Freitag, 31. Mai 2013

GLORIA F 2000-6X

GLORIA F2000-6X
Hersteller: GLORIA-WERKE 
Feuerlöscher
Typ: F 2000-6X
Baujahr: ca. 1997*
Bauart: PG 6 L - Dauerdrucklöscher 
Inhalt: 6 kg Hochleistungs-ABC-Pulver (Glutex X)

LE: 55 A / 233 B / C 
Gewicht des gefüllten Geräts: 11,5 kg


Geschichte
Der GLORIA F2000 ist wohl der extravaganteste Feuerlöscher, der jemals produziert wurde. Entwickelt wurde er 1995 zum 50-jährigen Jubiläum der GLORIA-WERKE und sollte nicht nur als Feuerlöscher, sondern auch als apartes Dekorationsstück in Besprechungszimmer, Empfangs- und Repräsentationsräume sowie in private Haushalte einziehen. Das besondere an diesem Feuerlöscher ist einerseits seine Pillenform, welche überhaupt nichts mit der üblichen zylindrischen Form eines Feuerlöschers gemein hat und eher an ein überdimensionales m&m erinnert. Diese Form erfüllt jedoch nicht nur einen gestalterischen Zweck, sondern kommt auch der technischen Seite zu Gute.
Zum einen wird im Vergleich zu anderen Feuerlöschern das Löschmittel nahezu restlos aus dem Behälter gefördert, was durch die sehr schmale Unterkante des Löschmittelbehälters ermöglicht wird. Andererseits ist das Gerät durch diese spezielle Form sehr druckfest und Platzt erst bei einem Druck von 100 - 110 bar - herkömmliche Löschmittelbehälter (außer Kohlendioxidlöscher) tun dies bereits bei nur etwa halb so hohen Druck. Auch der Bedienungs- bzw. Tragekomfort ist sehr hoch. Durch den Griff an der Oberseite sowie den integrierten Schlauch lässt sich der Feuerlöscher tragen wie ein Koffer.

Wer etwas von Feuerlöschern versteht, dem fällt sofort auf, dass dieser 6 kg-Dauerdrücker mit 55 A / 233 B / C die gleichen Ratings erfüllt wie ein normalerweise dreimal so leistungsfähiger 12 kg-Auflader. Wie ist das möglich? Ich konnte mir das auch nicht erklären und habe mal einen Experten gefragt. Dieser sagte mir, dass diese enorme Leistung hauptsächlich dem hohen Phosphatanteil des Hochleistungslöschpulvers "Glutex X" zu verdanken ist und er dadurch in der Lage war, die größten Prüfobjekte tatsächlich abzulöschen.
Was mich als nächstes stutzig gemacht hat, war der neben dem dauerdrucktypischen Manometer befindliche Schlagknopf, welcher normalerweise ein sicheres Zeichen für einen Aufladelöscher ist. Auch hier fragte ich den Experten um Rat und die Antwort ist wirklich verblüffend: Der Schlagknopf öffnet nicht etwa noch eine zusätzliche Druckpatrone, sondern lediglich den Weg zum Schlauch und dient daher im Prinzip nur als Sicherungseinrichtung.
Diese ingenieurtechnische Meisterleistung hat natürlich auch seine Nachteile, welche sich überwiegend in exorbitanten Anschaffungs- und Wartungskosten zeigen. Die Basisversion ohne Rauchmaske oder Löschdecke im Fuß schlug mit einem Anschaffungspreis von umgerechnet rund 300 € zu Buche und auch die Wartungskosten liegen um ein vielfaches Höher, als bei einem herkömmlichen Feuerlöscher. Hauptsächlich sind es hier das teure Löschpulver sowie auch das komplexe wie komplizierte Dichtungssystem, die nach einer Auslösung bzw. nach einem Löschmitteltausch den Service sehr sehr teuer machen. Dieser Feuerlöscher beschreibt somit viele Parallelen zu Fahrzeugen aus dem Oberklasse-Segment. Leider ist dem F2000 im Gegensatz zu diesen der große Erfolg versagt geblieben - eben wegen dieser hohen Kosten. Heutzutage wird die Wartung auch immer schwieriger, da manche Ersatzteile gar nicht mehr vorgehalten werden.
Somit ist diese S-Klasse unter den Feuerlöschern bereits heute ein begehrtes Sammlerobjekt, welches bald schon ganz verschwunden sein wird. Geprüfte und technisch einwandfreie Exemplare zu bekommen ist heute schon schwierig und oft sind diese auch nicht unter 100 € zu bekommen. Wer also noch so einen Löscher möchte, sollte am besten jetzt zuschlagen (bei Bedarf: Ich kenne da jemanden, der noch welche hat.)
Ein schönes und exklusives Stück Brandschutzgeschichte.







© C. Müller
*Das Baujahr habe ich auf 1997 geschätzt, da es nirgendwo ablesbar ist. Ein 95er Modell ist es nicht, da bei diesen der Schriftzug "F2000" neben dem GLORIA fehlte. Aufschluss über das Baujahr gibt das TÜV-Siegel mit den Hinweisen 07 / 17. Dauerdrucklöscher müssen alle 10 Jahre zum TÜV (ist aber heute glaube ich abgeschafft), was bei einer GLORIA-spezifischen Lebensdauer von 20 Jahren und einer wiederkehrenden Prüfung in den Jahren 2007 und 2017 auf das Baujahr 1997 schließen lässt. Wann die Produktion endete, weiß ich nicht mit Sicherheit, doch das Ende lag vermutlich einige Jahre vor dem Verkauf der GLORIA-WERKE um die Jahrtausendwende herum. 

Donnerstag, 30. Mai 2013

Giftige Bromid-Löscher aus der DDR

DDR Bromid 1
Auch wenn die Markenvielfalt der-DDR Feuerlöscher nicht so üppig war, wie die in Westdeutschland und sich im Prinzip nur auf die Hersteller "VEB Apolda" und "VEB Neuruppin" beschränkte, so waren die  Löschmittel doch ähnlich vielfältig wie in der Bundesrepublik. Nach der Wende verschwanden die meisten Feuerlöscher aus DDR-Produktion nach und nach aus der Öffentlichkeit, da sie nicht mehr der den gültigen Normen entsprachen. Das Verschwinden trifft jedoch hauptsächlich nur auf die Pulver-, Wasser-, Schaum- und Kohlendioxidlöscher zu, denn man sieht sie heute doch relativ selten bei eBay oder sonstigen Verkaufsbörsen. Was dort jedoch überproportional häufig auftaucht sind alte Bromid-Löscher, teilweise sogar noch aus den 1960er Jahren.
Der Grund hierfür ist recht einfach zu erklären, denn während Pulverlöscher und die übrigen eben aufgezählten hauptsächlich in Betrieben, Kaufhäusern und in sonstigen öffentlichen Bereichen anzutreffen waren, wurden sie dementsprechend auch einkassiert und verschrottet. Bromid-Löscher hingegen waren überwiegend in privater Hand und wurden in Autos und Garagen montiert. Hier waren sie natürlich vor der Einziehung gut geschützt und nach dem Motto "Was man hat, das hat man" wurden sie von den damaligen Besitzern auch nur selten hergegeben. Nun tauchen sie alle wieder auf und werden beim Entrümpeln von Garagen und Kellern gefunden und gern als "Ostalgie" angepriesen bzw. gekauft. Auch bei Trabi- und Wartburfreunden sind sie als zeitgenössisches Ausstattungsstück für ihren Oldie heiß begehrt. Doch... die meisten sind noch gefüllt und das Löschmittel hat es in sich...

Gefahren des Löschmittels
Das in der DDR verwendete Bromid war ähnlich dem Halon 1011, welches in Feuerlöschern aus Westdeutscher Produktion eingesetzt wurde. Die süßlich riechende und stark narkotisch wirkende Flüssigkeit fand erstmalig etwa Mitte der 1950er Jahre in Feuerlöschern Verwendung und setzte sich überwiegend aus einer Mischung von Bromchlormethan, Dichlormethan und Methylenbromid zusammen. Allein schon die Bezeichnungen lassen eindeutige Rückschlüsse darauf zu, dass diese Mischung ein giftiger  Chemiecocktail ist, welcher zu schweren Gesundheitsschäden bis hin zum Tod führen kann. Folgende Beschreibungen beziehen sich auf reines Bromchlormethan, doch dürfte die Wirkungsweise in der genannten Mischung ähnlich sein.
Die Hauptaufnahme des beim Löschen zerstäubten Bromids findet über die Atemwege sowie die Haut statt und die Wirkungsweise besteht in einer Reizwirkung auf Augen, Haut und Atemwegen.
Bei sehr hohen Konzentrationen, wie sie durchaus auch beim Löschen eingeatmet werden können, besteht die Gefahr von erheblichen Lungenschäden und ernsten Störungen im Zentralnervensystem.
In drei voneinander unabhängig aufgetretenen Vergiftungsfällen bei Feuerwehrmännern nach kurzer aber sehr hoher Exposition des Löschmittels traten Orientierungsstörungen, starker Kopfschmerz, Übelkeit, Brennen im Magen, Magenkrämpfe, Augenreizungen, Rötung der Nasen- und Rachenschleimhäute, Sensibilitätsstörungen in den Extremitäten, Muskelzuckungen und Krämpfe, Bewusstlosigkeit und Atemnot auf. Es wurde weiterhin über Gewichtsverlust und teils nur langsame Genesung berichtet.
Bei inhalativer Exposition zeigen sich ab Konzentrationen von 1500 ppm nach 15 min Überempfindlichkeit, Reizbarkeit, Gleichgewichtstörung und Tremor. Bei 5000 ppm kommt es zu Apathie und leichter Narkose, ab 10000 ppm zu Narkose und Todesfällen durch Atemdepression. Insgesamt ist die narkotische Wirkung mäßig, aber im Vergleich zum Tetrachlormethan und Dichlormethan länger anhaltend. Noch höhere Konzentrationen wirken in kurzer Zeit lungenschädigend. Als IDLH-Wert (immediately dangerous to life or health) gelten schätzungsweise 2000 ppm (10600 mg/m³).
Hinzu kommt gerade bei dem DDR-Bromid die Tatsache, dass das verwendete Bromid nicht nur die aufgeführten Stoffe enthält, sondern in Form von Verunreinigungen auch immer einen gewissen Bestandteil X.

Umgang mit solchen Löschern
Wie eingangs schon erwähnt tauchen diese Löscher oft bei eBay und ähnlichen Seiten auf und werden verkauft. In der Regel sind sie noch gefüllt.
Doch Vorsicht! Ich kann nur jedem willigen Käufer davon abraten, sich einen gefüllten Bromid-Löscher zuzulegen! Wie aus der Wirkungsweise eindeutig hervorgeht, ist die Füllung giftig und hat weder etwas in Wohnräumen, noch im Auto zu suchen! Als Deko oder zeitgenössisches Zubehör zum Auto nur im entleerten Zustand!
Wenn Ihr einen solchen Löscher findet, solltet Ihr Ihn am Besten sofort einer Entsorgung zuführen! In der Regel könnt Ihr solche Löscher bei Eurem örtlichen Sondermüllentsorger abgeben - vielfach sogar kostenlos oder gegen eine verhältnismäßig geringe Gebühr. Für den Transport solltet Ihr den Löscher vorsichtig in eine Tüte geben, welche Ihr dann mit Klebeband umwickelt und abdichtet. Solltet Ihr den Löscher warum auch immer nicht sofort entsorgen können, empfehle ich Folgendes:
Besorgt Euch eine Kunststoffkiste mit Deckel (die von IKEA sind sehr gut geeignet) und füllt diese zur Hälfte mit Katzenstreu. Legt dann den Löscher in Folie oder eine Tüte verpackt in die Kiste, füllt sie bis oben auf und verschließt sie mit einem Deckel. Das ist zwar auch keine fachgerechte Lösung, doch sollte etwas von dem Bromid auslaufen oder ausgasen, dann wird es durch das Katzenstreu gebunden.


!!! Probiert einen Bromid-Löscher niemals aus !!!

© C. Müller 
Informationen zur Wirkungsweise und Stoffzusammensetzung: IFA und dtv-Atlas zur Chemie Bde. 1 u. 2.
  

Sonntag, 12. Mai 2013

GLORIA Typ H 2,0 Bj. 1977

GLORIA H 2,0 1977
Hersteller: GLORIA-WERKE 
DIN Halon 2,0
Typ: H 2,0
Baujahr: 1977
Bauart: Ha 2,0 L - Gaslöscher 
Inhalt: 2 l Halon 1211 
Gewicht des gefüllten Geräts: 7,5 kg 
 
Geschichte 

Das, was ich Euch hier und heute präsentieren kann, ist beinahe so selten wie ein 6er im Lotto und für mich sowie für jeden anderen Feuerlöschersammler - noch dazu, wenn er sich auf Geräte aus dem Hause GLORIA spezialisiert hat - ein wahrer Hauptgewinn: Ein GLORIA DIN Halon 2,0 aus dem Jahre 1977! Diese Serie ist die erste, welche das Anfang der 1970er neu entwickelte Halon 1211 als Löschmittel enthält.
Dieser Feuerlöscher war in den 1970ern wohl das modernste, was der Feuerlöschermarkt zu bieten hatte. Halon 1211 war nicht nur das (bis heute) effektivste Löschmittel gegen reine Flammenbrände der Brandklassen B und C, sondern auch weit weniger toxisch als seine Vorgänger Tetra und CB.
Sehr interessant ist der Aufdruck. So trägt er einerseits typische Merkmale der 1970er Jahre - wie etwa die im Hause GLORIA 1973 eingeführten und noch nicht herstellerweit genormten Piktogramme für die Brandklassen (BCE) sowie auch die Piktogramme zur Bedienung. Daneben gibt es jedoch auch Besonderheiten wie die Mengenbezeichnung, welche mit "2,0" angegeben wird. Das ist ungewöhnlich, da bei "geraden" Mengen wie 1 / 2 / 6 oder 12 normalerweise keine Nachkommastelle angegeben wurde - wohl aber bei "ungeraden" Mengen wie 0,2 / 0,8 oder 1,5. Die Typenbezeichnung "H 2,0" ist zudem ungewöhnlich kurz.
Einen Hinweis auf die immer noch bestehende Schädlichkeit des Löschmittels gibt der neben den Brandklassen abgedruckte Hinweis "Nicht zu verwenden in engen, schlecht belüfteten Räumen (gesundheitsschädliche Gase)". Dieser Hinweis mahnt nicht wie bei den Kohlensäurelöschern zu einem vorsichtigen Umgang in solchen Räumen, sondern rät ganz deutlich davon ab.
Bei der Mengenbezeichnung 2,0 ist keine Maßeinheit vermerkt, aber man kommt der ganzen Sache mit etwas Fachwissen doch auf die Schliche, wenn man weiß, wo man schauen muss. Zum einen fällt auf, dass der Behälter für eine 2 kg-Füllung schon relativ groß ist. Zum anderen ist an der Behälteroberseite (Schulter) folgendes eingeschlagen: "3,66 kg R12B1 TARA 3,47 kg". Das "R12B1" ist dabei die technische Bezeichnung für das Halon 1211 (Bromchlordifluormethan) und das TARA gibt das Reingewicht des Inhalts an.
Setzt man diese Erkenntnis mit der Dichte von Halon 1211 in Relation, erfährt man weiter, dass 1 l Halon 1,83 kg wiegt. Das ganze mal 2 ergibt 3,66 kg.
Also enthält dieser Löscher 2,0 l Halon 1211 und nicht 2 kg. Dieses Gerät ist von der Löschleistung her vergleichbar mit einen 4 kg Halonlöscher der späten 1980er Jahre.
Auf Geräten ab 1978 wurde die Maßeinheit kg hintangestellt. 

Ihr seht - ein ganz besonderes Stück, welches heute eigentlich nach dem Halonverbot von 1994 nicht mehr zu bekommen ist. Ich habe bei ebay vor Jahren mal einen kleinen 0,8 l-Löscher dieses Typs gesehen, welcher zum Sofortkauf angeboten wurde. Dieser war natürlich sofort weg und so ein 2,0 l-Modell... neee, kann mich nicht erinnern, so etwas schonmal gesehen zu haben. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Alain, welcher mir dieses tolle Stück überlassen hat. Dankeschön!




© C. Müller 

Montag, 6. Mai 2013

FAQ - Darf man Feuerlöscher auf Menschen richten?

Blick in die Schneebrause
Zu diesem Thema habe ich schon viel Quatsch und teilweise wirklich hanebüchenen Unsinn im Netz gelesen. Um es ganz klar zu sagen: Wenn ein Mensch brennt, darf selbstverständlich ein Feuerlöscher auf ihn gerichtet werden, um die Flammen zu ersticken!
Dabei ist es völlig egal, ob es sich dabei um einen Pulver-, Wasser-, Schaum- oder Kohlendioxidlöscher handelt. Allerdings sollte bei Kohlendioxidlöschern tatsächlich ein gewisser Abstand eingehalten werden. Der Kohlendioxid-Schnee tritt mit etwa 58 bar Druck und mit einer Temperatur von rund -70 °C aus, was auf ungeschützter Haut zu mechanischen Verletzungen und Erfrierungen führen kann. Weiterhin sollte es vermieden werden, direkt in das Gesicht des Betroffenen zu zielen - dies ist nämlich nicht nötig und kann ebenfalls zu mechanischen Verletzungen, Augen- und Schleimhautreizungen sowie Atemnot führen.
Deswegen: Wenn ein Mensch brennt und gerade ein Feuerlöscher in der Nähe ist, dann benutzt ihn um Himmels willen auch! Seid nur vorsichtig, löscht den Betroffenen stoßweise ab und haltet einen gewissen Abstand ein.

© C. Müller

Sonntag, 5. Mai 2013

Entrümpelung zum vorbeugenden Brandschutz

Kartonlager
Auch wenn die Haushalte im Grunde ebenso unterschiedlich sind wie die Personen, welche in ihnen leben, so haben sie doch Eines gemeinsam: Gerümpel!
Ständig werden irgendwelche neuen Sachen angeschafft (Kleidung, Möbel, Dekorationen, Heimtextilien), welche die vorhandene Ausstattung entweder ergänzen oder aber ersetzen. Vor allem bei Letzterem ist es vielfach so, dass die alten Sachen, welche ausgemustert worden sind, eben nicht gleich im Spermüll und sonstwo verschwinden, sondern erstmal schön gehortet werden. Man könnte es ja nochmal gebrauchen und zum wegwerfen ist es sowieso zu schade. Auf diese Art und Weise werden vor allem Dachböden im Laufe weniger Jahre regelrecht vollgepröttelt, sodass man sich nicht mehr drehen und wenden kann.

Wenn es bei Euch und speziell auf Eurem Dachboden aussieht wie bei den Ludolfs (damit meine ich nicht Peters Halle, denn das Haufenprinzip sorgt ja für Ordnung!), dann habt Ihr nicht nur ein Problem, Euch von Sachen zu trennen, sondern auch ein erhebliches Brandschutzproblem.
Dass vollgestellte Räume generell, aber insbesondere eben Dachböden ein erhebliches Brandrisiko bergen, soll folgender Exkurs verdeutlichen.

Exkurs: Der zivile Luftschutz
Im Zweiten Weltkrieg wurde die zivile Bevölkerung vor allem aus der Luft bedroht - und zwar in einer bis dahin noch nie da gewesenen Art und Weise. Die Alliierten Bomber flogen ab 1943 Einsätze gegen zivile Ziele, welche mit fortschreitender Kriegsdauer an Intensität und Häufigkeit zunahmen. Sie hatten vor allem gegen Kriegsende allein das Ziel, ganze Städte durch gezielt entfachte Feuerstürme in Schutt und Asche zu legen, was ihnen unter anderem in Hamburg und Dresden auch gelungen ist.
Die damalige Bebauung der Städte erleichterte den Alliierten ihr Vorhaben, denn die meisten Deutschen Städte - auch Großstädte - reichten zumindest im Kern bis in das Mittelalter zurück. Das bedeutet: Enge Gassen und Häuser mit hohem Holzanteil. Die vielfach mit Teer gedeckten Dächer taten auch ihren Teil dazu. Hier einen Feuersturm zu entfachen, war also allein aufgrund der verwendeten Materialien sowie der baulichen Struktur schon recht einfach, genau wie die Durchführung auch.
Dem eigentlichen Bomberverband flogen meistens einige Maschinen voraus, welche über dem Stadtgebiet zunächst Luftminen und Sprengbomben abwarfen. Die Luftminen waren groß wie Badeöfen und enthielten teilweise mehrere Tonnen Sprengstoff. Die Detonation einer solchen Luftmine deckte im Umkreis von mehreren hundert Metern die Dächer ab, Fenster und Türen flogen auch in bis zu einem Kilometer Entfernung noch aus den Angeln. Nun waren die Häuser offen und leicht zugänglich für die Brandsätze. Die Sprengbomben rissen tiefe Krater und dienten vornehmlich dazu, die Straßen für Feuerwehr und andere Hilfsmannschaften unpassierbar zu machen. Dann erfolgte der eigentliche Angriff, bei welchem tausende und abertausende Brandbomben abgeworfen wurden. Neben Benzol-Kautschuk- und Schwefelkohlenstoff-Phosphorbomben kamen vor allem kleine Stabbrandbomben mit einer Elektron-Thermitfüllung zum Einsatz. Diese nur 1 - 3 kg schweren Bomben waren so konstruiert, dass sie senkrecht fielen und bei Fallgeschwindigkeiten von 100 - 150 m/s mit ihrer harten Spitze auch Vollgeschossdecken durchschlagen konnten. Beim Aufschlag zündeten sie und die Füllung brannte bei Temperaturen von bis zu 2000 °C und weit sprühenden Funken ab. Zu löschen waren sie in der Regel nicht.
Als ob Szenarien von brennenden Städten schon vorausgeahnt worden wären, erfolgte bereits am 07. Mai 1937 mit der dritten Durchführungsverordnung zum Luftschutzgesetz vom 26. Juni 1935 die gesetzliche Anordnung zur Leerung und Entrümpelung von Dachgeschossen.
In diesen und auch anderen Gebäudeteilen, welche bei einem Luftangriff besonders gefährdet waren, war nach §1 fortan das Aufbewahren von Gerümpel, das übermäßige und feuersicherheitswidrige Ansammeln von verbrauchbaren Gegenständen sowie das Abstellen anderweitig unterbringbarer oder schwer beweglicher Gebrauchsgegenstände verboten.
Als Gerümpel galt laut §3 alle brennbaren oder sperrigen Gegenstände, die für den Besitzer dauernd entbehrlich oder für ihn nach der Verkehrsanschauung geringwertig sind.

Entrümpeln verringert die Brandlast
Nach dem Krieg hat sich vieles verändert, doch das Gerümpel ist scheinbar auch heute immer noch dasselbe. Hand auf´s Herz: Die alte, abgerockte, durch- und plattgesessene Wohnzimmergarnitur sowie Omas Vorhänge sind von geringem Verkehrswert und können doch theoretisch dauernd entbehrt werden, oder? Und, wie sieht es in der Praxis aus? Liegt das alte Zeug beim Sperrmüll? Nein - es liegt auf dem Dachboden und sorgt für eine enorme Erhöhung der Brandlast.
Heute sind unsere Häuser zwar nicht direkt durch Kriegseinwirkung bedroht - und das bleibt hoffentlich auch so - doch ein Feuer kann immer schnell ausbrechen. Vor allem jetzt, wo es mit großen Schritten auf den Sommer zugeht, sind die Dachgeschosse wieder besonders durch Blitzschläge gefährdet.
Statistiken hierzu liegen mir jetzt nicht vor, aber ich bin mir sicher, dass viele Dachstuhlbrände nicht so verheerend verlaufen wären und vielleicht durch die Hausbewohner mit geringem Aufwand hätten abgelöscht werden können, wenn nicht aller möglicher Kram, den eigentlich kein Mensch mehr braucht, dort eingemottet gewesen wäre.

Meistens handelt es sich bei haushaltsüblichem Gerümpel zu großen Teilen um brennbare Materialien, wie die gerade beispielhaft angeführte Wohnzimmergarnitur. Darunter befinden sich also Holz, Textilien, Füll- und Kunststoffe aller Art sowie auch Pappen und Papiere. Nicht selten kommt es vor, dass in solchen Ansammlungen jedoch auch brennbare Flüssigkeiten wie alte Lackeimer, Spraydosen, Verdünner und dergleichen zu finden sind.
Von Ansammlungen solcher brennbarer Materialien gehen verschiedene Gefahren aus, welche nicht unterschätzt werden dürfen:
  • In unübersichtlichen Bergen aus Möbeln, Kartons, Textilien und anderweitigen Teilen können leicht Brandnester entstehen, welche lange Zeit unbemerkt vor sich hinschwelen und Stunden später einen Brand ausbrechen lassen können.
  • Ansammlungen brennbarer Materialien sorgen für eine dichte und mitunter giftige Rauchentwicklung.
  • Vollgestellte Bereiche sind nur schwer zugänglich und können dementsprechend auch nur schwer abgelöscht werden. 

Doch findet sich Gerümpel im weitesten Sinne nicht nur auf Dachböden und in Kellern, sondern auch in den Wohnräumen. Alles ist vollgestopft und vollgestellt mit Nippes, Tand und Tallerkram aller Art und manche Zimmer verkommen sogar zu regelrechten Lagerräumen. Auch hier besteht wahrscheinlich nicht nur in brandschutztechnischer Sicht dringender Handlungsbedarf.

Entrümpeln ist Brandschutz
Wie aus dem Exkurs zum Luftschutz schon hervorgeht, gehört das Entrümpeln zu den einfachsten, aber auch effektivsten Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz. Deswegen ist es ratsam, von Zeit zu Zeit mal auszusortieren und vor allem das Aussortierte nicht wieder irgendwo anders anzuhäufen. Trennt Euch von Dingen, die Ihr nicht mehr braucht und Trennen heißt: Weg damit! Wem das schwer fällt, findet auf den Seiten der bekannten Wohnkosmetikerin Conni Köpp (www.wohnkosmetik.de) nicht nur wertvolle Tipps, sondern auch Hilfe und individuelle Beratung - vor Ort mit Möbelschieben oder per Telefon.

Naturgemäß müssen jedoch Dachgeschosse und auch Kellerräume immer auf irgendeine Art und Weise als Lager herhalten, z.B. für Koffer, Gartenpolster und dergleichen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, doch solltet Ihr folgende Dinge bei der Einlagerung im Dachgeschoss beachten:
  • Keine Lagerung von leichtentzündlichen, festen Stoffen (z.B. Altpapier, Textilien, Kartons und Pappe).
  • Keine Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten und brennbaren Gasen (z.B. Benzin, Heizöl, Spiritus, Flüssiggas). Brennbare Flüssigkeiten und Gase sollten generell außerhalb der Wohnräume gelagert werden (z.B. Garage, Gartenhaus).
  • Keine Lagerung von festen Brennstoffen (z.B. Holz, Kohlen).
  • Ausreichend Platz zu Schornsteinen und Reinigungsklappen.
Wie aus dieser Auflistung hervorgeht, sollten am besten nur nicht brennbare Stoffe in Dachräumen eingelagert werden. Hierzu zählen unter anderem Zement, Fliesen, Dachpfannen, Blumentöpfe sowie Glas- und Keramikerzeugnisse.

Ansonsten gilt für alle anderen Lagerräume:
  • Große Ansammlungen generell vermeiden.
  • Keine Konglomerate unterschiedlichster Materialien, sondern verschiedene Stoffe getrennt lagern.
  • Brennbare Flüssigkeiten und Gase separat Lagern.
  • Ausreichend Abstand zu elektrischen Installation, Rohrleitungen und sonstigen Einrichtungen halten. Lampen nicht abdecken.
  • Rauchen, Feuer und offenes Licht ist generell verboten.
  • Der Raum sollte abschließbar, d.h. mit einer richtigen Tür versehen sein.

Also - befreit Euch von Eurem alten Kram und hebt nicht alles auf. Hin und wieder mal auszumisten dient nicht nur dem Brandschutz, sondern ist auch sehr befreiend - habe ich letztens selbst erst noch festgestellt. Wenn Ihr etwas lagert, dann tut es mit Bedacht. Kein unüberschaubares Durcheinander und möglichst keine brennbaren Dinge auf Dachböden unterbringen. Brennbare Flüssigkeiten gehören innerhalb der Wohnräume wenn überhaupt nur in die Hausbar - alles andere ist tunlichst außerhalb unterzubringen.

© C. Müller
Link: Wohnkosmetik Constanze Köpp, Hamburg www.wohnkosmetik.de 


Donnerstag, 2. Mai 2013

FAQ - Feuerlöscher im Auto Pflicht?

Autofeuerlöscher mit 2 kg ABC-Pulver
Viele stellen sich die Frage, ob das Mitführen eines Feuerlöschers im Auto Pflicht ist.
Nein, ist es nicht. Es bleibt jedem Verkehrsteilnehmer selbst überlassen, ob er ein Löschgerät mitführen möchte, oder nicht. Im Ausland sieht das anders aus, denn vor allem in östlichen Ländern sowie in Skandinavien ist ein Feuerlöscher im Auto Pflicht. Allerdings gilt das überwiegend für Einheimische, d.h. für dort zugelassene Autos. Für Touristen ist das Mitführen eines Feuerlöschers meines Wissens nicht vorgeschrieben. Dennoch: Bevor Ihr mit Eurem Auto ins Ausland fahrt, informiert Euch ganz genau, was alles dabei sein muss!
Viele fragen sich ebenfalls, was denn ein Feuerlöscher an Bord überhaupt für einen Sinn macht. Oft hört man "einfach brennen lassen, die Kasko zahlt ein neues Auto". Es geht bei Feuerlöschern an Bord jedoch eigentlich nicht primär um den Schutz des Wagens, sondern um den Schutz der Insassen. Schon viele eingeklemmte Personen sind in ihren Autos verbrannt, weil kein Feuerlöscher zur Stelle war. Wenn Ihr einen Autolöscher mithabt, seid Ihr jederzeit in der Lage, Euch und auch anderen zu helfen.

Welcher Feuerlöscher eignet sich für Fahrzeuge?
Für PKW gibt es extra sogenannte "Autofeuerlöscher". Dies sind kleine kompakte Löschgeräte mit 1 bzw. 2 kg ABC-Pulver. Wenn Ihr Euch für solch einen Löscher entscheidet, dann greift zu einem 2 kg-Pulverlöscher. Feuerlöscher mit nur 1 kg Inhalt sind nahezu wirkungslos, da sie nach spätestens 5 sek. leergepulvert sind. Schaum und Kohlendioxid werden zwar auch in 2 l bzw. 2 kg-Geräten angeboten, doch eignen sich diese eigentlich nicht als Autofeuerlöscher. Halonlöscher, welche es früher vor allem bei BMW und Mercedes gab, sind verboten, das Mitführen ist strafbar.
Angebracht wird der Autofeuerlöscher meistens unter dem Fahrersitz oder im Kofferraum. Achtet vor allem darauf, dass der Löscher niemals direkt der Sonne ausgesetzt ist - sonst kann er schnell zu warm werden. Mir ist die Unterbringung im Kofferraum am Liebsten - dort ist er - zumindest bei Limousinen (siehe Bild) - in jedem Falle vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.

Dann allseits gute Fahrt!

© C. Müller