die meisten Deutschen Städte - auch Großstädte - reichten zumindest im Kern bis in das Mittelalter zurück. Das bedeutet: Enge Gassen und Häuser mit hohem Holzanteil. Die vielfach mit Teer gedeckten Dächer taten auch ihren Teil dazu. Hier einen Feuersturm zu entfachen, war also allein aufgrund der verwendeten Materialien sowie der baulichen Struktur schon recht einfach, genau wie die Durchführung auch.
Dem eigentlichen Bomberverband flogen meistens einige Maschinen voraus, welche über dem Stadtgebiet zunächst Luftminen und Sprengbomben abwarfen. Die Luftminen waren groß wie Badeöfen und enthielten teilweise mehrere Tonnen Sprengstoff. Die Detonation einer solchen Luftmine deckte im Umkreis von mehreren hundert Metern die Dächer ab, Fenster und Türen flogen auch in bis zu einem Kilometer Entfernung noch aus den Angeln. Nun waren die Häuser offen und leicht zugänglich für die Brandsätze. Die Sprengbomben rissen tiefe Krater und dienten vornehmlich dazu, die Straßen für Feuerwehr und andere Hilfsmannschaften unpassierbar zu machen. Dann erfolgte der eigentliche Angriff, bei welchem tausende und abertausende Brandbomben abgeworfen wurden. Neben Benzol-Kautschuk- und Schwefelkohlenstoff-Phosphorbomben kamen vor allem kleine Stabbrandbomben mit einer Elektron-Thermitfüllung zum Einsatz. Diese nur 1 - 3 kg schweren Bomben waren so konstruiert, dass sie senkrecht fielen und bei Fallgeschwindigkeiten von 100 - 150 m/s mit ihrer harten Spitze auch Vollgeschossdecken durchschlagen konnten. Beim Aufschlag zündeten sie und die Füllung brannte bei Temperaturen von bis zu 2000 °C und weit sprühenden Funken ab. Zu löschen waren sie in der Regel nicht.
Als ob Szenarien von brennenden Städten schon vorausgeahnt worden wären, erfolgte bereits am 07. Mai 1937 mit der dritten Durchführungsverordnung zum Luftschutzgesetz vom 26. Juni 1935 die gesetzliche Anordnung zur Leerung und Entrümpelung von Dachgeschossen.
In diesen und auch anderen Gebäudeteilen, welche bei einem Luftangriff besonders gefährdet waren, war nach §1 fortan das Aufbewahren von Gerümpel, das übermäßige und feuersicherheitswidrige Ansammeln von verbrauchbaren Gegenständen sowie das Abstellen anderweitig unterbringbarer oder schwer beweglicher Gebrauchsgegenstände verboten.
Als Gerümpel galt laut §3 alle brennbaren oder sperrigen Gegenstände, die für den Besitzer dauernd entbehrlich oder für ihn nach der Verkehrsanschauung geringwertig sind.

Entrümpeln verringert die Brandlast
Nach dem Krieg hat sich vieles verändert, doch das Gerümpel ist scheinbar auch heute immer noch dasselbe. Hand auf´s Herz: Die alte, abgerockte, durch- und plattgesessene Wohnzimmergarnitur sowie Omas Vorhänge sind von geringem Verkehrswert und können doch theoretisch dauernd entbehrt werden, oder? Und, wie sieht es in der Praxis aus? Liegt das alte Zeug beim Sperrmüll? Nein - es liegt auf dem Dachboden und sorgt für eine enorme Erhöhung der Brandlast.
Heute sind unsere Häuser zwar nicht direkt durch Kriegseinwirkung bedroht - und das bleibt hoffentlich auch so - doch ein Feuer kann immer schnell ausbrechen. Vor allem jetzt, wo es mit großen Schritten auf den Sommer zugeht, sind die Dachgeschosse wieder besonders durch Blitzschläge gefährdet.
Statistiken hierzu liegen mir jetzt nicht vor, aber ich bin mir sicher, dass viele Dachstuhlbrände nicht so verheerend verlaufen wären und vielleicht durch die Hausbewohner mit geringem Aufwand hätten abgelöscht werden können, wenn nicht aller möglicher Kram, den eigentlich kein Mensch mehr braucht, dort eingemottet gewesen wäre.

Meistens handelt es sich bei haushaltsüblichem Gerümpel zu großen Teilen um brennbare Materialien, wie die gerade beispielhaft angeführte Wohnzimmergarnitur. Darunter befinden sich also Holz, Textilien, Füll- und Kunststoffe aller Art sowie auch Pappen und Papiere. Nicht selten kommt es vor, dass in solchen Ansammlungen jedoch auch brennbare Flüssigkeiten wie alte Lackeimer, Spraydosen, Verdünner und dergleichen zu finden sind.
Von Ansammlungen solcher brennbarer Materialien gehen verschiedene Gefahren aus, welche nicht unterschätzt werden dürfen:
  • In unübersichtlichen Bergen aus Möbeln, Kartons, Textilien und anderweitigen Teilen können leicht Brandnester entstehen, welche lange Zeit unbemerkt vor sich hinschwelen und Stunden später einen Brand ausbrechen lassen können.
  • Ansammlungen brennbarer Materialien sorgen für eine dichte und mitunter giftige Rauchentwicklung.
  • Vollgestellte Bereiche sind nur schwer zugänglich und können dementsprechend auch nur schwer abgelöscht werden. 

Doch findet sich Gerümpel im weitesten Sinne nicht nur auf Dachböden und in Kellern, sondern auch in den Wohnräumen. Alles ist vollgestopft und vollgestellt mit Nippes, Tand und Tallerkram aller Art und manche Zimmer verkommen sogar zu regelrechten Lagerräumen. Auch hier besteht wahrscheinlich nicht nur in brandschutztechnischer Sicht dringender Handlungsbedarf.

Entrümpeln ist Brandschutz
Wie aus dem Exkurs zum Luftschutz schon hervorgeht, gehört das Entrümpeln zu den einfachsten, aber auch effektivsten Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz. Deswegen ist es ratsam, von Zeit zu Zeit mal auszusortieren und vor allem das Aussortierte nicht wieder irgendwo anders anzuhäufen. Trennt Euch von Dingen, die Ihr nicht mehr braucht und Trennen heißt: Weg damit! Wem das schwer fällt, findet auf den Seiten der bekannten Wohnkosmetikerin Conni Köpp (www.wohnkosmetik.de) nicht nur wertvolle Tipps, sondern auch Hilfe und individuelle Beratung - vor Ort mit Möbelschieben oder per Telefon.

Naturgemäß müssen jedoch Dachgeschosse und auch Kellerräume immer auf irgendeine Art und Weise als Lager herhalten, z.B. für Koffer, Gartenpolster und dergleichen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, doch solltet Ihr folgende Dinge bei der Einlagerung im Dachgeschoss beachten:
  • Keine Lagerung von leichtentzündlichen, festen Stoffen (z.B. Altpapier, Textilien, Kartons und Pappe).
  • Keine Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten und brennbaren Gasen (z.B. Benzin, Heizöl, Spiritus, Flüssiggas). Brennbare Flüssigkeiten und Gase sollten generell außerhalb der Wohnräume gelagert werden (z.B. Garage, Gartenhaus).
  • Keine Lagerung von festen Brennstoffen (z.B. Holz, Kohlen).
  • Ausreichend Platz zu Schornsteinen und Reinigungsklappen.
Wie aus dieser Auflistung hervorgeht, sollten am besten nur nicht brennbare Stoffe in Dachräumen eingelagert werden. Hierzu zählen unter anderem Zement, Fliesen, Dachpfannen, Blumentöpfe sowie Glas- und Keramikerzeugnisse.

Ansonsten gilt für alle anderen Lagerräume:
  • Große Ansammlungen generell vermeiden.
  • Keine Konglomerate unterschiedlichster Materialien, sondern verschiedene Stoffe getrennt lagern.
  • Brennbare Flüssigkeiten und Gase separat Lagern.
  • Ausreichend Abstand zu elektrischen Installation, Rohrleitungen und sonstigen Einrichtungen halten. Lampen nicht abdecken.
  • Rauchen, Feuer und offenes Licht ist generell verboten.
  • Der Raum sollte abschließbar, d.h. mit einer richtigen Tür versehen sein.

Also - befreit Euch von Eurem alten Kram und hebt nicht alles auf. Hin und wieder mal auszumisten dient nicht nur dem Brandschutz, sondern ist auch sehr befreiend - habe ich letztens selbst erst noch festgestellt. Wenn Ihr etwas lagert, dann tut es mit Bedacht. Kein unüberschaubares Durcheinander und möglichst keine brennbaren Dinge auf Dachböden unterbringen. Brennbare Flüssigkeiten gehören innerhalb der Wohnräume wenn überhaupt nur in die Hausbar - alles andere ist tunlichst außerhalb unterzubringen.

© C. Müller
Link: Wohnkosmetik Constanze Köpp, Hamburg www.wohnkosmetik.de 


2 Kommentare:

  1. prima! ich kenne die gefahrenzonen meiner kunden auch zu gut! oft ganz schön brenn-s-lich! lg conni köpp, wohnkosmetik

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  2. Nach einem Umzug in eine kleinere Wohnung habe ich jetzt mein ganzes Gerümpel in einem Lager untergebracht. Fühlt sich gut an erstmal mit viel weniger Dingen zu leben.

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