Sonntag, 19. August 2012

Der richtige Feuerlöscher für zu Hause


CO2- und Schaumlöscher
Jedes Jahr kommen bei Wohnungsbränden hunderte Menschen ums Leben, tausende werden verletzt und die Sachschäden gehen in den mehrstelligen Millionenbereich. Trotz dieser alarmierenden Zahlen sind Privatleute gesetzlich immer noch nicht dazu verpflichtet, einen Feuerlöscher vorzuhalten - es sei denn, sie betreiben eine Ölheizung. Wer mit Öl heizt und dieses in großen Tanks vorrätig hält, muss ab 1000 l einen geeigneten Feuerlöscher von mindestens 6 kg Inhalt installieren und betriebsbereit halten, ab 5000 l muss ein 12 kg-Löscher an die Wand. In der Regel werden bei Ölheizungen immer noch Pulverlöscher vorgehalten.
Doch bei den aktuellen Ölpreisen, welche voraussichtlich auf hohem Niveau bleiben und wegen den sonstigen, mit dem Öl verbundenen Unannehmlichkeiten sind Ölheizungen heutzutage größtenteils nur noch dort vorhanden, wo es keine andere Möglichkeit zum Heizen gibt - etwa deshalb, weil kein Gasanschluss gelegt werden kann. Die Zahlen der Privathaushalte, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, einen Feuerlöscher vorzuhalten, sind also seit Jahren schon rückläufig. Zudem halten Besitzer von Ölheizungen zwar wie ihnen geheißen einen Feuerlöscher vor, lassen diesen jedoch nicht prüfen. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich erhielt Anfang bis Mitte der 1990er Jahre viele Feuerlöscher für meine Sammlung, welche aus alten Heizungskellern stammten und bei der Umrüstung von Öl auf Gas "überflüssig" wurden. Diese Geräte sind beim Bau des Hauses bzw. bei der Installation der Heizungsanlage angebracht, aber schließlich sich selbst überlassen worden. So erhielt ich dann viele Feuerlöscher aus den 1960er und 1970er Jahren, welche dementsprechend 25 bis 35 Jahre nicht geprüft worden waren und im Ernstfall wegen Druckverlust, verklumpten Pulver oder Behälterschäden (Rost) mit ziemlicher Sicherheit versagt hätten.
Diese kurze Anekdote zeigt, dass auch wenn der Gesetzgeber die Vorhaltung eines Feuerlöschers in Privathaushalten fordert, dieser noch lange nicht funktionieren bzw. einsatzbereit sein muss. Vielmehr wird sich mit solch alten und unbrauchbaren Gurken in eine trügerische Sicherheit gewogen oder es herrscht die Vorstellung vor, dass im Falle eines entstehenden Brandes ein Eimer Wasser ausreiche. Dies ist jedoch eine gefährliche Fehleinschätzung von Verlauf und Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Feuers. Ein Brand kann nur in seiner Entstehungsphase wirkungsvoll bekämpft werden und das am sichersten mit einem Feuerlöscher!
Wer nun überlegt, sich einen Feuerlöscher zu kaufen, der findet hier ein paar Tipps und Anregungen, die ihm die Wahl oder die Überlegung möglicherweise erleichtern.

Der Sinn eines Feuerlöschers
Für viele ist der Kauf eines Feuerlöschers ein unnötiger Posten auf der Ausgabenliste und das Thema "Brandschutz" wird generell gern belächelt - meistens mit einem Verweis auf den erwähnten Eimer Wasser oder die Feuerwehr. Dass ein Eimer Wasser in den meisten Fällen eben nicht ausreicht, wurde schon kurz angesprochen und begründet sich folgendermaßen: Wenn irgendwo im Wohnbereich ein Feuer ausbricht, muss besagter Eimer zunächst erst einmal gesucht und mit Wasser gefüllt werden. Nachdem viel Zeit, allzu viel Zeit vergangen ist, kann mit dem gefüllten Eimer zum Löschangriff vorgerückt werden - mit der erschreckenden Erkenntnis, dass sich das Feuer bereits erheblich vergrößert hat. Spätestens jetzt bei der Anwendung wird auch dem stärksten Verfechter der Wassereimer-Theorie klar, warum er kein geeignetes Mittel zu Feuerbekämpfung ist - doch diese Erkenntnis kommt zu spät! Zum erfolgreichen Ablöschen bleibt genau ein Versuch, da das Wasser zwar relativ zielgenau, jedoch keineswegs dosiert und effizient auf den Brandherd gebracht werden kann. Es gibt nur einen Versuch und der muss sitzen! Da das Feuer jedoch in der Zeit, in welcher der Eimer gesucht und befüllt wurde, genügend Zeit hatte, sich ungehindert auszubreiten, ist man hier von vornherein chancenlos. Nun bleibt letztlich doch nur noch der Griff zum Telefon, um die Feuerwehr zu rufen und bis diese eintrifft, vergehen weitere Minuten, in denen das Feuer unaufhaltsam und mit zerstörerischer Kraft alles von Menschenhand gemachte verschlingt.

Ein Feuerlöscher ist also in den meisten Fällen das einzige wirksame Mittel, um einem ausgebrochenen Feuer Herr zu werden, bevor es sein zerstörerisches Werk entfaltet. Wer nun behauptet, dass es bei ihm schon nicht brenne, der irrt auch gewaltig, denn ein Feuer ist schneller ausgebrochen als gedacht. Nicht auf die Zigarette geachtet, an der Kaffeetafel mit der Servierte in die Kerze gekommen, Kurzschluss - diese und viele hundert andere Möglichkeiten hält der Alltag bereit, um völlig unvorhergesehen einen Brand ausbrechen zu lassen. Besonders in der Weihnachtszeit herrscht wegen vieler Kerzen, elektrischer Installationen und trockenem Tannengrün eine besonders hohe Brandgefahr.
Feuerlöscher schützen Leben – das eigene, das der Familie, das anderer Hausbewohner und das der Nachbarn. Zudem kann ein Feuerlöscher auch Sachwerte schützen - in erster Linie solche, welche keine Versicherung ersetzen kann (z.B. Fotos)!

Feuerlöscherkauf
Heutzutage gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Feuerlöscher zu erwerben. Eine Möglichkeit sind Baumärkte und seit einiger Zeit auch Discounter wie LIDL oder ALDI, welche hin und wieder solche Geräte im Sortiment haben. Hier werden Dauerdruck-Feuerlöscher namenhafter Hersteller wie z.B. GLORIA oder MINIMAX angeboten, welche als “low-budged”-Produktionslinien unter Bezeichnungen wie “PROTEX” (GLORIA) oder “MINIMAX for Home” in den Handel kommen. Diese Feuerlöscher sind günstig, qualitativ gut und längst nicht so schlecht wie der Ruf, der ihnen vorauseilt (billiger Baumarktschrott). Es gibt zwar besseres, aber so unbrauchbar, wie man es ihnen nachsagt, sind sie keinesfalls. Wer seinen Feuerlöscher im Baumarkt kauft kann zudem sicher sein, dass er ein neues, funktionsbereites und unbenutztes Gerät erwirbt, sofern es nicht als Restbestand oder Ausstellungsstück zum Sonderpreis angeboten wird - habe ich auch schon gesehen.

Eine weitere Möglichkeit bietet das Internet. Wer bei Versandhäusern (z.B. amazon) oder beim Fachhandel bestellt, kann wie beim Baumarkt sicher sein, dass er ein funktionstüchtiges Gerät erhält. Anders sieht es bei Auktionshäusern wie ebay aus. Hier werden massenhaft Feuerlöscher angeboten, doch ist hier eine gewisse Vorsicht geboten, vor allem bei privaten Anbietern. In der Artikelbeschreibung tauchen oft “unbenutzt” oder “wie neu” auf.
Um es ganz klar zu sagen: Unbenutzt bedeutet nicht, dass der Feuerlöscher auch funktioniert! So ein Feuerlöscher kann wie bereits in der Einleitung beschrieben 30 Jahre unbenutzt im Keller gehangen haben und so ein Feuerlöscher funktioniert ganz sicher nicht mehr! Das Problem ist in vielen Fällen, dass die meisten Leute keine Ahnung davon haben, wann ein Feuerlöscher noch brauchbar ist und wann nicht mehr. Alle Einzelheiten aufzuzählen, ist nahezu unmöglich und brächte auch nicht viel. Daher gebe ich an dieser Stelle den generellen Rat, dass der, der einen funktionstüchtigen Feuerlöscher sucht und sich nicht selbst ein wenig mit der Materie auskennt, besser nicht bei privaten ebay-Anbietern kaufen sollte. Tut er es doch, weil der Preis so verlockend günstig ist, sollte der Feuerlöscher umgehend von einem Fachmann überprüft werden. Dieser kann dann genau sagen, ob man nur Schrott oder doch etwas brauchbares gekauft hat. Wesentlich sicherer als Privatanbieter sind gewerbliche Anbieter bei ebay – aber nur solche, die beruflich mit Feuerlöschern zu tun haben, wie Prüf- und Fülldienste. Diese bieten Neu- und Gebrauchtgeräte an, welche frisch gewartet und einsatzfähig sind. Insolvenzverwalter sind dagegen weniger empfehlenswert. Diese bieten auch oft Feuerlöscher als "geprüft und gefüllt" aus Geschäftsauflösungen an, doch spielt es hier keine Rolle, dass so ein Prüfaufkleber mitunter auch schon 15 Jahre abgelaufen sein kann. Diese wissen meistens ebenso wenig wie viele Privatleute, wann eine Prüfung abgelaufen (nach 2 Jahren nämlich) oder ein Feuerlöscher aufgrund seines Alters nicht mehr brauchbar ist.
Zuletzt bleibt noch der Fachhandel, der im örtlichen Branchenverzeichnis und im Telefonbuch aufgeführt ist. Hier gibt es nagelneue Feuerlöscher und auf Wunsch auch die passende Beratung dazu.


Der richtige Feuerlöscher
Wenn die Entscheidung gefallen ist, sich einen Feuerlöscher zuzulegen, sieht sich der Käufer mit der Frage konfrontiert, was für einen Feuerlöscher er denn kaufen soll. Die Tatsache, dass es viele verschiedenen Hersteller, verschiedene Größen und auch unterschiedliche Löschmittel gibt, macht die Enscheidung nicht gerade einfacher.
Fangen wir mit den Herstellern an. In Deutschland gibt es eine ganze Fülle von Feuerlöscherproduzenten wie z.B.
  • GLORIA
  • MINIMAX
  • BAVARIA
  • TOTAL
  • DÖKA
  • WEBER
  • JOCKEL
  • WERNER
und noch viele weitere. Ich will jetzt hier keine Werbung für einen bestimmten Hersteller machen oder Empfehlungen abgeben, wer besser ist und wer nicht. Das ist auch Quatsch, denn alle Feuerlöscher, die in Deutschland angeboten werden, müssen bestimmte Vorgaben erfüllen. Daher ist es egal, für welchen Hersteller man sich letztendlich entscheidet. Ich würde Euch jedoch dringend empfehlen, einen deutschen Feuerlöscher zu kaufen. Ein solcher erfüllt in jedem Falle die Vorschriften und bereitet auch bei der Wartung keine Probleme.

Das Löschmittel
Das Löschmittel ist hingegen nicht so frei wählbar, wie der Hersteller, da nur ein auf das Brandgut abgestimmtes Löschmittel im Ernstfall auch etwas nützt.
An Löschmitteln stehen heutzutage
  • Wasser für die Brandklasse A
  • Schaum für die Brandklassen A und B
  • Kohlendioxid für die Brandklasse B und elektrische Anlagen (früher Brandklasse E)
  • ABC-Pulver für die Brandklassen A, B und C
  • Speziallöschmittel: Metallbrandpulver für die Brandklasse D und eine spezielle Lösung für die Brandklasse F
zur Verfügung. Der richtige Feuerlöscher sollte dazu in der Lage sein, haushaltsübliche Gegenstände abzulöschen. Hierzu zählt in erster Linie die Einrichtung, bestehend aus Möbeln, Teppichen, Vorhängen, Stoffen und Papier.
Alle diese aufgezählten Materialien sind feste Stoffe, deren Brände mit Flammen- und Glutbildung einhergehen und demnach der Brandklasse A zuzuordnen sind. Somit muss der Feuerlöscher für den Haushalt auf jeden Fall eine Eignung für die Brandklasse A besitzen.
Da im Haushalt jedoch auch brennbare Flüssigkeiten (Deo, Lacke, Reiniger) lagern und auch solche, die beim Verbrennen flüssig werden (Kunststoffe, Paraffine, Wachs) Anwendung finden, sollte der bereitstehende Feuerlöscher am besten auch eine Eignung für Brände von Stoffen der Brandklasse B aufweisen.
Für den Wohnbereich empfiehlt sich am besten ein Schaumlöscher, da dieser sowohl für Brände von Stoffen der Brandklasse A, als auch für solche der Brandklasse B geeignet ist. Zudem bleiben die Löschmittelschäden auf den eigentlichen Brandherd begrenzt.
Vorsicht! Obwohl sich ein Schaumlöscher auch für brennbare Flüssigkeiten eignet, taugt er nur bedingt für brennende Fette und Öle! Die Gefahr einer Fettexplosion ist bei einem solchen Gerät zwar minimiert, aber immer noch gegeben! Daher sollte als zweites Löschgerät neben dem Schaumlöscher noch ein Kohlendioxidlöscher beschafft werden, welcher brennendes Fett gefahrlos ablöscht.
Die richtige Größe
In Deutschland zugelassene Feuerlöscher gibt es in unterschiedlichen Größen und die Füllmenge reicht dabei von 1 kg bis 12 kg. Ich betone das extra deshalb, weil sich sogenannte Löschhilfen immer weiter durchsetzen und diese eben nicht als zugelassene Feuerlöscher gelten. Diese Dosen haben einen zu geringen Inhalt (oft nur 0,3 -0,5 l) und zu wenig Druck, um als vollwertiger Feuerlöscher zu gelten. Obendrein sind sie auch nicht überprüfbar. Das bedeutet: Nachdem das aufgedruckte MHD abgelaufen ist, müssen sie entsorgt werden. Kauft soetwas nicht, es ist nur teures Spielzeug!
Euer Schaumlöscher sollte einen Inhalt von 6 l haben, da mit dieser Menge ein Entstehungsbrand auch von einem Laien sicher bekämpft werden kann. Tipp: Kauft einen aufladbaren Kolbenkartuschenlöscher. Diese sind in der Anschaffung zwar teuer, aber in der Wartung bedeutend günstiger als ein Dauerdruckgerät mit bereits vorgemischter Schaumlösung.
Bei dem Kohlendioxidlöscher reicht die kleine Version mit 2 kg Inhalt.

Anzahl der Feuerlöscher
Die Anzahl der bereitzuhaltenden Feuerlöscher richtet sich immer nach der Größe des zu schützenden Objektes sowie der Menge und Beschaffenheit des in ihm befindlichen Brandgutes. Für herkömmliche Wohnungen mit den üblichen Einrichtungsgegenständen genügt in der Regel ein 6 l Schaumlöscher und ein 2 kg Kohlendioxidlöscher. Bei Häusern mit mehreren Etagen sollte für jede weitere Etage ein zusätzlicher 6 l Schaumlöscher installiert werden. Wird mit Öl geheizt, sollte im Keller zusätzlich ein ABC-Pulverlöscher angebracht werden. 
Der richtige Standort
Der Feuerlöscher sollte an einem jederzeit zugänglichen und zentralen Ort gut sichtbar aufgehängt werden. Aufhängen ist immer besser als hinstellen, denn die Halterung an der Wand, welche bei jedem neu gekauften Feuerlöscher im Lieferumfang enthalten ist, sichert ihn gegen umkippen und weist ihm einen festen Platz zu. Das verhindert, dass der Feuerlöscher z.B. beim Putzen mal hierhin und mal dorthin wandert, bis er schließlich verschwunden ist. Am besten ist der Flur geeignet, denn über den Flur sind in der Regel alle anderen Räume der Wohnung oder des Hauses erreichbar. Gut sichtbar heißt: Nicht in den Abstellraum hinter den Staubsauger und nicht hinter die Garderobe. Eine versteckte Unterbringung kostet im Ernstfall wertvolle Zeit. Der Feuerlöscher sollte nicht unter der Zimmerdecke, sondern etwa in einer Höhe von 80cm – 120cm aufgehängt werden. So kann man ihn schön “im vorbeigehen” von der Wand greifen. Den von mir empfohlenen zusätzlichen 2kg Kohlendioxidlöscher sollte man zweckmäßigerweise direkt dort vorhalten, wo er gebraucht werden könnte.
Natürlich sollten Eure Feuerlöscher alle zwei Jahre von einem zertifizierten Unternehmen geprüft werden.
Das Wichtigste nochmal zusammengefasst:
  • Kauft einen in Deutschland zugelassenen Feuerlöscher beim Fachhandel.
  • Wählt als normalen Schutz für Eure Wohnräume einen 6 l Schaumlöscher und einen 2 kg Kohlendioxidlöscher.
  • Stattet jede weitere Etage mit einem weiteren 6 l Schaumlöscher aus.


© Text: C. Müller

5 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen ausführlichen Tipp! Das hat mir sehr geholfen!

    AntwortenLöschen
  2. Danke für die ausführliche Information. Jetzt weiß ich was ich kaufen muß.

    AntwortenLöschen
  3. döka gehört auch zu den größten deutsche herstellen :-) nicht vergessen !

    AntwortenLöschen
  4. Ist bei Feuerlöschern 1 Liter = 1 Kilo? Oder kann man das aufgrund der unterschiedlichen Inhaltsstoffe so nicht sagen? Ich frage deshalb: http://www.sparbote.de/95327/feuerloescher-druckerzubehoer/

    AntwortenLöschen
  5. Hallo André,
    Die Löschmittel Pulver und Kohlendioxid werden in kg angegeben und Wasser sowie Schaum werden in l aufgeführt. Der Löscher, den Du da gepostet hast, ist ein 1 kg ABC-Pulverlöscher, welcher dementsprechend 1 kg Löschpulver enthält.

    Die besten Grüße

    AntwortenLöschen