Montag, 16. Juli 2012

NEURUPPIN P 6 HfS Bj. 1955

Neuruppin P 6 HfS 1955
Hersteller: VEB Feuerlöschgerätewerk Neuruppin
Kohlensäure-Trocken-Löscher
Typ: P 6 HfS
Baujahr: 1955
Bauart: Aufladelöscher mit außenliegender Treibmittelflasche
Inhalt: 6 kg (BC)-Pulver
Gewicht des gefüllten Geräts: ca. 11 kg

Geschichte
Noch ein wunderschönes Stück DDR-Geschichte: Ein Kohlensäure-Trocken-Löscher Typ P 6 HfS von 1955. Dieser Löscher stammt aus einem alten Pfarrhaus, in welchem er seit 1955 gänzlich unberührt hing. Das Pfarrhaus wurde im Jahre 1955 erbaut und der Feuerlöscher dürfte  einer der ersten Gegenstände gewesen sein, welche in das Haus Einzug gehalten haben. Auch hing er nicht wie sonst üblich im Keller sondern im Flur direkt neben der Eingangstür. Wenn dieser Löscher reden könnte, hätte er mit Sicherheit einige interessante Geschichten zu erzählen…
Aber nun zu den technischen Sachen: Dieser Feuerlöscher kann vom Aufbau und der Funktion her als direkter Nachfahre des ersten wirkungsvollen und modernen Trockenfeuerlöschers  aus dem Hause TOTAL von 1912 gesehen werden. Feuerlöscher dieser Art mit einem Pulvertrichter am Behälterboden hat es auch in Westdeutschland bis Anfang der 1960er Jahre gegeben, in sehr großer Zahl  von den Herstellern MINIMAX, TOTAL, BAVARIA und WERNER. Die Gestaltung des Aufdrucks ist typisch für die 1950er Jahre und im Vergleich zu den Nachfolgemodellen sehr liebvoll ausgestaltet. Was die Ausmaße angeht waren diese Geräte relativ kompakt, jedoch sehr umständlich und unsicher in der Bedienung. Um die Druckflasche aufzudrehen, musste so ein Löscher quasi wie ein Baby im Arm gehalten werden, wobei er schnell mal runterfallen konnte. Außerdem waren diese Löscher nicht abstellbar – und zwar im doppelten Sinne. Weder konnte nach Auslösung der Löschmittelstrahl unterbrochen noch der Löscher selbst ab-, also hingestellt werden. Diese Nachteile in Bezug auf das ganze Handling solcher Apparate wurde Anfang der 1960er Jahre auch in der DDR erkannt, worauf die Produktion eingestellt wurde und diese Geräte nach knapp 50 Jahren vom Markt verschwanden – bei diesem Typ endete die Produktion im Jahre 1961. Direkter Nachfolger dieses Löschers war der eigenwillige Typ XP 6 Hf, welcher in seiner Form einzigartig und der DDR vorbehalten war. Leistungsmäßig ist dieser Löscher durchaus mit heutigen Geräten vergleichbar. Die Wurfweite beträgt 6 m und die Sprühdauer etwa 12-13 Sekunden. Der Hinweis, dass dieses Gerät bis maximal 35 °C erwärmt werden darf ist eine deutlicher Hinweis darauf, dass die Druckflasche einen Prüfdruck von 190 bar hat und noch nicht über eine Berstscheibensicherung verfügt, was durchaus üblich für die 1950er Jahre war. Der Betriebsdruck des aufgeladenen Feuerlöschers beträgt wie bei heutigen Aufladelöschern 25 bar. Lediglich das Löschpulver kann nicht mit heutigen Löschpulvern verglichen werden. Sehr interessant ist die Art der Aufhängung. Der Löscher wird an der Zuleitung von der Druckflasche zum Löschmittelbehälter an der Wand gehalten. Ein sehr schönes Stück in äußerst gutem Zustand, welches heutzutage nur noch sehr schwer zu finden sein dürfte.

© Text: C. Müller
© Bild und Informationen Andreas
 
 

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