Montag, 16. Mai 2016

GLORIA Typ PN 6 Bj. 1961

Hersteller: GLORIA-WERKE
DIN TROCKEN
Typ: Pn 6

Baujahr: 1961
Bauart: P 6 H - Aufladelöscher mit innenliegender Treibgaspatrone
Inhalt: 6 kg BC- Pulver
Gewicht des gefüllten Geräts: ca. 10,5 kg

Bauzeit nach diesem Muster: ca. 1960-1962




Geschichte:

Dieser Feuerlöscher vom Typ Pn 6 aus dem Hause GLORIA erfreute sich schon kurz nach seiner Zulassung im Jahre 1960 einer großen Verbreitung, doch auch, wenn diese Löscher in großen Stückzahlen auf den Markt kamen, dürfte dieses Modell hier eine ganz besonders seltene Ausführung sein.
Vom Aufdruck her weist dieser Feuerlöscher allen Typischen Merkmale und spiegelt mit seinen warmen Farben sowie den geschwungenen Formen den Charme längst vergangener Zeiten wieder. Der gelbe Tragbügel aus Kunststoff sowie der Kunststoff-Ventilkörper sind bei diesem Modell auch nicht weiter ungewöhnlich sondern Standard. Wenn man mal genau hinschaut, besteht die Flügel-Überwurfmutter nicht aus massivem Messing, sondern ebenfalls aus gelbem Kunststoff und das ist eine echte Sensation! Das habe selbst ich als GLORIA-Experte noch nie gesehen!

In meinem Lehrgang zum Sachkundigen nach DIN 14406-4 habe ich gelernt, dass bei der Unterdrucksetzung eines Aufladelöschers ein Gewicht von etwas mehr als einer halben Tonne von Innen gegen die Ventilarmatur drückt, welche eben von der Überwurfmutter am Behälter festgehalten wird. Unglaublich, dass die enorme Kraft auch von einer Überwurfmutter aus Kunststoff gebändigt werden konnte - doch das war vor 55 Jahren!

Ich vermute mal, dass einem heute bei der Unterdrucksetzung dieses Löschers die gesamte Armatur samt Überwurfmutter weggeplatzt und um die Ohren fliegen würde. Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben nämlich gezeigt, dass der Kunststoff brüchig und spröde wird, wenn sich die Weichmacher verflüchtigt haben. Mehrfach ist es auch schon zu Unfällen gekommen, bei denen der versprödete Kunststoff-Ventilkörper geplatzt oder wie ein Geschoss weggeflogen ist. Da ich mich beim Lösen der Flügel-Überwurfmutter sehr bemühen musste, diese nicht zu zerbröseln kann ich also mit Sicherheit sagen, dass auch dieser Kunststoff mittlerweile versprödet ist und den Belastungen einer Unterdrucksetzung nicht standgehalten hätte. Ich weiß von dieser Gefahr, der normale Verbraucher allerdings nicht und daher nochmal die Warnung: Alte Feuerlöscher sind kein Spielzeug und können sehr gefährlich werden, weswegen man sie unter keinen Umständen auslösen sollte!

Da es 1960 noch keine preiswerten Dauerdrucklöscher gab, war gerade der Typ Pn mit BC-Pulverfüllung oft in Privathaushalten anzutreffen, in welchen die gute Stube mittels einer Ölheizung auf behagliche Temperaturen gebracht worden ist. Nach der neu erlassenen FeuVO musste bei der Lagerung von Heizöl ab einer Menge von 1000 l ein geeigneter Feuerlöscher in der Nähe des Lagerraums angebracht werden und das war bis etwa Mitte der 1970er Jahre ein BC-Pulverlöscher (danach ABC).
Der Typ Pn war aufgrund seiner Schlagknopfarmatur etwas günstiger als das Topmodell Pi mit Halbautomatik-Aufladung, weswegen eben gerne zu diesem Modell gegriffen wurde. Im Gegensatz zum noch etwas günstigeren Typ Pn 6 S besitzt der Typ Pn 6 eine abstellbare Löschpistole - ein Ausstattungsmerkmal, auf welches auch ich nicht hätte verzichten wollen.
In Gewerbe und Industrie war dieser Feuerlöscher jedoch ebenfalls anzutreffen, allerdings nur in solchen Betrieben, bei denen Brandgefahren durch Stoffe der Brandklassen B und C bestanden. Für Brände von Feststoffen der Brandklasse A war dieser Löscher nämlich ungeeignet. Entsprechende Betriebe dürften daher KFZ-Werkstätten, Garagenanlagen, Tankstellen, Lackierereien, petrochemische Anlagen und dergleichen gewesen sein. Mit Blick auf die verarbeiteten Lösungsmittel könnten solche Löscher allerdings an bestimmten Stellen in der Möbelindustrie vorgekommen sein.

Ein sehr schönes, hervorragend erhaltenes und mit seiner Flügelüberwurfmutter aus Kunststoff ein wirklich seltenes Modell, welches heute nahezu nicht mehr zu bekommen sein dürfte.

©. Menzel 2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen